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Alkohol & Allergien - Alkoholintoleranz
#3
Ethanolintoleranz (absolute Alkoholunverträglichkeit)


"Nicht ganz seltene (insbesondere im Rahmen defektgeheilter Hepatitiden (sog. Posthepatitissyndrome) verbleibende) Unverträglichkeit für schon kleinste Alkoholmengen (...). Erfordert systematische Ausschaltung nicht nur aller alkoholischen Getränke (...) einschließlich sogenannten „alkoholfreien“ Biers und Weins, Weinbrandkirschen, Cognacbohnen und ähnlichem, sondern auch sämtlicher Ethylalkohol nur in sehr viel geringerer Menge enthaltenden Produkte wie etwa Kefir und alkoholversetzter Zubereitungen aller Art (...).
Zur Geschmacksverbesserung den Speisen zugesetzter Alkohol (Weine, Spirituosen) verkocht nicht hundertprozentig! Problematisch die (im Gegensatz zu ethanolhaltigen Arzneimitteln) meist fehlende Deklaration des für den Konsumenten nicht immer (...) wahrnehmbaren Alkoholzusatzes zu Lebensmitteln und (...)Gerichten. Auch bei handelsüblichen Fruchtsäften und Fruchtsaftgetränken ist ein geringer Ethanolgehalt deklarationsfrei zulässig (bis zu 0,3 g / 100 g) (...)."

Ethanol (Ethylalkohol): 1 g = 21,71 mmol; 1 mmol = 46,07 mg


Alkohol- bzw. Ethanolgehalt in (vermeintlich alkoholfreien) Getränken (g Ethanol / 100 ml)
  • Malzbier 0,6 – 1,5
    sog. alkoholfreie Biere, Weine, Schaumweine 0,3 – 0,5
    Fruchtsäfte, Fruchtsaftgetränke bis zu 0,3 %
Quelle: Heepe, Fritz: Diätetische Indikationen. Basisdaten für die interdisziplinäre Ernährungstherape. 3. Aufl., Springer Berlin – Heidelberg 1998, S. 19, 225

"Ein Alkoholgehalt von mehr als 5 % Vol.-% ist nach dem Lebensmittelgesetz kennzeichnungspflichtig.* Das heißt umgekehrt, daß auch „alkoholfreie“ Getränke geringe Mengen Alkohol enthalten dürfen. Beim sog. alkoholfreien Bier und Malzbier können das bis zu 5 g pro Liter sein."

* Das spezifische Gewicht von Alkohol liegt bei etwa 0,8 g/cm3 .
Der Alkoholgehalt in Gramm errechnet sich nach folgender Formel:
Alkoholgehalt in Vol.-% x Volumen in cm3 x 0,8 g/cm3

Kasper 2004, S. 69 f.

Ebenso kann sich Alkohol in nicht deklarationspflichtigen Mengen in diversen Produkten der Nahrungsmittelindustrie befinden, bspw. in Süßigkeiten (in den Medien wurde bspw. über den Alkoholgehalt von `„Kinder“milchschnitten´ berichtet; 5 Stück davon können den Blutalkoholspiegel eines Erwachsenen so weit erhöhen, daß die bei einer Verkehrskontrolle maßgeblichen Richtwerte überschritten werden – für Kinder also „bestens“ geeignet...), Süßspeisen, Fruchtspeisen und vielem anderen mehr.

Alkoholgehalte ausgewählter Lebensmittel
Dateiformat: Microsoft Powerpoint - HTML-Version
Ethanol oder Ethylalkohol, auch `Alkohol´ genannt, ist ein Gärungsprodukt, das in Lebensmitteln unter bestimmten Voraussetzungen gebildet wird.
(Unter http://www.google.de - Suche: `Ethanol in Lebensmitteln´: HTML-Version verfügbar)


Alkoholabbau und Alkoholintoleranz/-unverträglichkeit


"(...) Zwei enzymatische Systeme, die Alkoholdehydrogenase (ADH) (Achtung: Nicht zu verwechseln mit dem antidiuretischen Hormon ADH! Anm. L.) und das mikrosomale, Alkohol oxidierende System (MEOS = microsomal ethanol oxidizing system) stehen für den Alkohlabbau zur Verfügung. (...) Beide Enzyme oxidieren Äthanol zu Acetaldehyd, der dann unter der Wirkung von Acetaldehyddehydrogenase (ALDH) zu Acetat oxidiert wird (...). Acetat wird in der üblichen Weise im Zitronensäurezyklus weiter abgebaut. (...) Da die ALDH (...) in den Mitochondrien der Hepatozyten gebildet wird, kommt es bei chronischem Alkoholmißbrauch, bedingt durch eine Mehrproduktion von Acetaldehyd und gleichzeitige Verminderung der ALDH, zu einer Anhäufung dieses lebertoxischen Alkoholabbauprodukts."

Als Ursache für die individuell unterschiedliche Empfindlichkeit gegenüber Alkohol werden unterschiedliche Aktivitäten von Isoenzymen der Alkoholdehydrogenase in der Leber angenommen.

"Die beiden Enzyme ADH und ALDH liegen in verschiedenen molekularen Formen vor. Bei Europäern ist das wesentliche Enzym für den ersten Schritt des Alkoholabbaus ADH 3. (...) Es lassen sich drei verschiedene Typen der ADH 3 nachweisen, die in unterschiedlicher Häufigkeit in der Bevölkerung vorkommen, den Alkohol unterschiedlich schnell zu dem toxischen Acetaldehyd abbauen und folglich für die individuell unterschiedliche Toxizität von Alkohol mitverantwortlich sind."

"Eine atypische ADH besitzt eine 3- bis 5-fach höhere spezifische Aktivität. Dies hat zur Folge, daß beim Vorhandensein dieser Enzymvariante nach Alkoholaufnahme sehr schnell große Mengen Acetaldehyd anfallen, die eine Rötung des Gesichtes (Flush), Herzrasen, Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit etc. auslösen können."

"Genotypen wie z.B. die schnell metabolisierende ADH 3/1, die zelltoxische Acetaldehydkonzentrationen bedingt, begünstigen offenbar die Karzinogenese im oberen Aerodigestivtrakt und im Ösophagus. Sie findet sich vermehrt bei diesen Karzinomen und könnte die individuell unterschiedliche Häufigkeit dieser Neoplasien bei Alkoholmißbrauch erklären."

"(Bei) sehr schnell einsetzende® überschießende® Bildung von Acetaldehyd als Folge einer atypischen ADH und auch von bestimmten Isoenzymen (...) (stellen sich) Intoleranzerscheinungen nach Alkoholgenuß (...) sehr schnell ein."

"Auch die nach Alkoholaufnahme in der Schwangerschaft und bei Einnahme von Ovulationshemmern nicht selten zu beobachtenden Unverträglichkeitserscheinungen sind Folge einer schnell einsetzenden, gesteigerten Acetaldehydbildung."

"In der Magenmucosa findet sich eine relativ hohe Aktivität der ADH. Dies hat zur Folge, daß der von der Magenschleimhaut resorbierte Alkohol einem First-pass-Stoffwechsel unterliegt. (...)"

"Signifikant vermindert ist der First-pass-Stoffwechsel bei Frauen, im höheren Lebensalter, bei chronischer Alkoholzufuhr, während des Fastens und unter dem Einfluß bestimmter Medikamente, so z.B. des H2-Blockers Cimetidin (...). Weiterhin ist die Aktivität der ADH bei Befall der Magenschleimhaut mit Helicobacter pylori und bei atrophischer Gastritis reduziert. (...)"

"Berücksichtigt werden muß weiterhin, daß sich (...) (bei verzögerter) Magenentleerung (...) die Kontaktzeit des Alkohols mit der Magenschleimhaut verlängert (...) (und) Mikroorganismen bei der bakteriellen Fehlbesiedelung des anaziden Magens Alkohol abbauen. (...)"

Kasper 2004, S. 71 ff., 229


Auswirkungen des Alkoholkonsums auf die Gesundheit:


Neben den bekannten (insbesondere leber-)toxischen Wirkungen des Alkohols, seien hier noch einige andere negative Auswirkungen erwähnt:

Alkohol und Krebsentstehung:

Krebs in Mund, Kehlkopf, Speiseröhre:
Es gilt als gesichert, daß Alkohol die Krebsentstehung in Mund, Larynx (Kehlkopf) und Ösophagus (Speiseröhre) steigert.

vgl. Kasper 2004, S. 75

(Umso erstaunlicher, daß bspw. Mundwässer i.d.R. Alkohol enthalten...)

Rektum-/Kolonkarzinom/-adenom und Alkoholkonsum:
"Zum Teil konnte bereits bei moderatem (Alkoholgenuß) (...) ein erhöhtes Risiko nachgewiesen werden. Nach Daten der Nurses' Health Study und der Health Professionals Study kommt es bereits ab einer Alkoholmenge von mehr als 30 g pro Tag sowohl bei Männern als auch bei Frauen zu einer Steigerung des Adenom- und Karzinomrisikos im linken Kolon und Rektum um etwa 70 %."

vgl. Kasper 2004, S. 464

Alkoholkonsum und gastroösophagealer Reflux (Rückfluß von Mageninhalt in die Speiseröhre):

Alkohol verstärkt die Symptomatik der Refluxösophagitis (Rückflußkrankheit mit Entzündung und Beschwerden). Es konnte gezeigt werden, daß der gastroösophageale Verschluß nach Alkoholaufnahme nicht optimal ist.

Kasper 2004, S. 135

Alkoholkonsum und Psoriasis (Schuppenflechte):
Eine große Anzahl von Studien zeigt im Vergelich zu gesunden Kontrollen bei Psoriasiskranken einen vermehrten Alkoholkonsum. Es muß davon ausgegangen werden, daß es in bis zu 20 % der Fälle unter vermehrtem Alkoholkonsum zu einer Exazerbation (Verschlimmerung) der Erkrankung kommt.

vgl. Kasper 2004, S. 424


Quelle: Kasper, Heinrich: Ernährungsmedizin und Diätetik. 10. Aufl., Elsevier - Urban & Fischer, München – Jena 2004
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Nachrichten in diesem Thema
Alkohol & Allergien - Alkoholintoleranz - von Lena - 03.08.2006, 09:04

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