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ADS - ADHD
#8
Ein Artikel , der sich letztes Wochenende 22./23. 10. 2005 in der Tageszeitung fand, und den ich mit höchst „gemischten Gefühlen“ gelesen habe......


Das stärkere Gehirn siegt
Deutsche schlucken Psychopharmaka oft nur, um ihre Leistungsfähigkeit zu verbessern
Von Alexandra Niessen

Zitat: Pillenschlucker verüben häufig eine Art psychischen Selbstmord“


Jan kann sich häufig einfach nicht konzentrieren, und manchmal ist er sehr schlecht drauf.
Solche Probleme hat er seit längerem. Mit seinen plötzlichen Wutanfällen nervt der 13-Jährige vor allem seine Eltern. Aber auch in der Schule haben seine Leistungen seit einigen Wochen nachgelassen. Seine Mutter weiß sich nicht mehr zu helfen und denkt darüber nach, ihren Arzt um Rat zu fragen.
Hilfe kann Jans Mutter auf jeden Fall im Angebot der Pharmakonzerne finden. Schließlich hat die Medikamenten-Industrie nicht nur Menschen mit schweren körperlichen oder seelischen Leiden im Blick. Auch gesunde Erwachsene , das weiß Jans Mutter, schlucken Tabletten, um ihre Leistungsfähigkeit gezielt zu steigern. Wenn es denen hilft, so glaubt sie, dann kann es meinem Jungen ja nur gut tun. In den USA wäre sie mit dieser Meinung nicht allein. Dort puschen schon Tausende ihre Gehirne und ihre Laune mit Medikamenten. Und heute wollen auch immer Deutsche zu solchen Wunderpillen greifen.
Ihre Leistungsfähigkeit steigern US-Amerikaner vor allem mit den Psychopharmaka Ritalin und Prozac . Mit dem Medikament Ritalin werden auch hierzulande bereits seit längerem hyperaktive Kinder wie Jan behandelt. In den USA schlucken es allerdings auch ganz normale Arbeitnehmer und Studenten, um sich bei Verhandlungen und Prüfungen besser konzentrieren zu können. Ebenso beliebt ist Prozac, das seit einer Werbekampagne des Psychiaters Peter Kramer 1993 in den USA ein Verkaufsschlager ist. Es beseitigt Angstgefühle und Depressionen und macht statt dessen gute Laune.
Manche Menschen schlucken sogar beide Präparate. Die Vorteile dieses Cocktails leuchten ein: Man ist anderen immer eine Nasenlänge voraus. Denn wer gutgelaunt und leistungsstark durchs Leben geht, hat weniger Stress und mehr Erfolg. Damit nicht nur die Intelligentesten und Reichsten solche Vorteile genießen können, würden einige amerikanische Ethiker die Gehirn-Fitness am liebsten allen Bürgern verordnen. Andere Wissenschaftler sehen die Medikamente hingegen als Fortsetzung der Evolution mit technologischen Mitteln. Sinn der Sache ist für sie gerade, dass nur diejenigen mit dem besten Gehirn und dem dicksten Geldbeutel sich durchsetzen .( wie „krank“ diese Wissenschaftler sind!)
Auch in Deutschland gewinnt das Gehirn-Doping zunehmend Kunden. „ Obwohl Ritalin und Prozac verschreibungspflichtig sind, finden sich doch Wege, an die Medikamente zu gelangen“, meint der Anthropologe Uwe Opolka vom Hanse-Wissenschaftskolleg in Delmenhorst. „ Man trifft immer wieder einen Sozialarbeiter oder Arzt, der hilft“.
Gerade bei schwierigen Kindern bemühten sich Eltern häufig um ein Ritalinrezept ( verkennt die Autorin da nicht etwas die Tatsachen? Die Eltern werden häufig nahezu genötigt, ihren Kindern Ritalin zu geben....)
Als Plage gälten heute ja schon Kinder, die zu laut redeten. „ Und da wird Ritalin auch schon mal vor Ende des bei verhaltensauffälligen Kindern üblichen Beobachtungszeitraums von 6 Monaten verschrieben“, so Opolka.
Ebenso wenig könnten Erwachsene es ertragen, über längere Zeit unglücklich zu sein, und greifen deshalb zu Medikamenten gegen Depressionen, bestätigt die Politologin Petra Schaper-Rinkel, die sich mit Gehirndoping beschäftigt.
Konsumenten von Prozac und Ritalin handeln im guten Glauben, die Veränderung ihres Verhaltens sei nur vorübergehend. Dabei bewirken die Mittel eine nachhaltige, vollkommene Umwandlung des Charakters. Der Pillenschlucker müsse sich darüber im Klaren sein, dass er >> in eine Art psychischen Selbstmord einwilligt << stellt Thorsten Galert von der Europäischen Akademie für die Erforschung der Auswirkungen technologischer Entwicklungen in Bad Neuenahr-Ahrweiler fest ( ..und damit wird mit jedem Rezept Ritalin & Co ein Kind in diesen oben erwähnten psychischen Suizid getrieben.......!!!)
Nach Ansicht Galerts ist ein solcher Identitätswechsel moralisch und juristisch äußerst problematisch ( vom Gesundheitlichen mal ganz abgesehen...). Man könne die Ursprungsperson ja nicht mehr fragen, ob sie mit den Ergebnissen zufrieden sei,“ weil es sie dann nicht mehr gebe“. Tierstudien in den USA lassen zudem vermuten, dass Kinder durch die Einnahme von Ritalin im Erwachsenenalter anfälliger für Depressionen sein könnten.
Zum Massenphänomen wird das Doping fürs Gehirn nach Meinung von Opolka in Deutschland wohl nicht werden. Dafür seien schon die Preise ( eine Kapsel kostet mindestens 2 Euro) zu hoch. „ Tendenzen sind aber zu beobachten“, formuliert er vorsichtig.
Und Gründe zur Steigerung der Leistungsfähigkeit gibt es genug. So sei es denkbar, dass sich ein Zivilpilot in Zukunft bereit erklären müsse, „ Wachmacher“ zu schlucken, um länger einsatzbereit zu sein.
Nach Schaper-Rinkel könnten diese Eingriffe ins Gehirn die Gesellschaft verändern. Viel Menschen mit „optimierten Gehirnen“ könnten ein Land beispielsweise wirtschaftlich nach vorne bringen .

Der Leistungsdruck ereilt also nicht nur Schüler wie Jan. Seine Mutter hat sich aufgrund der Risiken allerdings gegen die Pillenschluckerei ihres Sohnes entschieden. Nach einem Gespräch mit der Lehrerin weiß sie auch, dass sich der vermeintliche Störenfried in der Schule nicht auffälliger verhält als seine Freunde und dass seine schlechten Noten nichts mit Hyperaktivität zu tun haben.


( Wenn das Problem immer ein solch einfaches wäre.....)

Uli
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