18.04.2005, 22:58
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT ONLINE 18.04.2005
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M E D I Z I N
Zunahme von Allergien – Prävalenz von spezifischen IgE steigt seit 70er-Jahren
LONDON. Eine Querschnittstudie britischer Mediziner liefert den bisher besten Beweis für die steigende Prävalenz atopischer Erkrankungen bei Erwachsenen. Die Publikation in der Onlineausgabe des British Medical Journal (BMJ 2005; doi:10.1136/bmj.38435.582975.AE) stellt darüber hinaus bisherige Erklärungsmuster infrage.
Dass allergische Erkrankungen wie Heuschnupfen, Neurodermitis und allergisches Asthma immer häufiger werden, ist eine allgemeine Beobachtung. Genaue Zahlen hierzu gibt es jedoch bisher nicht. Meistens werden Querschnittsuntersuchungen von Schulkindern in Japan und der Schweiz zitiert. Von Allergien sind jedoch nicht nur Kinder betroffen, sondern auch Erwachsene. Malcolm Law vom Wolfson Institute of Preventive Medicine in London konnte jetzt Serumproben von Männern (im Alter von 40 bis 64 Jahren) untersuchen. Die Proben stammen von einer Krankenkasse, die seit den 70er-Jahren Serumproben archiviert.
Die Allergologen bestimmten zunächst einen qualitativen serologischen Marker, der elf häufige inhalative Allergene abdeckt. Bei einem positiven Ergebnis wurden auch die spezifischen IgE-Antikörper gegen Antigene aus Gräsern, Baumpollen-Mix und Katzenepithelien untersucht.
Ergebnis: Seit Mitte der 70er-Jahre (den frühesten untersuchten Serumproben) nimmt die Prävalenz der atopischen Disposition unter Erwachsenen um durchschnittlich 4,5 Prozent pro Jahrzehnt zu. Anders als vielfach angenommen, wachsen sich Allergien nicht aus. In der Studie war die Prävalenz von spezifischen IgE mit zunehmenden Lebensalter nicht rückläufig.
Die Forscher überprüften auch die weit verbreitete Ansicht, nach der Allergien durch fehlende Infektionen in der Kindheit begünstigt werden. Doch für diese so genannte Hygiene-Hypothese fanden sie keinen Beleg. Männer mit Antikörper gegen Hepatitis A oder Helicobacter pylori hatten keineswegs seltener allergische IgE-Antikörper im Blut. Auch Männer mit mehreren Geschwistern oder frühere Internatsschüler (zwei Surrogatparameter für häufige Infektionen in der Kindheit) waren nicht vor Allergien geschützt.
So bleibt die Ursache für die Zunahme der Allergien in den letzten 30 Jahren weiter unklar. /rme
Links zum Thema
PDF der Studie
http://bmj.bmjjournals.com/cgi/rapidpdf/....582975.AE
Pressemitteilung des BMJ
http://bmj.bmjjournals.com/content/vol33...se.shtml#3
Wolfson Institute of Preventive Medicine
http://www.mds.qmw.ac.uk/wolfson/
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M E D I Z I N
Zunahme von Allergien – Prävalenz von spezifischen IgE steigt seit 70er-Jahren
LONDON. Eine Querschnittstudie britischer Mediziner liefert den bisher besten Beweis für die steigende Prävalenz atopischer Erkrankungen bei Erwachsenen. Die Publikation in der Onlineausgabe des British Medical Journal (BMJ 2005; doi:10.1136/bmj.38435.582975.AE) stellt darüber hinaus bisherige Erklärungsmuster infrage.
Dass allergische Erkrankungen wie Heuschnupfen, Neurodermitis und allergisches Asthma immer häufiger werden, ist eine allgemeine Beobachtung. Genaue Zahlen hierzu gibt es jedoch bisher nicht. Meistens werden Querschnittsuntersuchungen von Schulkindern in Japan und der Schweiz zitiert. Von Allergien sind jedoch nicht nur Kinder betroffen, sondern auch Erwachsene. Malcolm Law vom Wolfson Institute of Preventive Medicine in London konnte jetzt Serumproben von Männern (im Alter von 40 bis 64 Jahren) untersuchen. Die Proben stammen von einer Krankenkasse, die seit den 70er-Jahren Serumproben archiviert.
Die Allergologen bestimmten zunächst einen qualitativen serologischen Marker, der elf häufige inhalative Allergene abdeckt. Bei einem positiven Ergebnis wurden auch die spezifischen IgE-Antikörper gegen Antigene aus Gräsern, Baumpollen-Mix und Katzenepithelien untersucht.
Ergebnis: Seit Mitte der 70er-Jahre (den frühesten untersuchten Serumproben) nimmt die Prävalenz der atopischen Disposition unter Erwachsenen um durchschnittlich 4,5 Prozent pro Jahrzehnt zu. Anders als vielfach angenommen, wachsen sich Allergien nicht aus. In der Studie war die Prävalenz von spezifischen IgE mit zunehmenden Lebensalter nicht rückläufig.
Die Forscher überprüften auch die weit verbreitete Ansicht, nach der Allergien durch fehlende Infektionen in der Kindheit begünstigt werden. Doch für diese so genannte Hygiene-Hypothese fanden sie keinen Beleg. Männer mit Antikörper gegen Hepatitis A oder Helicobacter pylori hatten keineswegs seltener allergische IgE-Antikörper im Blut. Auch Männer mit mehreren Geschwistern oder frühere Internatsschüler (zwei Surrogatparameter für häufige Infektionen in der Kindheit) waren nicht vor Allergien geschützt.
So bleibt die Ursache für die Zunahme der Allergien in den letzten 30 Jahren weiter unklar. /rme
Links zum Thema
PDF der Studie
http://bmj.bmjjournals.com/cgi/rapidpdf/....582975.AE
Pressemitteilung des BMJ
http://bmj.bmjjournals.com/content/vol33...se.shtml#3
Wolfson Institute of Preventive Medicine
http://www.mds.qmw.ac.uk/wolfson/