26.10.2008, 15:30
Zitat:stern.de - 24.10.2008 - 15:48
URL: http://www.stern.de/wissenschaft/medizin/642859.html
Gesundheit
\"Wir brauchen mehr unabhängige Forschung\"
Interview: Christoph Koch
Jahr für Jahr werden Milliarden für Therapien ausgegeben, deren Nutzen nicht belegt ist. Im Interview fordern die Medizinexperten Gerd Antes und Gordon Guyatt, öffentlich finanzierte medizinische Studien - um Kosten für sinnlose Therapien zu vermeiden.
Vergangene Woche hat das Bundeskabinett den Einheitsbeitrag von 15,5 Prozent für alle Gesetzlichen Krankenkassen festgelegt. Neue Milliarden sollen in ein Gesundheitswesen gepumpt werden, für das im internationalen Vergleich seit Jahren gilt: Kosten Spitze, Leistung Mittelmaß. Gibt es durch die neuerliche Reform endlich mehr Gesundheit fürs Geld? Eine vernünftigere Steuerung der Ausgabenströme?
Antes: Nur, wenn damit strukturelle Änderungen verbunden sind. Mehr Geld allein ändert nichts. Fundamentale Änderungen sind nicht zu erkennen. Also erwarte ich auch nicht viel.
Zitat:Es mangelt uns an entscheidendem Wissen über die täglichen Erfolge oder Misserfolge unseres Therapiealltags. Könnte ein großes Forschungsprogramm das Übel an der Wurzel packen?
Antes: Ja, hier gibt es große Wissenslücken, die mit zielgerichteter Forschung gefüllt werden müssen. Aber wir haben leider noch ein zweites, schwerwiegendes Problem. Selbst wenn es durchschlagend neues Wissen gäbe, ist es für einen Großteil der Ärzte nicht ausreichend zugänglich, und die Anreize, es zu suchen und anzuwenden, sind gering. Die besten und aktuellsten Quellen für erstklassiges medizinisches Wissen sind sämtlich in Englisch veröffentlicht, und man muss kein Pessimist sein, um zu sagen, dass sie in der jetzigen Form zu wenig gelesen und zu wenig verstanden werden.
Zitat:Was hindert uns, diese Potenziale zu nutzen?
Antes: Die extreme Zersplitterung des Gesundheitswesens in Interessengruppen und Institutionen. Niemand kann tatsächlich eine strategische Perspektive einnehmen, strategische Weichen stellen. Und es kommt noch etwas hinzu: Die patientenorientierte klinische Forschung ist ungeheuer wichtig, aber Karriere sucht und macht der Mediziner in der Grundlagenforschung. Eine scheinbare Innovation ist ruhmreicher als eine schmerzliche Einsicht in fehlende Wirksamkeit und nicht erfüllte Hoffnungen.
....es lohnt, den Artikel vollständig zu lesen!
Uli