20.02.2006, 22:03
SPIEGEL ONLINE - 20. Februar 2006, 19:55
URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,402137,00.html
Neue Produkte in den USA
Traum von gesunder Schokolade
Es ist die Hoffnung eines jeden Schokoladenliebhabers: dass ihr Laster irgendwie gut für die Gesundheit ist. Süßwarenproduzenten in den USA zielen jetzt auf dieses Gesundheitsbedürfnis ihrer Kunden und bieten angeblich gesunde Schokoladen an. Experten warnen.
Albany - Der US-Süßwarenriese Mars plant in den USA eine neue Produktlinie von dunkler Schokolade, die bewusst als gesundheitsfördernde Schokolade beworben werden soll. Besonders viel Flavonoide soll sie enthalten, ein pflanzlicher Farbstoff aus der Kakaobohne, dem gefäßerweiternde Wirkung nachgesagt wird. Die Krebsbildung soll er hemmen, wie Aspirin das Blut verdünnend wirken und sogar hohen Blutdruck senken.
Manche Studien belegen das. Was Flavonoide in Schokolade betrifft, widerlegen manche Studien das auch. Gesund, heißt es da, sei Schokolade bestenfalls für junge, gesunde, nicht übergewichtige Menschen. Mars will seine gesunde, dunkelbraune Versuchung außerdem mit Vitaminen und einem aus Soja gewonnenen, Cholesterin senkenden Stoff anreichern. "CocoaVia" soll das Produkt am Ende heißen, was so viel wie "Schokoladenweg" heißt.
Genau den sollen laut Forschermeinung die Menschen in den USA nicht gehen. "Das Letzte, was wir brauchen, ist, dass die Amerikaner denken, sie könnten mehr Schokoladen essen", sagt Bonnie Liebman, Ernährungswissenschaftlerin am Center for Science in the Public Interest. Neueste Forschungen hätten keinen Zusammenhang zwischen Flavonoiden und dem Risiko von Krebs oder einer Herzerkrankung ergeben, sagte Liebman. "Zu suggerieren, dass Schokolade gesund sei, ist riskant."
Herz-Experten von der American Heart Association hatten zuvor ein Papier veröffentlicht, demzufolge Schokolade Stoffe enthalte - einschließlich Flavonoide -, die das Potenzial hätten, das Risiko einer Herzkrankheit zu reduzieren. Gleichwohl gebe es noch kein gesichertes Wissen darüber, um Empfehlungen über eine Schokoladen-Diät abzugeben, schränkten die Forscher ein.
Werben mit der gesunden Wirkung
Das ficht die Hersteller von Schokolade in den USA nicht an, trotzdem den hohen Flavonoid-Gehalt ihrer Produkte zu bewerben und angeblich positive Auswirkungen auf die Gesundheit zu erwähnen. Im vergangenen Herbst führte der US-Schokoladenhersteller Hershey eine extra dunkle Sorte ein. 60 Prozent Kakaoanteil enthalte sie, steht auf der Verpackung - und einen hohen Anteil an Flavonoiden.
Dunkle Schokolade, die mehr von diesen Antioxidantien enthält als helle, ist das am stärksten wachsende Segment am Schokoladenmarkt in den USA, wo jährlich zehn Milliarden Dollar umgesetzt werden. Hershey teilte mit, das der Verkauf von dunklen Sorten innerhalb von vier Jahren um 11,2 Prozent gewachsen ist. Im vergangenen Jahr kaufte das Unternehmen die Firma Scharffen Berger Chocolate Maker aus San Francisco, die für ihre Schokoladen mit besonders hohem Kakaoanteil - und daher besonders dunkel - bekannt ist. Jetzt sollen neue Produkte entwickelt werden.
"Schokolade ist die Geschmacksrichtung Nummer eins in der Welt", sagt Jimmy Cass, Vizepräsident von Mars. "Herzkrankheiten sind die Sorge Nummer eins aller Erwachsenen über 40 in jeder zivilisierten Nation. Diese zwei Aspekte zusammenzubringen, ist doch eine großartige Idee." "Gourmet-Schokolade", "Organische Schokolade" und "Funktionale Schokolade" wie "CocoaVia" sind das Ergebnis diese Idee.
Bei übermäßigem Verzehr Übergewicht
Ginge es nur um Flavonoide und gesunde Stoffe, wären andere Lebensmittel wohl geeigneter. "Dunkle Schokolade passt durchaus in eine gesunde Ernährung", sagt Rachael Brandeis von der American Dietetic Association in Atlanta. Aber auch Früchte, Gemüse und Getreide wären eine gute Quelle für gesunde Stoffe. "Das in Schokolade enthaltene Fett steigert zwar nicht den Cholesterinspiegel", sagt Brandeis. "Aber es kann ungewollte Pfunde bringen, wenn man zu viel davon isst." Brandeis' Empfehlung: "Wenn man den Geschmack von dunkler Schokolade genießen möchte, soll man es ruhig tun. Aber man sollte sich immer bewusst darüber sein, wie viel man davon genießt."
Mars-Chefforscher Harold Schmitz verteidigt die Behauptung, Schokolade sei gesund, eisern. Das Unternehmen habe Studien betrieben, die gezeigt hätten, dass Schokolade den Blutdruck senkt. Endgültig bewiesen, schränkt Schmitz ein, habe man das aber noch nicht.
kaz/AP
Naja – wenn kein andrer „Schrott“ wie Sojalecithin, Vanillin oder Milch-/Molkepulver drin ist, dann könnt`s wirklich „gesund“ sein – allerdings ist`s dann immer noch kein „Grundnahrungsmittel“...... ..
Uli
URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,402137,00.html
Neue Produkte in den USA
Traum von gesunder Schokolade
Es ist die Hoffnung eines jeden Schokoladenliebhabers: dass ihr Laster irgendwie gut für die Gesundheit ist. Süßwarenproduzenten in den USA zielen jetzt auf dieses Gesundheitsbedürfnis ihrer Kunden und bieten angeblich gesunde Schokoladen an. Experten warnen.
Albany - Der US-Süßwarenriese Mars plant in den USA eine neue Produktlinie von dunkler Schokolade, die bewusst als gesundheitsfördernde Schokolade beworben werden soll. Besonders viel Flavonoide soll sie enthalten, ein pflanzlicher Farbstoff aus der Kakaobohne, dem gefäßerweiternde Wirkung nachgesagt wird. Die Krebsbildung soll er hemmen, wie Aspirin das Blut verdünnend wirken und sogar hohen Blutdruck senken.
Manche Studien belegen das. Was Flavonoide in Schokolade betrifft, widerlegen manche Studien das auch. Gesund, heißt es da, sei Schokolade bestenfalls für junge, gesunde, nicht übergewichtige Menschen. Mars will seine gesunde, dunkelbraune Versuchung außerdem mit Vitaminen und einem aus Soja gewonnenen, Cholesterin senkenden Stoff anreichern. "CocoaVia" soll das Produkt am Ende heißen, was so viel wie "Schokoladenweg" heißt.
Genau den sollen laut Forschermeinung die Menschen in den USA nicht gehen. "Das Letzte, was wir brauchen, ist, dass die Amerikaner denken, sie könnten mehr Schokoladen essen", sagt Bonnie Liebman, Ernährungswissenschaftlerin am Center for Science in the Public Interest. Neueste Forschungen hätten keinen Zusammenhang zwischen Flavonoiden und dem Risiko von Krebs oder einer Herzerkrankung ergeben, sagte Liebman. "Zu suggerieren, dass Schokolade gesund sei, ist riskant."
Herz-Experten von der American Heart Association hatten zuvor ein Papier veröffentlicht, demzufolge Schokolade Stoffe enthalte - einschließlich Flavonoide -, die das Potenzial hätten, das Risiko einer Herzkrankheit zu reduzieren. Gleichwohl gebe es noch kein gesichertes Wissen darüber, um Empfehlungen über eine Schokoladen-Diät abzugeben, schränkten die Forscher ein.
Werben mit der gesunden Wirkung
Das ficht die Hersteller von Schokolade in den USA nicht an, trotzdem den hohen Flavonoid-Gehalt ihrer Produkte zu bewerben und angeblich positive Auswirkungen auf die Gesundheit zu erwähnen. Im vergangenen Herbst führte der US-Schokoladenhersteller Hershey eine extra dunkle Sorte ein. 60 Prozent Kakaoanteil enthalte sie, steht auf der Verpackung - und einen hohen Anteil an Flavonoiden.
Dunkle Schokolade, die mehr von diesen Antioxidantien enthält als helle, ist das am stärksten wachsende Segment am Schokoladenmarkt in den USA, wo jährlich zehn Milliarden Dollar umgesetzt werden. Hershey teilte mit, das der Verkauf von dunklen Sorten innerhalb von vier Jahren um 11,2 Prozent gewachsen ist. Im vergangenen Jahr kaufte das Unternehmen die Firma Scharffen Berger Chocolate Maker aus San Francisco, die für ihre Schokoladen mit besonders hohem Kakaoanteil - und daher besonders dunkel - bekannt ist. Jetzt sollen neue Produkte entwickelt werden.
"Schokolade ist die Geschmacksrichtung Nummer eins in der Welt", sagt Jimmy Cass, Vizepräsident von Mars. "Herzkrankheiten sind die Sorge Nummer eins aller Erwachsenen über 40 in jeder zivilisierten Nation. Diese zwei Aspekte zusammenzubringen, ist doch eine großartige Idee." "Gourmet-Schokolade", "Organische Schokolade" und "Funktionale Schokolade" wie "CocoaVia" sind das Ergebnis diese Idee.
Bei übermäßigem Verzehr Übergewicht
Ginge es nur um Flavonoide und gesunde Stoffe, wären andere Lebensmittel wohl geeigneter. "Dunkle Schokolade passt durchaus in eine gesunde Ernährung", sagt Rachael Brandeis von der American Dietetic Association in Atlanta. Aber auch Früchte, Gemüse und Getreide wären eine gute Quelle für gesunde Stoffe. "Das in Schokolade enthaltene Fett steigert zwar nicht den Cholesterinspiegel", sagt Brandeis. "Aber es kann ungewollte Pfunde bringen, wenn man zu viel davon isst." Brandeis' Empfehlung: "Wenn man den Geschmack von dunkler Schokolade genießen möchte, soll man es ruhig tun. Aber man sollte sich immer bewusst darüber sein, wie viel man davon genießt."
Mars-Chefforscher Harold Schmitz verteidigt die Behauptung, Schokolade sei gesund, eisern. Das Unternehmen habe Studien betrieben, die gezeigt hätten, dass Schokolade den Blutdruck senkt. Endgültig bewiesen, schränkt Schmitz ein, habe man das aber noch nicht.
kaz/AP
Naja – wenn kein andrer „Schrott“ wie Sojalecithin, Vanillin oder Milch-/Molkepulver drin ist, dann könnt`s wirklich „gesund“ sein – allerdings ist`s dann immer noch kein „Grundnahrungsmittel“...... ..
Uli