vertrackte Symptomatik!

[Sabine3]

Hallo Ihr!
Ich weiß, in den Feinheiten reagiert jeder ein wenig anders auf Unverträgliches bzw. Allergenes. Sonst wäre es ja auch zu einfach bei der Ursachenforschung. Aber bei einer Sache wüßte ich schon gerne, ob es anderen auch so geht:
Abgesehen von dieser läuft alles einigermaßen vorschriftsgemäß: Fruktose sorgt für Durchmarsch, Eiweiß für unförmigen Stuhlgang bis Verstopfung, Histamin für Flush und Depri, Getreide für entzündliche Prozesse im ganzen Trakt...
Die Milcheiweißallergie, die Probleme mit Soja und grundsätzliche Eiweißverdauungsstörungen haben mich schon vom Vegetarierdasein zurückgebracht zu Fisch und Ei, aber da mir nicht ganz wohl dabei war, versuchte ich vor wenigen Monaten wieder mal Hülsenfrüchte. Anfangs die geschälten Linsen von Davert und da sich keine markanten Verdauungsstörungen zeigten, gab es bald fast täglich Linsen, ab und an Bohnen. Es brauchte verdammt lange, bis ich das als Ursache erkannte für einen plötzlich (jenseits der Neigung) permanent niedrigen Blutdruck - habe mir extra ein Meßgerät gekauft: auch nach Treppensteigen kam der obere Wert nicht über 100 und die Ohren rauschten und knisterten über mehrere Tage hin, daß ich schon Angst vor einem Hörsturz bekam.
Als ich Idiot nach zwei Monaten die Hülsenfrüchte fortließ, war der Blutdruck spontan wieder okay und ich dachte nur, das glaubt mir keiner. Vorige Woche dann der Test: die üblichen Linsen (trocken nur ein gestr. Eßlöffel) und zwei Tage später war der Blutdruck wieder im Keller - diesmal kam die Reaktion wohl schneller. Ob das nun eine Unverträglichkeit ist oder tatsächlich auf eine Gräserkreuzallergie hindeutet sei dahingestellt, aber ist doch schon komisch, wenn als einziger deutlicher Indikator der Blutdruck spinnt?! Es ist als ein mögliches Symptom bei erhöhtem Histaminspiegel bekannt, aber so exzeptionell?!
Wieder eine Erfahrung mehr...
Beste Grüße,
Sabine

[V2Martin]

Hallo Sabine,

ich habe in meiner "Karriere" sehr viele Reaktionen kennengelernt als "Unvertraeglichkeitsindikator", vom Frieren fuer 6 Stunden ueber Blutdruckanbstieg nach 1/2 Stunde bis zum Unterzuckern - und immer wieder fanden sich leute, die das kannten. Ich denke, Du musst auf den koerper hoeren und akzeptieren, dass Huelsenfruechte dann offenbar "nicht gut" sind. Deutliche kann der Koerper nicht "NEIN" sagen. Ich habe das mit Mais und Karotten erlebt, nur dass es Frieren und Nackenschmerzen waren in dem Fall. Aber heftig!

Wie man das hinbekommt, dass irgendwann mal wieder "mehr geht", ist eine andere Frage, und ich bin dieser derzeit stark auf der Spur. Wird nur noch dauern, da die Schulmedizin unter der Knechtschaft von Lobbies und Spar-Kassen mir derzeit den Zugang zu einem kompetenten Krankenhaus verwehrt - ich bleibe aber dran.

Viele Gruesse, Martin

[Lena]

Guten Morgen, Sabine,


die Unverträglichkeit von Soja, Bohnen und Linsen kann, wie Du schon selbst überlegt hast, auf Kreuzreaktionen mit Gräserpollen beruhen:

(...) Gräserpollen können Kreuzreaktionen mit Lebensmitteln wie Getreide(mehl), Erbsen, Bohnen, Linsen, Soja, and Erdnüssen zeigen.(...)

Zitat Uli / Quelle: http://www.lebensmittelallergie.info/thr...d=592&sid=


Es kann aber auch sein, daß Du Hülsenfrüchte als solche nicht verträgst.


Zu den Hülsenfrüchten gehören: Sojabohnen, Mungobohnen, Bohnen (diverse Sorten), Goabohnen, Erbsen, Kichererbsen, Linsen, Lupinen, Erdnüsse und andere.

Hülsenfrüchte (Fabaceae) siehe z.B. unter:

http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_G...abaceae.29
und hier unter Stichwort `Hülsenfrüchte´


Auch Fructosemalabsorption kann ein möglicher Grund für die Unverträglichkeit von Hülsenfrüchten sein.

Als weitere Ursache für Unverträglichkeitsreaktionen kommen pflanzeneigene Toxine in Betracht. Beispiele hierfür sind u.a.:

Lektine
stark toxische und schwer abbaubare Eiweiße, die insbesondere in Getreide und Hülsenfrüchten enthalten sind. Besonders problematisch ist das so genannte Weizenkeimlektin WGA.
gelangen durch die Darmwand in den Blutkreislauf bzw. in das Lymphsystem und ermöglichen die Translokation von Antigenen bzw. Bakterien. WGA kann die Blut-Hirn-Schranke passieren und ist in der Lage, Viren ins Gehirn zu transportieren.
reagieren mit Kohlenhydraten auf der Oberfläche von Körperzellen. Da diese wichtige immunologische Funktionen erfüllen, sind gesundheitliche Folgen zu erwarten.
Im Tierversuch lagerte sich WGA in den Blutgefäßen ab und führte zu Schäden der Darmschleim-haut (Overgrowth-Syndrom), Wachstumsstörungen, Thymusatrophie und einer vergrößerten Bauchspeicheldrüse
WGA kann vermutlich entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Zöliakie) und Allergien aus-lösen. Daneben wird es als Ursache von Autoimmunerkrankungen wie Rheumatoider Arthritis und Diabetes mellitus diskutiert.
Im Gegensatz zu Lektinen in Hülsenfrüchten ist WGA hitzestabil. Während es in Vollkornprodukten erhalten bleibt, wird es bei weißem Mehl weitgehend mit dem Keimling abgetrennt.

vgl. EU.L.E.n-Spiegel 2001/H.1/S.9, 2002/H.2-3/S.10ff;
Concon JM et al: Lectins in wheat gluten proteins. Journal of Agricultural and Food Chemistry 1983/31/S.939-941 Cordain L: Cereal Grains: Humanity´s double-edged sword. World Review of Nutrition and Diet 1999/84/S.19-73;
Cordain L et al: Modulation of immune function by dietary lectins in rheumatoid arthritis. British Journal of Nutrition 2000/83/S.207-217; Pusztai et al: Antinutritive effects of wheat-germ agglutinin and other N-acetylglucosamine-specific lectins. British
Journal of Nutrition 1993/70/S.313-321

Phytinsäure

kommt vor allem im Getreidevollkorn, in Leguminosen und in Nüssen vor.
bindet unter anderem Zink, Eisen, Calcium sowie Magnesium und verhindert deren Absorption im Darm. Kann neben Calcium- auch Zinkmangel her-vorrufen.
reagiert mit Verdauungsenzymen und stört so zusätzlich die Nährstoffverwertung.
löst im Rattenversuch Hyperinsulinämie und Hypothyreose aus.
führt nicht nur im Tierversuch zu Rachitis, sondern auch beim Menschen: Der Ersatz von hellem Mehl durch Vollkorn hatte in Irland während des Zweiten Weltkriegs die Erkrankung zahlreicher Kinder zur Folge.
wird bei der traditionellen Brotherstellung mit Sauerteig nahezu vollständig abgebaut.

vgl. EU.L.E.n-Spiegel 2001/H.1/S.10, 2003/H.1/S.3ff, 1996/H.5/S.5; Robertson I et al: The role of cereals in the aetiology of nutritional rickets: the lesson of the irish national nutrition survey 1943-8. British Journal of Nutrition 1981/45/S.17-22

Dies und mehr zu pflanzeneigenen Toxinen unter:
http://www.lebensmittelallergie.info/thr...=1718&sid=


Der niedrige Blutdruck nach dem Essen könnte auch mit einem verminderten Blutzuckerspiegel zusammenhängen. Zu einer plötzlichen Absenkung des BZ kann es ebenfalls infolge von NMU/NMI kommen. - Ungewöhnlich ist das nicht. Auch winzige Mengen können mitunter drastische Reaktionen auslösen (bestes Beispiel: Pollenallergien: winzige Pollenmengen reichen für schwerwiegende Reaktionen. Ebenso genügen bei NMA geringste Allergenmengen als Auslöser massiver Reaktionen).


Hoffentlich kannst Du mit diesem Ideen-Sammelsurium etwas anfangen.

Viele Grüße,
Lena

[Sabine3]

Hallo Martin!
Ja, die Erfahrung mußte ich wohl tatsächlich erst noch machen, daß sich die Reaktion nicht im Bauch, nicht auf der Haut und nicht per Depri zeigen muß. Es ist irgendwie schwer zu akzeptieren, dieses ewige Rätselraten und die immensen Unterschiede zwischen Individuen und Nahrungsmitteln.

Hallo Lena!
Wow - Du bist ja die personifizierte Recherche! Danke für die vielen Tips und Links! Da werde ich mich nachher mal gründlich durchlesen.
Das Problem bei mir ist, daß alles auch nach eineinhalb Jahren Suche nur Vermutung bleibt - ist es das Lebensmittel selbst oder ist es nur der Vollkornzustand (Nickel? Fructose?), ist es eine Allergie oder UV (was man ja leider nicht an der Heftigkeit oder Art der Reaktion ablesen kann)?
Oder ist es, wie ich an Deiner Auflistung sehe eine Überempfindlichkeit gegenüber Phytinsäure (manche Nußarten haben tatsächlich heftige Folgen bei mir) oder Lektin (und Weizen ist tatsächlich besonders problematisch)? Die Quintessenz ist das Vermeiden, sicher, aber man wüßte schon gerne den genauen Grund, um ggf. auch andere Sachen gleich mit auszuschließen. Aber so geht's freilich jedem. Werde also die Augen offenhalten.
Niedriger Blutzucker war sicher auch im Spiel - Muskelschwäche und Nebel im Kopf... nur den Blutdruck kann man leichter messen.
Vielen Dank und herzlichen Gruß!
Sabine

[Lena]

Hallo Sabine ,

wurde/n schon einmal ein Fructosetoleranztest und / oder irgendwelche Allergietests, v.a. bzgl. diverser Sorten Getreide/Getreidepollen, Gluten, Hülsenfrüchten, Obst, Nickel, verschiedener Fisch- und Fleischsorten durchgeführt? - Wenn nicht, wäre das neben 'trial and error' und Ernährungsprotokoll die einzige Möglichkeit den Ursachen der verschiedenen Unverträglichkeiten näher auf Spur zu kommen.

Alle Lebensmittel und Substanzen, die zu Beschwerden führen, solltest Du unbedingt meiden, und Allergietests ggf. möglichst bald durchführen, da nach Karenz die Ak-Titer abfallen können und dann u.U. kein Nachweis mehr möglich ist.

Viele Grüße von Lena

[Sabine3]

Hallo Lena!
Danke für's am Ball bleiben!
Tja, ich bin in der Tat mehr oder minder auf eigener Faust unterwegs... Bin leider auch an sture Ärzte geraten und beim Allergietest über den Prick nicht hinausgekommen. Die Atemtests wollte ich nicht machen, weil Fructose und Sorbit durch eigene Erfahrung eindeutig waren und nach meinem Dafürhalten "nur" Begleiterscheinungen sind. Für Bluttests u.Ä. lebe ich schon zu lange in Karenz (Milch fast zwei Jahre, Getreide fast eines). Es wurden lediglich per (fragwürdiger) Bioresonanztherapie Weizen und Gerste als problematisch ausgemacht.
Denke, daß die Grundursache eine Casein-Allergie seit Kindheit ist und sich evtl. eine Getreideallergie hinzugesellt hat, sicher aber UV gegen Getreide und grundsätzlich FructoseMA sowie bestimmte Eiweisse (Amaranth, Hirse, Nüsse (v.a. Cashew), Hülsenfrüchte) und überhaupt UV großer Eiweißmengen und natürlich Histamin.
Denke, daß die Bauchspeicheldrüse down ist und lange braucht, sich zu erholen. Das Blöde ist, je länger und ausdifferenzierter ich Diät lebe, desto verzwickter ist es, die Symptome zu erkennen und zuzuordnen. Darum begann ich diesen Thread... aber wir reagieren halt alle zu verschieden und auch bei einer Person kann es bei demselben Lebensmittel mal da und mal dort haken - je nachdem, wo der Körper gerade eine empfindliche Stelle hat. Mußte mir erst wieder bewußt werden...
Bis dann!
Sabine

[Lena]

Hallo Sabine,

eine Sache habe ich völlig vergessen: die von Dir erwähnte generelle Eiweißverdauungsstörung. - Hast Du diesbzgl. in letzter Zeit irgendwelche Untersuchungen durchführen lassen? - Bspw. Bestimmung der Pankreas-Elastase- und evtl. auch der Alpha-1-Antitrypsin-Werte jeweils in Stuhl und Serum, Messung der Eiweißausscheidung im Stuhl, Albumin im Serum, Serum-Eiweißelektrophorese? - Wenn nicht, könntest Du diese (und evtl. noch andere?) Untersuchungen zur Klärung der Eiweißverdauungsstörung durchführen lassen.

Besteht auch eine Fettverdauungsstörung? - (Wenn ja, käme auch eine Bestimmung der Lipase in Frage. Ursache einer Fettverdauungsstörung kann neben einem Pankreasenzymmangel und vielem anderen auch ein Mangel an Gallensäuren sein, was ggf. ebenfalls zu überprüfen wäre).

Grüße von Lena

[Sabine3]

Hallo Lena!
Nein, Du hast recht - eigentlich müßte ich das mal prüfen lassen. Es gab ein großes Blutbild vor einem Jahr mitsamt Nieren-, Leber- und (ich denke) Pankreas-Werten (frag mich nicht, welche...) und da war nichts auffällig. Stuhluntersuchung gab es in dieser Richtung noch keine. Lediglich eine Sonographie von Bauchspeicheldrüse und Leber, aber da erkennt man solche Mängel natürlich nicht.
Momentan komme ich eigentlich per Diät (die freilich fortlaufend in Frage gestellt und korrigiert wird) ganz gut klar und mehr als eine eiweißarme Diät könnte der Arzt im Falle positiver Untersuchungen auch nicht empfehlen (Enzyme zufüttern muß ja nicht sein).
Andererseits wüßte man sicher schon ganz gerne, woran man ist - also werde ich mir die von Dir aufgelisteten klärungsbedürftigen Punkte mal rausschreiben und beim nächsten Arztbesuch hervorzaubern...
Lieben Gruß!
Sabine