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Selbsthilfegruppen und die Pharmaindustrie
#6
aerzteblatt.de 27. Juni 2006


Verbraucherschützer kritisieren mangelnde Transparenz beim Pharma-Marketing

London - Consumers International, ein internationaler Dachverband von Verbraucherschutzorganisationen, wirft der Arzneimittelindustrie ein „skrupelloses Marketing“ vor, das zur Desinformation von Verbrauchern führe. Der Bericht „Branding the Cure“ beklagt die mangelnde Transparenz der 20 größten Pharmagiganten, die sich ungern in die Karten sehen lassen, wenn es darum geht, wie sie Gelder zur Beeinflussung von Ärzten und Patientenorganisationen verwenden .

Die von der EU Kommission für Beschäftigung, soziale Angelegenheiten und Chancengleichheit geförderte Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass die Pharmafirmen neben ärztlichen Meinungsführern zunehmend auch Patientenselbsthilfegruppen sponsern, um die öffentliche Meinung auf ihre Produkte zu lenken. Ein weiteres Marketing-Instrument sind so genanntes „Awareness“-Kampagnen, in denen das Bewusstsein für eine (oft nur vermeintliche) Erkrankung gefördert wird. Nur eine Firma (Bristol Meyers Squibb) hat Consumers International gegenüber den internen Verhaltenskodex (code of conduct) der Marketingabteilungen offen gelegt. Nur zwei Firmen hätten Verstöße gegen ihre Regeln gemeldet, während Consumers International der Ansicht ist, dass 17 der 20 Firmen gegen den von der EU Kommission geförderten Code für eine Corporate Social Responsibility verstoßen haben. Bei zwei der drei weiteren Firmen seien keine diesbezüglichen Informationen zu erhalten gewesen. Nur eine Firma (Eli Lilly) habe Informationen über das Verhalten gegenüber Patientenorganisationen genannt. Weniger als die Hälfte der Organisationen habe ihre Verhaltensregeln zu Geschenken und Einladungen an Ärzte offen gelegt. Der weltweit größte Konzern Pfizer mache gar keine Angaben zu seinen Marketingaktivitäten. Nur eine Firma, Orion Pharma, habe Angaben zur Zusammensetzung und Verteilung des Marketingbudgetes gemacht.

Der Leiter von Consumers International, Richard Lloyd , beklagte, dass die Firmen fast doppelt so viel Geld für Marketing ausgäben wie für Forschung und Entwicklung, der Verbraucher aber so gut wie keine Informationen darüber erhalte, wie dieses Geld eingesetzt wird. /rme
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=24703
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