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Werbung II
#1
Journalismus – FR von 8. 12. 2004
Zunehmend transportieren „Trojaner“ versteckte Werbung

Wirtschaftliche Interessen gefährden einen unabhängigen Journalismus in Deutschland. Das schließt ein Leipziger Institut aus mehreren Studien.
( von Karl-Heinz Baum, Berlin)

Den Grundsatz, redaktionellen Teil und Werbung zu trennen, sieht der Leiter des Leipziger Instituts für Praktische Journalismusforschung , Michael Haller,“ dramatisch aufgeweicht“. In Berlin sagte er am Dienstag, mit diesem Trend gehe die Kommerzialisierung des journalistischen Berufs und die De-Professionalisierung des Journalismus einher.
Der Anteil redaktioneller Texte im Lokalen, die ein einziges Produkt oder eine Dienstleistung einseitig loben, und bei denen weitere journalistische Arbeit unterblieb, sei in diesem Jahr gegenüber 2000 um 62% gestiegen. Das Institut durchforstet alle 2 Jahre von März bis Mai den Lokalteil von sieben Regionalzeitungen.
Neben redaktionell verbrämten, also getarnten, Werbetexten – in der Branche >Trojaner< genannt- stellten die Leipziger Wissenschaftler weitere sieben „Formen der Unterwanderung“ redaktioneller Texte fest: Kopplungsgeschäfte, bei denen für einen Anzeigenauftrag ein redaktioneller Beitrag über den Anzeigenkunden mit vereinbart wird;
Thematische Beilagen, die ein passendes redaktionelles Umfeld für die Werbebotschaft herstellen sollen;
Unredigierte Veröffentlichungen von Werbung ohne Kennzeichnung;
Präsentation von Werbebotschaften in sonst nur für redaktionelle Beiträge üblicher Aufmachung;
Redaktionelle Beiträge über Produkte oder Dienstleistungen des eigenen Unternehmens;
Redaktionelle, nicht immer gekennzeichnete Produktionen im Zusammenarbeit mit Werbekunden;
Entwicklung von Sonderwerbeformen im redaktionellen Teil.
Neben „Trojanern“ nehmen nach Angaben der Leipziger Wissenschaftler vor allem Kopplungsgeschäfte und thematische Beilagen deutlich zu. Bei den anderen Formen sei die Tendenz steigend, auch in überregionalen Blättern und Zeitschriften.
Mitverantwortlich sei die dramatisch verschlechterte wirtschaftliche Lage der Zeitungen, sagte Haller. So hätten Redakteure immer weniger Zeit, eigene Themen zu recherchieren. Nach einer Befragung von Lokalredakteuren sei 2004 die tägliche Zeit für eigene Recherchen gegenüber 2000 um 20 Minuten auf anderthalb Stunden gesunken. 1993 hätten Lokalredakteure einer Studie der Universität Münster zufolge noch mehr als 2 Stunden Zeit für Recherchen gehabt.....


Na, da kommt doch Freude auf, oder? Die Redakteure freuen sich, dass ihnen ein klein wenig Zeit bleibt; die Industrie freut sich, dass ihre Werbeversprechen - ohne groß hinterfagt zu werden- gedruckt werden; und die Kunden bekommen "pseudo-wissenschaftliche" Erklärungen geliefert, warum sie nur dieses eine Produkt kaufen sollen.....

Freuet Euch und konsumiert Big Grin
Uli
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#2
In der "Apotheken- Umschau" ist jeder Artikel gekauft...

weiß Ricky
Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist, kommt keine Klugheit auf."
- Theodor Fontane
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#3
... und sie freuen sich, die Leser, dass sich in jedem hinterletzten Käsblättle (=Schundblatt) ach so "nützliche" Tipps finden!

"Was ihr wollt" (Twelfth Night or What you will)

siehe Sig. :viking:
Sascha
Womit wir es oft zu tun haben?
Mit "Leidenden, die es sich selbst nicht eingestehen wollen, was sie sind, mit Betäubten und Besinnungslosen, die nur eins fürchten: zum Bewußtsein zu kommen." (Nietzsche 1887)
Antworten


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