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LI ohne gestrointestinale Beschwerden?
#1
Hallo ihr,

meine Schwester, Profession Diätassi, meinte in einer kürzlichen Diskussion, dass Personen mit Laktasemangel, die keine Magen-Darm-Beschwerden hätten, ruhig ungestört weiterhin normal Milchprodukte essen könnten. Da stellten sich mir die Haare zu Berge, denn ich dachte dabei an meine Mutter, die unter schweren Depressionen, Serotoninmangel, Essstörungen, Alkoholproblemen leidet, bei denen ich mir immer mehr denke, dass diese vielleicht AUCH von einer Kohlehydratunverträglichkeit herrühren könnten. Meine Mutter hat aber keine üblichen Symptome und ich möchte sie gerne mit einem seriösen Artikel, Erfahrungsbeispielen o.ä. dazu bewegen, mal ihre Disaccharidasen checken zu lassen, um LI auszuschließen und auf andere Weise FM/SI u.ä.

Was gibt es denn da für Erfahrungswerte von Euch/Uli? In der Diätassischule scheinen sie ja zu lernen, dass es Alaktasie ohne Beschwerden gibt. Ist das möglich? Oder kann es sein, dass sich die UV "nur" auf andere Weise äußert wie z.B. Depressionen, Alkoholsucht? Oder könnte ich damit auf nem ganz falschen Dampfer sein?
Leider weiß ich noch immer nicht mehr über die Laktaseverteilung in meiner ganzen Familie.

Wenn Euch was einfällt/ihr Erfahrungen habt wär ich dankbar um Erfahrungsbericht. Google schau ich mir selbst noch an...

Grüße und schönen Samsgtag noch (hier in MUC schneit es!!)
Rita
whenever you fall pick up something
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#2
Hallo Rita,

ich denke, da bist Du ganz und gar nicht auf dem falschen Dampfer. Ich kann da aus meinen eigenen Erfahrungen so Einiges berichten:

Als ich noch gar nichts von der Problematik wusste, habe ich mir morgens und abends einen halben Liter H-Milch (Brrrr) 'reingetan und dazu noch so Jugendsuenden wie Nutella und Aehnliches. In der Zeit hatte ich mit staendiger Muedigkeit, Antribeslosigkeit, manchmal auch depressiven Stimmungen und allgemein sehr starken Stimmungsschwankungen zu kaempfen.

Als ich dann die Milch erkannt habe als "geht nicht" und dann auch weggelassen, war es vermutlich erst mal besser. Zumindest gab es die Depri-Stimmungen nicht mehr. Aber Kaese und im Kantinenessen dann die Rahmsauce taten weiter ihr Werk - und viel Laktose in so Brotaufstrichen wie Fleischsalat. Auch die Zunahme des Koerperumfangs - sicherlich so 2 Kg im Jahr - ist als Nebenwirkung anzusehen.

Im 35. Lebensjahr hat sich dann die Gicht breitgemacht (hat 20 Jahre gedauert) und weil die Medis nicht so wirklich halfen (Stichwort Symptom-Dokterei) habe ich dann meine Ernaehrung im August 2002 ziemlich umgestellt, konnte im Mai 2003 die Medis halbieren. Ich fand im August 2003 noch ein paar Sachen mit Laktose und habe dann im Fruehjahr 2004 die letzten Brotaufstriche mit Laktose und Glutamat von meiner Speisekarte gestrichen. Seit April 2004 keine Gicht-Medis mehr, der Speiseplan wurde immer magerer mit immer mehr suchtartigen "Fressgeluesten" und jetzt stehe ich vor den Truemmern meines Stoffwechsels; es wuerde mich nicht weiter wundern, wenn sich in der naechsten Woche auch noch Darmpilze finden lassen.
Ich gehe jetzt mit Hilfe einer Heilpraktikerin (die zum Glueck reichlich Ahnung von der Materie hat) an den Wiederaufbau. Das ist alles Andere als "muehelos".

Nicht zu vergessen die zweimalige Iris-Entzuendung (in 1998/99), die ich heute dank Ulis Hinweisen einer Autoimmunreaktion meines Koerpers zurechne. Siehe auch Ulis Beitrag:http://www.lebensmittelallergie.info/thr...&styleid=3
Da geht's zwar mehr um die Eiweisse als um Laktose, aber in Milch ist ja nunmal beides drin...
Nicht zu vergessen die Arthrose-Geschichtchen, die bei meiner Mutter auftreten (auch LI, aber nicht so tief abgestuerzt wie ich) und eben auch diesen Autoimmun-Reaktionen zuzurechnen sind. In "Die Zeit" war mal ein Artikel; Fremdeiweisse als Verursacher von Rheuma etc - nur Milch sieht leider keiner als Traeger von Fremdeiweiss an. Schade.


Also, noch einmal in Kuerze: Die Beschwerden aeussern sich anders, werden oft nicht erkannt, da ja Wohlbefinden ausgestrahlt wird (aehnlich wie bei Alkohol), und schliesslich sind manche Wirkungen erst nach Jahrzehnten zu erkennen und dann ist es oft fast zu spaet, da noch etwas geradezuruecken.

Die Idee, bei fehlenden Sofortwirkungen "einfach weiterzukonsumieren" halte ich gemaess meinen Erfahrungen fuer gar nicht gut. Sad

Wenn Du so willst, habe ich ja (ohne es zu wissen) den Rat deiner Schwester ausprobiert und muss nun die Ruine meines Stoffwechsels wieder aufbauen. Vermutlich hat sie nicht solche Erfahrungen gemacht wie ich - "ruhig ungestört weiterhin normal Milchprodukte essen" ist nach meiner erfahrungsgestaerkten Meinung voellig falsch.

Die komplette Geschichte in lustigen Worten (Galgenhumor) kannst Du auf LIbase finden (wenn die ihren Server wieder hingekriegt haben) - suche einfach nach dem Wort "Bowlingkugel". Smile

Viele Gruesse, Martin
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#3
uaaaa = Aufschrei meinerseits!
Das sind ziemlich "fahrlässige" Ratschläge, die da verbreitet werden - auch wenn sich Deine Schwester hierbei in guter Gesellschaft befindet -leider !
- Solange eine LI von "öffentlicher Seite" ausschließlich auf Magen-Darm- Symptomatik festgelegt ist und man Erfahrungen von Betroffenen als >nicht relevant< abtut, wird sich daran auch nicht viel ändern.
- solange in populären Nachschlagewerken ( siehe Pschyrembel) völlig falsche / irreführende Informationen zu LI stehen (dürfen), ebenso.

Ich habe mal in einer Publikation Ähnliches gelesen - kann sie Dir aber nicht nennen, da ich diese als nicht relevant ( als völligen Blödsinn also!) eingeordnet .....und "vergessen" habe Sad .

Meine eigenen Erfahrungen:mit 18 plötzlich keine Trinkmilch mehr vertragen-> Durchfälle, Bauchgrummeln: also "klassische Symptome der LI". ( Nur kam damals keiner drauf......)
Joghurt, Käse, Quark , Sahne, Butter aber habe ich vertragen - vom Bauch her! Ich entwickelte "nur" einen M. Meniere; hatte V.a. MS ; V.a. auf PCP wegen ständiger Gelenkbeschwerden; extreme Stimmunschwankungen; hohe Infektanfälligkeit - bis hin zu Pneumonien; Sicca Syndrom; Fibromyalgie; Herzrasen und Herzrhythmusstörungen.........aber keine Turbulenzen in den Innereien!
O.a. "Register" an "Nebenwirkungen der Laktose und des Kaseins" verschwanden nahezu alle, als ich alles "milchhaltige" ersatzlos gestrichen habe......... Und so ähnlich ergeht es auch LI`lern, die sich an die "gängigen Ratschläge" der "gängigen Literatur" und Ernährungsberatungen halten.........., denn:
- gut 70% der LI`ler haben eine Milcheiweißunverträglichkeit ( neben sehr vieler andrer UV`s ) dazu....( und Literaturhinweise zu Kasein z.B. findest Du bei ADSH-Infos) - bei den meisten ist eine LI mit massiven Magen-Darm-Problemen so quasi die "Notbremse"........
- die mir bekannten "Alaktasier" ( asiatische Betroffene) haben i.d. R. wirklich auch keine "Bauchprobleme", die haben extreme "Haut"- und Allergieprobleme ( z.B. Pollen - Kontaktallergien, Ekzeme....).

Aber um zu diesen "Erkenntnissen" gelangen zu können, müsste man die LI erstmal "ernst nehmen" und nicht in dem Maße bagatellisieren, wie es bisher noch geschieht! Man müsste erkennen(wollen), dass sie viel mehr Schaden anrichtet als "nur" etwas Blähungen und Durchfälle Big Grin Big Grin X( ....... und dass die l-reduzierten Milchprodukte und die angeblich verträglichen Joghurts & Co auch nicht der Weisheit letzter Schluss sind.

Links zu milchassoziierten Erkrankungen findest Du hier ja ein "paar"...vielleicht guckt sich Deine Schwester die mal an????? Oder die "Leidensgeschichten" auf LIbase....und überdenkt dann noch`mal >>Theorie und Praxis<<..........

LG
Uli
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#4
Um dir auf die Alkoholprobleme zu antworten.

In meiner Familie väterlicherseits scheinen alle auf Milch zu reagieren.
Bisher habe ich das als Einzige erkannt. Ich habe keinen Kontakt mehr zu diesem Teil meiner Familie. Das hat aber einen anderen Grund.
Nur gibt es hier Spiegeltrinker, Quartalsäufer und Alkoholiker.
Alle haben Magenprobleme und das wurde bisher immer so als Familienerbe angesehen.
Alle haben einen sogenannten hohen Magen und viele Probleme mit Sodbrennen und Übersäuerung.
Meine Oma und ihr Bruder hatten Darmkrebs.

Vielleicht hilft dir das ein bischen weiter.

LG Emmily
Seit dem 1.1.08 gelte ich nicht mehr als unschuldiger Mensch, sondern stehe ich nach dem Willen der Regierung unter Generalverdacht.
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#5
Ratschläge zurückkommend:
Der "Verursacher" dürfte wohl mit die "Milchforschungsanstalt" in Kiel sein, die ihre eigenen Versuche dazu gemacht haben......
Die dazugehörige Studie:
http://www.ajcn.org/cgi/content/full/73/2/421S

Tja - und die gucken "nur" nach Magen-Darmbeschwerden und dem H2-Gehalt in der Ausatemluft bei der Beurteilung der LI- und die unterscheiden demnach auch:
Wie ich das verstanden habe, wird Malabsorption und -digestion rein symptombezogen gesehen.
Wer Symptome hat ist Malabsorber oder -digester, unabhängig vom Grund. LI´ler sind auch Leute ohne Symptome, also solche, die zwar
Laktasemangel haben, aber "angeblich" keine Symtome zeigen. Das mag zwar wissenschaftlich richtig sein, aber für die Praxis völlig daneben. Denn wer keine Symtome hat, geht nicht zum Arzt und braucht
keine Hilfe und lässt sich auch nicht untersuchen.
Das Wissen, dass es Leute gibt, die Laktasemangel haben, aber keine Maldigester sind, haben die Kieler ja nur, weil sie das mit ihren Testmethoden erkannt haben. Außerdem sind das ja nur Kurzzeitaufnahmen . Jeder, der Laktasemangel hat, hat irgendwann Probleme. Die ganzen Untersuchungen leiden daran, dass es keine Lang-zeittests gibt. Z.B. ein Laktasemangel im Alter von 30 Jahren ohne Symtome, weist im Alter von 40 bestimmt Symptome auf. Solche Studien aber sucht man vergeblich.
Außerdem wird folgender Umstand völlig "links liegen" gelassen: durch die ständige Laktosezufuhr verändert sich ja auch die Darmflora- und damit nehmen womöglich ja auch die H2-bildenden Bakterien ab/verabschieden sich -> und dann wird das fälschlicherweise als "Heilungserfolg" gewertet! Und es sollte sich auch bis Kiel herumgesprochen haben, dass der H2-Atemtest bei vielen Betroffenen versagt! "Nebenerkrankungen" wie z.B. Hauterkrankungen, psychische Störungen , Nervenbeteiligung u.s.w. ( die Liste ist ja recht lange) werden überhaupt nicht beachtet - das schlägt sich demnach auch bei den Verantwortlichen ( Ärzten, Ernährungsberater) nieder: hier wird Betroffenen nur allzu nachdrücklich erklärt, dass diese Begleiterscheinungen überhaupt nix mit LI zu tun hätten!
Außerdem scheinen den "Kielern" FM, SI und Kuhmilcheiweiß unverträglichkeiten völlig fremd zu sein!

Das erklärt dann aber auch, warum solche "Ratschläge" erteilt werden........

Uli X(
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#6
hallo,

danke uli für diesen bericht. es hilft weiter, wenn ich studien und deren interpretationen kenne, schließlich komme auch ich von der wissenschaftlichen seite. und weiß daher auch, was sich und was sich nciht aus daten gewinnen lässt. ich finde es eben auch total wichtig, sich exakt an aussagen zu halten, die an tatsächlich machen kann aufgrund des vorliegenden materials - und solche zu entlarven, die nur anschließende vermutungen seitens irgendwelcher schlaumeier waren. mit enspr. falschen rückschlüssen.

grüße,
rita
whenever you fall pick up something
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