07.11.2008, 16:07
Zitat:stern.de - 7.11.2008 - 10:27
URL: http://www.stern.de/wissenschaft/medizin/644585.html
Antibiotika-Resistenzen
Viel Unwissen und Pharma-Kalkül
Von Tim Braun
Rund 300 Tonnen Antibiotika schlucken die Deutschen pro Jahr. Dabei gilt: Je mehr Antibiotika verwendet werden, desto größer ist das Risiko, dass gefährliche Erreger reistent werden. Erstmals haben Mediziner den bundesweiten Verbrauch und Daten zu Resistenzen zusammengetragen.
Einen eigenen resistenten Erreger kann man sich einfach selbst züchten: etwa, indem man das verschriebene Antibiotikum absetzt, sobald die Hauptbeschwerden abklingen oder weniger Tabletten einnimmt, als auf der Packungsbeilage empfohlen wird. Bei einem Wirkstoff, der dreimal täglich eingenommen werden soll, ist es schon riskant, zwischen den Gaben nicht acht, sondern vielleicht zwölf Stunden verstreichen zu lassen. \"Bakterien sind clever\", sagt Tim Eckmanns, Leiter des Fachgebietes Surveillance am Robert-Koch-Institut (RKI). \"Wenn sie merken, dass sie angegriffen werden, können sie Resistenzgene anschalten.\" Dann beginnt der Kampf zwischen Antibiotikum und Erreger: Bei zu geringer Dosis haben Bakterien eine größere Chance, die Oberhand zu gewinnen.
Zitat:Pharma-Industrie in der Kritik
Neue Antibiotika sind inzwischen überall auf der Welt knapp. Die Arzneimittelindustrie wird seit Jahren dafür kritisiert, dass sie keine neuen Wirkstoffe mehr entwickelt. Stattdessen versuchen Pharmareferenten, Ärzte davon zu überzeugen, so genannte Reserveantibiotika einzusetzen, sagt Schröder. Diese Reserveantibiotika werden eigentlich nicht für normale Infektionen eingesetzt, sondern sollen schweren Infektionen vorbehalten sein, bei denen Erreger gegen die häufig eingesetzten Wirkstoffe schon Resistenzen entwickelt haben. Diese Präparate sind zudem teurer als die bewährten Standardantibiotika. Dennoch haben die Pharmakonzerne Erfolg mit ihrer Taktik, denn der Anteil der Reservemittel am Gesamtverbrauch liegt nach Angaben des Experten bereits bei fast 40 Prozent. Das bedeutet: Die Gefahr der Resistenzbildung ist relativ hoch - damit schrumpft die tatsächliche Reserve. In Deutschland kommt es immer wieder vor, dass Infektionen durch den Einsatz von Antibiotika nicht mehr gestoppt werden können, weil Erreger gegen sämtliche Wirkstoffe unempfindlich sind.
Der Grund, warum sich Ärzte überhaupt darauf einlassen, ist Unsicherheit. Viele wissen oftmals nichts über die Wirkstoffe und deren Anwendung. \"Sowohl im ambulanten Bereich als auch im Krankenhaus gibt es Probleme, was die Verschreibungsqualität angeht\", bestätigt Eckmanns vom RKI. Deutsche Mediziner würden die Infektiologie wie ein Stiefkind behandeln. Das fange schon im Studium an. Außerdem gebe es im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Staaten für dieses Feld keine Facharzt-Ausbildung. Dass Breitspektrum-Antibiotika häufiger verschrieben werden, zeigt auch: Nicht alle Ärzte wissen, mit welchem Wirkstoff sie welchen Erreger behandeln müssen.
Und: Während der Wintermonate, wenn Erkältungs- und Grippewellen durchs Land ziehen, steigen die Verordnungen für Antibiotika - obwohl diese weder gegen Grippe noch gegen Schnupfen helfen. Doch aus Sorge, dass sich hinter einem anhaltenden Husten eine Lungenentzündung verbergen könnte, greifen manche Ärzte zu diesem Mittel, bemängelt auch Winfried Kern von Uniklinik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, eine der zwei Experten des stern.de-Ratgebers \"Erkältung und Grippe\". \"Bevor sie jeden Patienten röntgen, dessen Symptome nach drei Tagen nicht abgeklungen sind, geben einige lieber gleich ein Antibiotikum.\"
...aber lest selbst den gesamten Artikel – unter o.g. Link
Uli
...siehe auch hier:
http://www.lebensmittelallergie.info/ind...pic=3351.0