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"Frauenmedizin"
#5
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT ONLINE
03.08.2005
M E D I Z I N

IARC: Brustkrebs durch Anti-Baby-Pille – Protektive Wirkung bei anderen Krebsarten

LYON. Die Internationale Krebsforschungsagentur (International Agency for Research on Cancer, IARC) stuft kombinierte Östrogen-Gestagen-Präparate als karzinogen ein. Dies gilt sowohl für orale Kontrazeptiva (“Anti-Baby-Pille”), was neu ist, als auch für Präparate zur postmenopausalen Hormontherapie, wo die Risiken inzwischen allgemein bekannt sind. Die langfristige Einnahme steigere das Risiko von Mamma- und Zervixkarzinomen und eventuell auch hepatozellulären Karzinomen. Gleichzeitig wird auf eine protektive Wirkung vor Ovar- und Endometriumkarzinomen (letztere nur für die “Pille”) hingewiesen. Weder in der Pressemitteilung noch in einem Artikel in Lancet Oncology (2005; 6: 552-553) finden sich jedoch quantitative Angaben, die eine Risikoabschätzung ermöglichen würden. Da die Medien über die Neueinstufung der IARC berichten, dürften vielen Frauenärzten schwierige Beratungen bevorstehen. Der Ratschlag der Agentur, die Frauen sollten Nutzen und Risiken der Hormonpillen gemeinsam mit ihrem Arzt abwägen, ist wenig hilfreich, da eine ausführliche Monographie (Band 91) erst “irgendwann zu Beginn des nächsten Jahres” publiziert wird.

Bereits im Juni 2005 hatten sich 21 Wissenschaftler aus acht Nationen in Lyon, dem Sitz der IARC getroffen, um über die Sicherheit der Hormonpräparate zu diskutieren, die weltweit von Millionen Frauen eingenommen werden. Die IARC schätzt, dass es derzeit mehr als 100 Millionen Anwenderinnen von oralen Kontrazeptiva gibt, das seien etwa zehn Prozent aller Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter. In den höher entwickelten Ländern seien es 16 Prozent, in den weniger entwickelten Ländern nur sechs Prozent. Da orale Kontrazeptiva nicht lebenslang eingenommen werden, ist die Zahl der “ever-user” weitaus höher. Die IARC schätzt, dass in einigen Ländern 80 Prozent aller Frauen schon einmal die Anti-Baby-Pille eingenommen haben (beziehungsweise sich Depotpräparate injizieren ließen).

Die möglichen Krebsrisiken von kombinierten oralen Kontrazeptiva seien in mehr als zehn Kohortenstudien und 60 Fall-Kontroll-Studien untersucht worden, heißt es in dem Bericht in Lancet Oncology, den ein IARC-Team um Vincent Cogliano verfasst hat. Insgesamt lägen Daten zu mehr als 60.000 Anwenderinnen vor, die für die Monographie aufgearbeitet wurden. Ergebnis war ein “ein leicht erhöhtes” Brustkrebsrisiko für derzeitige oder frühere Anwenderinnen der kombinierten oralen Kontrazeptiva. Dies wird auf eine Erhöhung der Proliferationsrate in den Epithelien der Brustdrüse zurückgeführt.

Bis zu zehn Jahre nach dem Absetzen der “Pille” sei noch ein erhöhtes Brustkrebsrisiko nachweisbar. Dies ist die einzige konkrete Angabe, welche die IARC den Gynäkologen für ihre Beratungen derzeit zur Verfügung stellt. Da die meisten Brustkrebserkrankungen erst jenseits des 40. bis 45. Lebensjahres auftreten, dürften viele Frauenärzte jüngeren Frauen bis zum 30. bis 35. Lebensjahr weiter zur Einnahme der Pille raten. In diese Richtung äußerte sich auch Prof. Otmar Wiestler, der Direktor des Deutschen Krebsforschungszentrums gegenüber den Tagesthemen in der ARD. Nur bei Frauen mit einer familiären Häufung von Brustkrebsfällen sollte die Einnahme überdacht werden, da hier die Erkrankungen häufig bereits in einem frühen Lebensalter eintreten.

Nach Einschätzung der IARC-Experten erhöhen kombinierte orale Kontrazeptiva auch das Risiko von Zervixkarzinomen. Dieser Tumor wird erwiesenermaßen von onkogenen Varianten des humanen Papillomavirus (HPV) induziert. In-vitro-Studien und tierexperimentelle Untersuchungen hätten gezeigt, dass die Östrogen-Gestagen-Kombinationen die Expression bestimmter HPV-Gene steigern.

Die dritte Krebsform, die durch kombinierte orale Kontrazeptiva gefördert wird, sind hepatozelluläre Karzinome. Ein erhöhtes Risiko sei in Ländern mit einer niedrigen Prävalenz von Hepatis-B-Infektionen und chronischen Lebererkrankungen nachgewiesen, den beiden Hauptursachen für Leberkrebs in ärmeren Ländern. Dort ist ein zusätzliches Risiko durch die Pille nicht nachweisbar, im Gegensatz zu den reicheren Ländern, zu denen auch Deutschland zählt. Hierzulande sind hepatozelluläre Karzinome (im Gegensatz zum Brustkrebs) jedoch selten, sodass sich das Zusatzrisiko in Grenzen halten dürfte.

Wie beim Mammakarzinom werden auch zum Zervixkarzinom und dem hepatozellulären Karzinom keine Zahlen genannt, die eine individuelle Risikoabschätzung möglich machen.

Diesen drei durch die Hormone geförderten Krebsarten steht eine gewisse protektive Wirkung gegen Endometrium- und Ovarkarzinomen gegenüber. Die protektive Wirkung gegen das Endometriumkarzinom steige mit der Dauer der Anwendung und sei noch 15 Jahre nach dem Ende der Anwendung nachweisbar, heißt es. Ursache sei eine Atrophie und antiproliferative Wirkungen auf das Endometrium.

Eine protektive Wirkung gegen Ovarialkarzinome sei sogar noch 20 Jahre nach der letzten Einnahme nachweisbar, schreiben die IARC-Experten. Ursache der protektiven Wirkung sei die Induktion der Apoptose von Ovarialepithelien, die in Tierversuchen an Affen beobachtet wurde.

Aus den Ergebnissen von “mechanistischen” Tierexperimenten wäre auch eine protektive Wirkung gegen Darmkrebs denkbar, doch konnte dies bisher in epidemiologischen Studien nicht bestätigt werden, sodass die IARC keine protektive Wirkung annimmt.

Die IARC-Experten schreiben, dass die protektiven Wirkungen der kombinierten oralen Kontrazeptiva die Risiken mehr als aufwiegen könnten. Dies müsste jedoch für jedes Land in einer “rigorosen Analyse” bewiesen werden, wobei auch die Auswirkungen auf andere nicht-maligne Erkrankungen zu berücksichtigen seien, was außerhalb der Möglichkeiten der Monographie liege. Dieser Hinweis lässt nicht erwarten, dass die angekündigte Monographie weitere Hilfestellungen bei der Risikoabschätzung geben wird.

Die Monographie wird sich auch mit der Karzinogenität der Hormontherapie in der Menopause beschäftigen. Auch hier besteht ein erhöhtes Brustkrebsrisiko durch Gestagen-Östrogen-Kombinationen, was der Öffentlichkeit allerdings seit der Publikation der US-amerikanischen Women’s Health Initiative und der britischen Million Women Study bekannt ist. Diese beiden randomisierten Studien haben auch quantifizierte Daten zur individuellen Risikoabschätzung gegeben. Interessant in der Publikation in Lancet Oncology sind Angaben zum Endometriumkarzinom-Risiko, das(bei der Hormontherapie in der Menopause) auf reine Östrogen-Präparate beschränkt ist. Kombinationspräparate gelten als sicher. Nach Einschätzung der IARC steigt das Risiko, wenn die Frauen an weniger als zehn Tagen pro Zyklus Gestagene zusätzlich zu den Östrogenen einnehmen. /rme
Links zum Thema
Abstract in Lancet Oncology (nach kostenloser Registrierung)
http://www.thelancet.com/journals/lanonc...licy+Watch
Pressemitteilung der IARC
http://www.iarc.fr/ENG/Press_Releases/pr167a.html
Million Women Study
http://www.millionwomenstudy.org/
Women Health Initiative
http://www.whi.org/
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