11.08.2005, 07:17
Jedes fünfte Kind betroffen
Die Zahl der kleinen Allergiker wächst rasant: Schon jedes fünfte Kind in Deutschland wird von Heuschnupfen, Asthma, Neurodermitis oder Nahrungsmittelallergien geplagt, wie der Marburger Mediziner Prof. Harald Renz beobachtet.
"In den vergangenen 30 Jahren haben Allergien dramatisch zugenommen." Doch damit juckender Ausschlag, tränende Augen und Luftnot ihren Kindern nicht das Leben schwer machen, können Eltern auf einige Regeln achten.
Das Immunsystem von Allergikern stürzt sich auf eigentlich harmlose Gegner wie Blütenpollen oder Tierhaare -und wehrt sich so heftig gegen die vermeintlich gefährlichen Substanzen, dass es zu den typischen Krankheitszeichen kommt.
Vererbtes Risiko
Warum das Abwehrsystem verrückt spielt und die chronischen Entzündungen verursacht, liegt laut Renz bisher weitgehend im Dunkeln. "Die Ursache dieser fehlgeleiteten Immunantwort ist die heißeste Frage in der Allergieforschung." Die Neigung, an Allergien zu erkranken, wird zum Teil vererbt. Ein besonders hohes Risiko haben Kinder, deren Eltern oder Geschwister ebenfalls überempfindlich auf bestimmte Stoffe reagieren. Für Mütter und Väter dieser so genannten Risikokinder hat das Aktionsbündnis Allergieprävention (abap) Leitlinien entwickelt, um Heuschnupfen, Asthma oder Ekzemen vorzubeugen.
Stillen oder hypoallergene Nahrung bei Säuglingen
Nach den Empfehlungen sollten Mütter mindestens vier Monate lang voll stillen und in dieser Zeit keine Beikost geben. Wer sein Baby nicht stillen kann, sollte es mit hypoallergener Säuglingsnahrung auf Caseinbasis füttern, rät der Koordinator des abap-Bündnisses, der Gießener Medizinprofessor Uwe Gieler: Das darin enthaltene Eiweiß ist so stark zerlegt, dass es meist keine Allergie mehr auslöst. "Ab dem sechsten Lebensmonat lassen sich Allergien über die Nahrung nicht mehr präventiv beeinflussen, das muss vorher geschehen", erklärt Ernst Rietschel von der Kinderklinik Köln, der auch Vorsitzender der Gesellschaft für pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin ist.
Eine besondere Diät während der Schwangerschaft ist Gieler zufolge dagegen nicht notwendig. Ob Allergien bei Kindern verhindert werden, wenn die Mutter Milchsäurebakterien nimmt, müsse in weiteren Studien untersucht werden. Wichtig sei aber, dass beide Eltern nicht rauchen, betont Wolfram Hartmann, der Präsident des Berufsverbandes der Kinder-und Jugendärzte in Köln. "Gerade die Väter achten oft nicht darauf, dass die Mütter dann passiv mitrauchen."
Der beste Freund: Eher Hunde als Katzen halten
Die Haltung von Haustieren werde inzwischen "nicht mehr so verteufelt", erklärt Gieler. "Hunde scheinen Allergien nicht zu fördern, die Haltung von Katzen aber sollte bei bekanntem Allergierisiko vermieden werden." Allergiegefährdete Kinder sollten möglichst wenig mit Hausstaubmilben in Berührung kommen und undurchlässige Matratzenüberzüge verwenden. Ratsam sei zudem, die Wohnung oft zu lüften, damit Schimmelpilze keine Chance haben.
Klar ist für die Mediziner: Mangelnder Kontakt zu Keimen macht anfällig für Allergien. "Ein bisschen Dreck tut gut, weil das Immunsystem trainiert wird", fasst Allergologe Renz die so genannte Hygiene-Hypothese zusammen. So leiden Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, deutlich seltener an Heuschnupfen und Asthma. "Man kann natürlich nicht alle Leute aufs Land schicken", sagt Hartmann. Wenn Kinder aber Krabbelgruppen besuchten, werde ihr Abwehrsystem ebenfalls mit Erregern konfrontiert.
Um eine "Allergie-Karriere" mit immer schlimmeren Beschwerden zu verhindern, muss die Erkrankung frühzeitig erkannt und behandelt werden. Zur genauen Diagnose reicht ein Bluttest, sagt Prof. Renz: "Ein Piks, und die Sache ist erledigt." Manche Ärzte nehmen auch Prick-Tests vor, bei denen mögliche Allergie auslösende Stoffe auf die Haut aufgetragen werden.
Allergien erkennen und behandeln
Bei Neurodermitis fallen trockene, entzündete und juckende Hautstellen auf, bei chronischem Husten sollten die Eltern Asthma in Betracht ziehen. Niesattacken und tränende Augen wiederum können auf Heuschnupfen deuten. Behandelt wird Neurodermitis meist mit antientzündlichen Salben. Asthma dagegen wird oft mit Cortison-Spray bekämpft. Mit einer langwierigen Spritzenbehandlung, also Hyposensibilisierung, können Kinder an Allergene gewöhnt werden und ihren Heuschnupfen loswerden. Gegen tränende Augen und eine laufende Nase helfen Tropfen, Sprays oder Tabletten (Antihistaminika). Gegen eine Nahrungsmittelallergie hilft vor allem, bestimmte Lebensmittel konsequent zu meiden.
Quelle: http://www.n-tv.de/565219.html
erschienen: 10. August 05
Die Zahl der kleinen Allergiker wächst rasant: Schon jedes fünfte Kind in Deutschland wird von Heuschnupfen, Asthma, Neurodermitis oder Nahrungsmittelallergien geplagt, wie der Marburger Mediziner Prof. Harald Renz beobachtet.
"In den vergangenen 30 Jahren haben Allergien dramatisch zugenommen." Doch damit juckender Ausschlag, tränende Augen und Luftnot ihren Kindern nicht das Leben schwer machen, können Eltern auf einige Regeln achten.
Das Immunsystem von Allergikern stürzt sich auf eigentlich harmlose Gegner wie Blütenpollen oder Tierhaare -und wehrt sich so heftig gegen die vermeintlich gefährlichen Substanzen, dass es zu den typischen Krankheitszeichen kommt.
Vererbtes Risiko
Warum das Abwehrsystem verrückt spielt und die chronischen Entzündungen verursacht, liegt laut Renz bisher weitgehend im Dunkeln. "Die Ursache dieser fehlgeleiteten Immunantwort ist die heißeste Frage in der Allergieforschung." Die Neigung, an Allergien zu erkranken, wird zum Teil vererbt. Ein besonders hohes Risiko haben Kinder, deren Eltern oder Geschwister ebenfalls überempfindlich auf bestimmte Stoffe reagieren. Für Mütter und Väter dieser so genannten Risikokinder hat das Aktionsbündnis Allergieprävention (abap) Leitlinien entwickelt, um Heuschnupfen, Asthma oder Ekzemen vorzubeugen.
Stillen oder hypoallergene Nahrung bei Säuglingen
Nach den Empfehlungen sollten Mütter mindestens vier Monate lang voll stillen und in dieser Zeit keine Beikost geben. Wer sein Baby nicht stillen kann, sollte es mit hypoallergener Säuglingsnahrung auf Caseinbasis füttern, rät der Koordinator des abap-Bündnisses, der Gießener Medizinprofessor Uwe Gieler: Das darin enthaltene Eiweiß ist so stark zerlegt, dass es meist keine Allergie mehr auslöst. "Ab dem sechsten Lebensmonat lassen sich Allergien über die Nahrung nicht mehr präventiv beeinflussen, das muss vorher geschehen", erklärt Ernst Rietschel von der Kinderklinik Köln, der auch Vorsitzender der Gesellschaft für pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin ist.
Eine besondere Diät während der Schwangerschaft ist Gieler zufolge dagegen nicht notwendig. Ob Allergien bei Kindern verhindert werden, wenn die Mutter Milchsäurebakterien nimmt, müsse in weiteren Studien untersucht werden. Wichtig sei aber, dass beide Eltern nicht rauchen, betont Wolfram Hartmann, der Präsident des Berufsverbandes der Kinder-und Jugendärzte in Köln. "Gerade die Väter achten oft nicht darauf, dass die Mütter dann passiv mitrauchen."
Der beste Freund: Eher Hunde als Katzen halten
Die Haltung von Haustieren werde inzwischen "nicht mehr so verteufelt", erklärt Gieler. "Hunde scheinen Allergien nicht zu fördern, die Haltung von Katzen aber sollte bei bekanntem Allergierisiko vermieden werden." Allergiegefährdete Kinder sollten möglichst wenig mit Hausstaubmilben in Berührung kommen und undurchlässige Matratzenüberzüge verwenden. Ratsam sei zudem, die Wohnung oft zu lüften, damit Schimmelpilze keine Chance haben.
Klar ist für die Mediziner: Mangelnder Kontakt zu Keimen macht anfällig für Allergien. "Ein bisschen Dreck tut gut, weil das Immunsystem trainiert wird", fasst Allergologe Renz die so genannte Hygiene-Hypothese zusammen. So leiden Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, deutlich seltener an Heuschnupfen und Asthma. "Man kann natürlich nicht alle Leute aufs Land schicken", sagt Hartmann. Wenn Kinder aber Krabbelgruppen besuchten, werde ihr Abwehrsystem ebenfalls mit Erregern konfrontiert.
Um eine "Allergie-Karriere" mit immer schlimmeren Beschwerden zu verhindern, muss die Erkrankung frühzeitig erkannt und behandelt werden. Zur genauen Diagnose reicht ein Bluttest, sagt Prof. Renz: "Ein Piks, und die Sache ist erledigt." Manche Ärzte nehmen auch Prick-Tests vor, bei denen mögliche Allergie auslösende Stoffe auf die Haut aufgetragen werden.
Allergien erkennen und behandeln
Bei Neurodermitis fallen trockene, entzündete und juckende Hautstellen auf, bei chronischem Husten sollten die Eltern Asthma in Betracht ziehen. Niesattacken und tränende Augen wiederum können auf Heuschnupfen deuten. Behandelt wird Neurodermitis meist mit antientzündlichen Salben. Asthma dagegen wird oft mit Cortison-Spray bekämpft. Mit einer langwierigen Spritzenbehandlung, also Hyposensibilisierung, können Kinder an Allergene gewöhnt werden und ihren Heuschnupfen loswerden. Gegen tränende Augen und eine laufende Nase helfen Tropfen, Sprays oder Tabletten (Antihistaminika). Gegen eine Nahrungsmittelallergie hilft vor allem, bestimmte Lebensmittel konsequent zu meiden.
Quelle: http://www.n-tv.de/565219.html
erschienen: 10. August 05
Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein