Tja,
nun will ich dieses schöne Haus mit seinen vielen netten Bewohnern auch ordnungsgemäß durch die Tür betreten,
nachdem ich mich schon an anderer Stelle, vielleicht etwas vorlaut und naseweis, zu Wort gemeldet und mir auch schon einen kleinen "Roman" von der Seele geschrieben habe.
Sowas hat ja tatsächlich einen gewissen therapeutischen Nutzen, und die Lebensgeschichten mit ihrer jeweils individuellen Tragik hier im Forum finde ich besonders interessant. Es tut gut zu sehen, dass man doch nicht ganz allein auf weiter Flur ist.
Ich bin schon einige Monate lang immer wieder ums Haus geschlichen, habe durch die Fenster gespäht, an der Tür gelauscht, also fleißig gelesen und gelernt. Habe eine Weile gezögert, ob ich überhaupt eintreten soll/darf, ob ich wirklich hierhergehöre, denn ich habe nicht die klassischen Magen- und Darmprobleme, mit denen ihr hier vor allem kämpft. Dann habe ich mir aber doch gesagt, dass die Symptome weniger zählen als die Ursachen und dass ich, wenn ich Sorbit und einige andere Leckereien nicht vertrage, wohl ein NMUler bin und mich zu euch gesellen darf.
Aufgewachsen bin ich in der DDR. Allergien hatte ich damals auch schon. Als erstes hatte ich den Fall Nickel erkannt. War relativ einfach, weil das Wort "Chrom-Nickel-Allergie" vielen geläufig war und ich bei Hautkontakt nen schönen Ausschlag kriegte.
Dann kamen die Katzen an die Reihe. An bestimmten Orten tränten mir ständig die Augen und die Nase lief. Schließlich wurde mir klar, dass dann immer Katzen in der Nähe waren.
Dann gabs aber auch noch die ungelösten Fälle. Ich hatte in der Schulzeit zwei apathische Phasen, die glücklicherweise wieder von selbst verschwanden. Heute vermute ich, dass sich irgendein Detail bei Kosmetik oder Essen verschoben und ich später instinktiv wieder zu Verträglicherem zurückgefunden hatte. Ich war deshalb auch mal im Krankenhaus, aber die Ärzte fanden nichts, nur ein bisschen Eisenmangel.
Ja und dann gabs keine DDR mehr, und nach einigen Jahren Westkonsum gings mit mir bergab. Was ich aber zunächst nicht bemerkte. Es ging schleichend. Ich wurde immer langsamer, träger, und die Feinmotorik der rechten Hand verschlechterte sich ... plötzlich wusste ich nicht mehr, wie man schreibt ... und das in einem schreibenden Beruf (hatte aber keine Stelle zu der Zeit).
Das kann man doch niemandem sagen, dachte ich. Später - nachdem sich Arm und Hand durch Ersatzhaltungen so sehr verkrampft hatten, dass ich nichts mehr anfassen konnte und starke Schmerzen hatte - hab ichs dann doch nem Doc gesagt.
Na, falscher gehts nicht. Erzähl einer einem Doc vom Nicht-schreiben-können und gestikuliere dabei wild mit der Hand (ich gestikuliere oft stark beim Sprechen). >Sie bilden sich das nur ein, können doch alle Finger bewegen, Schreiben = Psyche, zumal in ihrer Lebenssituation.< Nach organischen Ursachen wurde dann doch gesucht, nichts gefunden, auch die Nervenbahnen waren intakt. Danach musste ich mich von Ärzten fernhalten, wegen ihrer Psycho-Manie und weil sie mich sonst allenfalls mit Botulinum vergiftet hätten, weils nach Dystonie (Schreibkrampf) aussah.
Hätte ich dem Doc gesagt, dass auch Kartoffelschälen nicht geht, hätte er vielleicht ein bisschen freundlicher geguckt. Aber Kartoffelschälen spielte in meinem Leben, anders als Schreiben, kaum eine Rolle. Ich war inzwischen auch etwas trübe geworden ...
Es ging um feinmotorische Details, die den meisten Menschen nie bewusst werden. Ich habe mir das Schreiben (mit Stift und Tastatur) mühsam wieder erarbeitet, Bewegungsabläufe eingeübt, das "Schreibzentrum" in meinem Gehirn aufgeräumt oder neu angelegt.
So machte ich ganz langsam wieder Fortschritte, bis ich dann mehr oder weniger zufällig den Ursachen meiner Leiden auf die Schliche kam.
Das erste, was ich entdeckte, war Magnesiummangel. Der führt zu Muskelkrämpfen und neurologischen Ausfällen. Eine Magnesiumgabe wirkt dann quasi als Antidepressivum. Aber damit die Psychiatrie noch genug Patienten hat, verzichten die Ärzte lieber auf die Bestimmung des Magnesiumspiegels.
Das zweite war SI. Sorbitzufuhr führte zu Müdigkeit, Grübeln, ziellosem Dahintreiben, Muskelkater.
Das dritte waren Kosmetikallergien. Durch Verzicht auf mein (parfumfreies) Deo verschwanden die Störungen bei den feinen Greifbewegungen dann völlig.
In letzter Zeit kamen noch diverse Lebensmittel hinzu. Dabei geht es vor allem um Bezüge zu Duftstoffen (Vanille, Zimt, überhaupt Benzoesäure, Küchenkräuter ...) Die Liste bleibt vorläufig offen.
Inzwischen habe ich mein Leben besser im Griff. Bin jetzt freischaffend tätig und versuche von meiner verkorksten beruflichen Laufbahn zu retten, was noch zu retten ist.
Manchmal denke ich, wenn schon in meiner Kindheit ein Lösungsansatz gefunden worden wäre, wäre mein Leben ganz anders verlaufen. Nun habe ich meine Geschichte hier aufgeschrieben, vielleicht hilft es ja einem andern. Denn ich denke, dass? solche, von den Symptomen her seltsamen Allergien kaum je entdeckt werden. Vor allem im Osten, wo ich immer noch lebe, und gerade im strukturschwachen ländlichen Raum mit seiner bodenständigen Bevölkerung und seinem Ärztemangel, nicht.
Mit dem Verdauungstrakt habe ich nie Probleme. Was das betrifft, bin ich für dieses Forum hier schon geradezu unanständig "gesund".
Deshalb war ich auch nicht sicher, ob ich hierher gehöre. Na ja, nun bin ich da.
Bolek
nun will ich dieses schöne Haus mit seinen vielen netten Bewohnern auch ordnungsgemäß durch die Tür betreten,
nachdem ich mich schon an anderer Stelle, vielleicht etwas vorlaut und naseweis, zu Wort gemeldet und mir auch schon einen kleinen "Roman" von der Seele geschrieben habe.
Sowas hat ja tatsächlich einen gewissen therapeutischen Nutzen, und die Lebensgeschichten mit ihrer jeweils individuellen Tragik hier im Forum finde ich besonders interessant. Es tut gut zu sehen, dass man doch nicht ganz allein auf weiter Flur ist.
Ich bin schon einige Monate lang immer wieder ums Haus geschlichen, habe durch die Fenster gespäht, an der Tür gelauscht, also fleißig gelesen und gelernt. Habe eine Weile gezögert, ob ich überhaupt eintreten soll/darf, ob ich wirklich hierhergehöre, denn ich habe nicht die klassischen Magen- und Darmprobleme, mit denen ihr hier vor allem kämpft. Dann habe ich mir aber doch gesagt, dass die Symptome weniger zählen als die Ursachen und dass ich, wenn ich Sorbit und einige andere Leckereien nicht vertrage, wohl ein NMUler bin und mich zu euch gesellen darf.
Aufgewachsen bin ich in der DDR. Allergien hatte ich damals auch schon. Als erstes hatte ich den Fall Nickel erkannt. War relativ einfach, weil das Wort "Chrom-Nickel-Allergie" vielen geläufig war und ich bei Hautkontakt nen schönen Ausschlag kriegte.
Dann kamen die Katzen an die Reihe. An bestimmten Orten tränten mir ständig die Augen und die Nase lief. Schließlich wurde mir klar, dass dann immer Katzen in der Nähe waren.
Dann gabs aber auch noch die ungelösten Fälle. Ich hatte in der Schulzeit zwei apathische Phasen, die glücklicherweise wieder von selbst verschwanden. Heute vermute ich, dass sich irgendein Detail bei Kosmetik oder Essen verschoben und ich später instinktiv wieder zu Verträglicherem zurückgefunden hatte. Ich war deshalb auch mal im Krankenhaus, aber die Ärzte fanden nichts, nur ein bisschen Eisenmangel.
Ja und dann gabs keine DDR mehr, und nach einigen Jahren Westkonsum gings mit mir bergab. Was ich aber zunächst nicht bemerkte. Es ging schleichend. Ich wurde immer langsamer, träger, und die Feinmotorik der rechten Hand verschlechterte sich ... plötzlich wusste ich nicht mehr, wie man schreibt ... und das in einem schreibenden Beruf (hatte aber keine Stelle zu der Zeit).
Das kann man doch niemandem sagen, dachte ich. Später - nachdem sich Arm und Hand durch Ersatzhaltungen so sehr verkrampft hatten, dass ich nichts mehr anfassen konnte und starke Schmerzen hatte - hab ichs dann doch nem Doc gesagt.
Na, falscher gehts nicht. Erzähl einer einem Doc vom Nicht-schreiben-können und gestikuliere dabei wild mit der Hand (ich gestikuliere oft stark beim Sprechen). >Sie bilden sich das nur ein, können doch alle Finger bewegen, Schreiben = Psyche, zumal in ihrer Lebenssituation.< Nach organischen Ursachen wurde dann doch gesucht, nichts gefunden, auch die Nervenbahnen waren intakt. Danach musste ich mich von Ärzten fernhalten, wegen ihrer Psycho-Manie und weil sie mich sonst allenfalls mit Botulinum vergiftet hätten, weils nach Dystonie (Schreibkrampf) aussah.
Hätte ich dem Doc gesagt, dass auch Kartoffelschälen nicht geht, hätte er vielleicht ein bisschen freundlicher geguckt. Aber Kartoffelschälen spielte in meinem Leben, anders als Schreiben, kaum eine Rolle. Ich war inzwischen auch etwas trübe geworden ...
Es ging um feinmotorische Details, die den meisten Menschen nie bewusst werden. Ich habe mir das Schreiben (mit Stift und Tastatur) mühsam wieder erarbeitet, Bewegungsabläufe eingeübt, das "Schreibzentrum" in meinem Gehirn aufgeräumt oder neu angelegt.
So machte ich ganz langsam wieder Fortschritte, bis ich dann mehr oder weniger zufällig den Ursachen meiner Leiden auf die Schliche kam.
Das erste, was ich entdeckte, war Magnesiummangel. Der führt zu Muskelkrämpfen und neurologischen Ausfällen. Eine Magnesiumgabe wirkt dann quasi als Antidepressivum. Aber damit die Psychiatrie noch genug Patienten hat, verzichten die Ärzte lieber auf die Bestimmung des Magnesiumspiegels.
Das zweite war SI. Sorbitzufuhr führte zu Müdigkeit, Grübeln, ziellosem Dahintreiben, Muskelkater.
Das dritte waren Kosmetikallergien. Durch Verzicht auf mein (parfumfreies) Deo verschwanden die Störungen bei den feinen Greifbewegungen dann völlig.
In letzter Zeit kamen noch diverse Lebensmittel hinzu. Dabei geht es vor allem um Bezüge zu Duftstoffen (Vanille, Zimt, überhaupt Benzoesäure, Küchenkräuter ...) Die Liste bleibt vorläufig offen.
Inzwischen habe ich mein Leben besser im Griff. Bin jetzt freischaffend tätig und versuche von meiner verkorksten beruflichen Laufbahn zu retten, was noch zu retten ist.
Manchmal denke ich, wenn schon in meiner Kindheit ein Lösungsansatz gefunden worden wäre, wäre mein Leben ganz anders verlaufen. Nun habe ich meine Geschichte hier aufgeschrieben, vielleicht hilft es ja einem andern. Denn ich denke, dass? solche, von den Symptomen her seltsamen Allergien kaum je entdeckt werden. Vor allem im Osten, wo ich immer noch lebe, und gerade im strukturschwachen ländlichen Raum mit seiner bodenständigen Bevölkerung und seinem Ärztemangel, nicht.
Mit dem Verdauungstrakt habe ich nie Probleme. Was das betrifft, bin ich für dieses Forum hier schon geradezu unanständig "gesund".
Deshalb war ich auch nicht sicher, ob ich hierher gehöre. Na ja, nun bin ich da.
Bolek