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Bittere Pillen
#1
Bittere Pillen

Folgender Beitrag möge zu einem etwas kritischeren Umgang mit Medikamenten und „Ergebnissen von Studien“ anregen- nicht nur den „zugelassenen“, sondern vor allem auch den frei verkäuflichen Nahrungsergänzungsmitteln oder den sogenannten „In / Life-Style- Medikamenten“.

Frankfurter Rundschau vom 20.2.04
Interview mit Peter Schönhöfer, klinischer Pharmakologe in Bremen; Herausgeber des (Industrie-)unabhängigen Arznei-Telegramm

Ø Die Politiker fallen rein<
Mit welchen Tricks sichert sich die Pharmaindustrie in Krankenhäusern und Fraktionen ihren Einfluss?
FR: Über Sponsoring gelingt es der Pharmalobby am besten, Einfluss auf Mediziner zu nehmen. Wie muss man sich das konkret vorstellen?

P.S. :Fast jeder bekanntere Klinikchef hat vertragsartige Absprachen mit dem einen oder anderen Hersteller über Sponsoring klinikeigner so genannter Fortbildung. Je nach Größe der klinischen Abteilung werden zwischen 100 000 und 200 000 Euro pro Jahr gezahlt. Gleichzeitig muss sich der Empfänger dafür einsetzen, dass die Produkte der Firma in der Arzneimittelliste des Krankenhauses enthalten sind Die Finanzierung der Fortbildung garantiert es der Pharmaindustrie außerdem, dass nur firmengenehme Vortragende eingeladen werden und kritische oder produktschädliche Informationen nicht zum Zuge kommen können.

FR: Repräsentanten der Fachgesellschaften sind in Pharmakreisen besonders begehrt. Sie haben über ihre Therapieempfehlungen großen Einfluss auf die Ärzte und deren Verordnungsverhalten. In wie fern wirkt sich das auf die Behandlung von Patienten aus?

P.S. Viele dieser Leitlinien und ihre Verfasser sind von der Pharmaindustrie korrumpiert. Leitlinien werden sogar häufig von Firmenvertretern als Ghostwriter geschrieben. Das wissen wir auch anhand ausländischer Publikationen. Beispiele sind die Behandlung von Prostata-Hypertrophie mit Pflanzenpräparaten oder die Behandlung von Hautkrebs mit Interferonen.

FR: Eine beliebte und häufig genutzte Marketing-Strategie der Pharma-Lobby ist das sogenannte Disease-Mongering, das Krankheiten-Erfinden, indem das Überschreiten bestimmter Messwerte zu Krankheiten hochstilisiert und mit entsprechenden Medikamenten versehen werden kann. Warum funktioniert diese Strategie?

P.S. : Disease-Mongering wird von den Firmen unter Anmietung von Experten und/oder Politikern betrieben. Es ist traurig, dass Politiker auf die Tricks des Pharma. Marketings immer wieder hereinfallen und mitmachen. Aber das gehört zu den Strategien der Disease Monger.

FR: Bei den Anhörungen des Gesundheitsausschusses wurden viele Selbsthilfegruppen gefragt, weil man die Sicht der Patienten nicht vernachlässigen wollte. Inwiefern vertreten diese aber wirklich ausschließlich die Interessen der Patienten?

P.S. Die Anhörungen des Deutschen Bundestages zur Behandlung der Demenz oder zur Positivliste haben gezeigt, dass etliche Selbsthilfegruppen auf dem Gebiet der Alzheimer`schen Erkrankung, Durchblutungsstörungen, Multipler Sklerose und Amputationsgefährdeter Agenten des Marketings der Pharmaindustrie sind. Weil sie sich einseitig und gezielt auf Firmengutachter berufen und stützen, die Insidern als Gutachter in Zulassungsverfahren und von gesponserten Vorträgen und Veranstaltungen her als durch die Industrie-Interessen korrumpiert bekannt sind.

FR: Welche Chancen sehen sie denn, der unmäßigen Beeinflussung von Seiten der Behörden einen Riegel vorzuschieben?

P.S. Probleme der Deutschen Zulassungsbehörde sind fachliche Kompetenzmängel und einseitige, oft vom Bundesgesundheitsministerium vermittelte Beeinflussung durch Interessen der Pharmaindustrie . Für das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte scheint manchmal zu gelten, dass die Industrie gar nicht bestechen muss, da die Zulassungsbeamten auf die Sicht der Industrie bereits so eingeordnet sind, dass die Industrie-Interessen schon antizipativ erfüllt werden. Kritische Stimmen aus der Behörde zu therapeutischem Unsinn wie Scheininnovationen oder konfrontativ und öffentlich gegen die Industrie durchgesetzte Sicherheitsmaßnahmen gibt es schon seit Jahren nicht mehr.
Das Bundesinstitut arbeitet geräuschlos, es verschläft die Probleme!

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Passend hierzu folgender Beitrag aus > DIE ZEIT < 18/2004

Blockiertes Register
Ab Mai werden Medikamentenstudien europaweit erfasst. Doch Patienten und Forschern bleibt der Einblick verwehrt
Von Harro Albrecht
http://zeus.zeit.de/text/2004/18/M-Studien-Register

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und noch mal was Nettes.....

http://zeus.zeit.de/text/2004/18/M-Tricks_der_Pharma

Die Tricks der Pillendreher

Wie Pharmafirmen mogeln, damit Studien die gewünschten Resultate zeigen

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Es gäbe hierzu bestimmt noch weitere, sehr „interessante“ Publikationen – wenn sie denn an die Öffentlichkeit dringen würden!

Uli

Antworten
#2
... an das "schwarzbuch der markenfirmen"...

schlimm sowas,
findet

manu
Wenn du dich über andere Mitmenschen ärgerst, dann sage dir "sie sind nur zu meiner Unterhaltung da"... Big Grin
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#3
ja: die Liste könnte man ein wenig fortsetzen:
- die Machenschaften von Monsanto um die Zulassung von Posilac z.B.
- oder die jetztigen Versuche, unbedingt genmanipuliertes Saatgut in die EU zu bringen.....

......da bleibt`s dann aber nicht bei 1x Adrenalinschub! X(
Uli
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