21.04.2005, 07:45
Jetzt mal was ganz andres.........
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT ONLINE 20.04.2005
M E D I Z I N
Leichtes Übergewicht senkt Sterberisiko
HYATTSVILLE/MARYLAND und ATLANTA/GEORGIA. Ist das leichte Übergewicht von heute das Idealgewicht von morgen? Diese Vermutung legt eine repräsentative Umfrage aus den USA nahe. Sie kommt, im Widerspruch zu vielen Studien der letzten Jahre, zu dem Ergebnis, dass die Sterblichkeit in der „Gewichtsklasse“ mit einem Bodymass-Index von 25 bis 30 am niedrigsten ist. Erst bei Fettleibigen steigt die Sterblichkeit. Aber auch Untergewichtige haben nach der Studie ein erhöhtes Mortalitätsrisiko.
Die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) befragen eine Stichprobe der Bevölkerung regelmäßig nach ihrer Ernährung und ihrem Gesundheitszustand. Die Daten dieser „National Health and Nutrition Examination Surveys“ (NHANES) sind ideales Datenmaterial für Epidemiologen. Katherine Flegal vom National Center for Health Statistics in Hyattsville/Maryland ging jetzt der Frage nach, warum die Zunahme des Übergewichts in der Bevölkerung bisher nicht zu einem Anstieg der Sterblichkeit geführt hat (JAMA 2005; 293: 1861-1867). Die Lebenserwartung eines Amerikaners hat sich im Gegenteil von 73,7 Jahren im Jahr 1980 auf 77,0 Jahre im Jahr 2000 erhöht und steigt weiter. *********
Wie bitte? Sprechen die vom gleichen Land ????
Bereits jetzt sei eine Stagnation erkennbar, schreiben Olshansky und Mitarbeiter (NEJM 2005; 352: 1138-1145). In den letzten 20 Jahren sei die Lebenserwartung von 65-Jährigen nicht mehr angestiegen. Neben dem Übergewicht gebe es weitere Bedrohungen. Auch die Zunahme resistenter Krankheitserreger oder eine schwere Grippe-Pandemie könnten zu einer Reduktion der Lebenserwartung in der Bevölkerung führen.
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=19525
*********
In der ersten Umfrage NHANES I aus den Jahren 1971 bis 1975 war noch ein deutlicher Zusammenhang zwischen Übergewicht (BMI über 25) und der Sterblichkeit erkennbar. In den neuesten Umfragen NHANES II (1976 bis 1980) mit einer Nachbeobachtung bis 1992 und NHANES III (1988 bis 1994) mit einer Nachbeobachtung bis 2000 war der Zusammenhang weniger deutlich. Anders als in NHANES I hatten Personen mit einem BMI zwischen 25 bis unter 30 die niedrigste Sterblichkeit. Erst ab einem BMI von 30 oder mehr steigt die Mortalität.
Ein BMI zwischen 25 bis unter 30 ist in den USA heute das Normalgewicht. In diese Kategorie entfallen nach der neuesten Umfrage NHANES 1999 bis 2002 mehr Amerikaner als in die Kategorien des bisher als ideal angesehen BMI zwischen 18,5 bis unter 25. Allerdings sind mindestens ein Viertel der Amerikaner fettleibig (BMI 30 bis unter 35) oder sogar krankhaft fettleibig (BMI 35 oder höher). In der Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen beträgt der Anteil sogar fast 40 Prozent.
Für diese US-Bürger sind die Zahlen von Flegal „schlechte“ Nachrichten. Denn die Gewichtsklassen mit einem BMI von 30 oder mehr sind nach der Berechnung der Epidemiologin für 111 909 Todesfälle verantwortlich. Auf die sehr kleine Minderheit der Untergewichtigen entfallen noch einmal 33 746 zusätzliche Todesfälle.
Gerade die letzte Zahl dürfte für Präventivmediziner schwer verdaulich sein, hatten sie doch lange die Devise „je dünner, desto besser“ ausgegeben. Vor allem Krebserkrankungen sollten sich so vermeiden lassen, wobei immer wieder tierexperimentelle Daten als Beleg angeführt wurden, in denen Kalorienrestriktionen zu einer Reduktion der Krebsinzidenz geführt hatten. In der aktuellen Studie war jedoch weder die Zufuhr von Kalorien untersucht worden noch wurde der Einfluss auf das Krebsrisiko untersucht.
Eine mögliche Erklärung für die fehlenden negativen Auswirkungen von leichtem Übergewicht auf die Mortalität ergibt sich aus einer Analyse aller fünf NHANES-Umfragen der letzten 40 Jahre, die Edward Gregg von den CDC in Atlanta durchgeführt hat (JAMA 2005; 293: 1868-1874).
Die Diätversuche der übergewichtigen Amerikaner sind zwar meistens gescheitert, die Vermeidung anderer kardiovaskulärer Risikofaktoren war jedoch erfolgreicher. Hohe Cholesterinwerte seien bei Übergewichtigen heute um 21 Prozent seltener als vor vier Jahrzehnten. Die Prävalenz der Hypertonie sei um 18 Prozent gesunken, und es würden auch zwölf Prozent weniger Übergewichtige rauchen. Die Gruppe hielt sich damit auch besser an die Empfehlungen der Gesundheitsmediziner als Amerikaner mit Normalgewicht. Hier konnten die kardiovaskulären Risikofaktoren nur um zwölf bis 14 Prozent gesenkt werden.
Ein Nachteil des Übergewichts bleibt bestehen: Übergewicht ist ein etablierter Risikofaktor für den Typ-2-Diabetes. Und genau hier liegt nach der Analyse von Gregg ein Schwachpunkt. Die Rate der Diabetiker sei (alle Gewichtsgruppen zusammengenommen) in den letzten Jahrzehnten deutlich angestiegen. /rme
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=19873
Uli
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT ONLINE 20.04.2005
M E D I Z I N
Leichtes Übergewicht senkt Sterberisiko
HYATTSVILLE/MARYLAND und ATLANTA/GEORGIA. Ist das leichte Übergewicht von heute das Idealgewicht von morgen? Diese Vermutung legt eine repräsentative Umfrage aus den USA nahe. Sie kommt, im Widerspruch zu vielen Studien der letzten Jahre, zu dem Ergebnis, dass die Sterblichkeit in der „Gewichtsklasse“ mit einem Bodymass-Index von 25 bis 30 am niedrigsten ist. Erst bei Fettleibigen steigt die Sterblichkeit. Aber auch Untergewichtige haben nach der Studie ein erhöhtes Mortalitätsrisiko.
Die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) befragen eine Stichprobe der Bevölkerung regelmäßig nach ihrer Ernährung und ihrem Gesundheitszustand. Die Daten dieser „National Health and Nutrition Examination Surveys“ (NHANES) sind ideales Datenmaterial für Epidemiologen. Katherine Flegal vom National Center for Health Statistics in Hyattsville/Maryland ging jetzt der Frage nach, warum die Zunahme des Übergewichts in der Bevölkerung bisher nicht zu einem Anstieg der Sterblichkeit geführt hat (JAMA 2005; 293: 1861-1867). Die Lebenserwartung eines Amerikaners hat sich im Gegenteil von 73,7 Jahren im Jahr 1980 auf 77,0 Jahre im Jahr 2000 erhöht und steigt weiter. *********
Wie bitte? Sprechen die vom gleichen Land ????
Bereits jetzt sei eine Stagnation erkennbar, schreiben Olshansky und Mitarbeiter (NEJM 2005; 352: 1138-1145). In den letzten 20 Jahren sei die Lebenserwartung von 65-Jährigen nicht mehr angestiegen. Neben dem Übergewicht gebe es weitere Bedrohungen. Auch die Zunahme resistenter Krankheitserreger oder eine schwere Grippe-Pandemie könnten zu einer Reduktion der Lebenserwartung in der Bevölkerung führen.
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=19525
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In der ersten Umfrage NHANES I aus den Jahren 1971 bis 1975 war noch ein deutlicher Zusammenhang zwischen Übergewicht (BMI über 25) und der Sterblichkeit erkennbar. In den neuesten Umfragen NHANES II (1976 bis 1980) mit einer Nachbeobachtung bis 1992 und NHANES III (1988 bis 1994) mit einer Nachbeobachtung bis 2000 war der Zusammenhang weniger deutlich. Anders als in NHANES I hatten Personen mit einem BMI zwischen 25 bis unter 30 die niedrigste Sterblichkeit. Erst ab einem BMI von 30 oder mehr steigt die Mortalität.
Ein BMI zwischen 25 bis unter 30 ist in den USA heute das Normalgewicht. In diese Kategorie entfallen nach der neuesten Umfrage NHANES 1999 bis 2002 mehr Amerikaner als in die Kategorien des bisher als ideal angesehen BMI zwischen 18,5 bis unter 25. Allerdings sind mindestens ein Viertel der Amerikaner fettleibig (BMI 30 bis unter 35) oder sogar krankhaft fettleibig (BMI 35 oder höher). In der Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen beträgt der Anteil sogar fast 40 Prozent.
Für diese US-Bürger sind die Zahlen von Flegal „schlechte“ Nachrichten. Denn die Gewichtsklassen mit einem BMI von 30 oder mehr sind nach der Berechnung der Epidemiologin für 111 909 Todesfälle verantwortlich. Auf die sehr kleine Minderheit der Untergewichtigen entfallen noch einmal 33 746 zusätzliche Todesfälle.
Gerade die letzte Zahl dürfte für Präventivmediziner schwer verdaulich sein, hatten sie doch lange die Devise „je dünner, desto besser“ ausgegeben. Vor allem Krebserkrankungen sollten sich so vermeiden lassen, wobei immer wieder tierexperimentelle Daten als Beleg angeführt wurden, in denen Kalorienrestriktionen zu einer Reduktion der Krebsinzidenz geführt hatten. In der aktuellen Studie war jedoch weder die Zufuhr von Kalorien untersucht worden noch wurde der Einfluss auf das Krebsrisiko untersucht.
Eine mögliche Erklärung für die fehlenden negativen Auswirkungen von leichtem Übergewicht auf die Mortalität ergibt sich aus einer Analyse aller fünf NHANES-Umfragen der letzten 40 Jahre, die Edward Gregg von den CDC in Atlanta durchgeführt hat (JAMA 2005; 293: 1868-1874).
Die Diätversuche der übergewichtigen Amerikaner sind zwar meistens gescheitert, die Vermeidung anderer kardiovaskulärer Risikofaktoren war jedoch erfolgreicher. Hohe Cholesterinwerte seien bei Übergewichtigen heute um 21 Prozent seltener als vor vier Jahrzehnten. Die Prävalenz der Hypertonie sei um 18 Prozent gesunken, und es würden auch zwölf Prozent weniger Übergewichtige rauchen. Die Gruppe hielt sich damit auch besser an die Empfehlungen der Gesundheitsmediziner als Amerikaner mit Normalgewicht. Hier konnten die kardiovaskulären Risikofaktoren nur um zwölf bis 14 Prozent gesenkt werden.
Ein Nachteil des Übergewichts bleibt bestehen: Übergewicht ist ein etablierter Risikofaktor für den Typ-2-Diabetes. Und genau hier liegt nach der Analyse von Gregg ein Schwachpunkt. Die Rate der Diabetiker sei (alle Gewichtsgruppen zusammengenommen) in den letzten Jahrzehnten deutlich angestiegen. /rme
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=19873
Uli