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die "etwas andere Art" von Sanierungsmaßnahmen
#1
SPIEGEL ONLINE - 06. April 2005, 16:48
URL: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensc...24,00.html
Junk-Food-Imagepflege

Wunderstoff gaukelt Zucker vor

Die massive Kritik an ungesundem Fast Food und zuckersüßen Getränken zeigt Wirkung. Mehrere Weltkonzerne planen angeblich die Verwendung neuartiger Zusatzstoffe. Die gaukeln dem Gaumen vor, mehr Zucker und Salz zu schmecken, als vorhanden ist.
Lebensmittel- und Getränkehersteller haben es nicht leicht: Die Verbraucher werden immer gesundheitsbewusster. Diabetiker klagen gegen Coca-Cola, Jugendliche machen McDonald's für ihre Fettleibigkeit verantwortlich. Während in manchem Fast-Food-Restaurant bereits Joghurt und Salate gereicht werden, könnten die Unternehmen einen anderen Ausweg aus dem Dilemma gefunden haben: Neue Zusatzstoffe gaukeln den Geschmacksrezeptoren vor, sie würden in kaum gewürzten Lebensmitteln Salz oder Zucker schmecken.

Entwickelt wurden die Chemikalien vom Biotechnologie-Unternehmen Senomyx im kalifornischen La Jolla. Die Stoffe selbst schmecken meist nach nichts. Stattdessen aktivieren oder blockieren sie Rezeptoren im Mund, die für das Schmecken verantwortlich sind - und verstärken so den Geschmack von Zucker, Salz oder Natriumglutamat im Essen. So aufgepeppt könnte eine Cola weiterhin schön süß und Tütensuppe würzig schmecken, obwohl sie kaum noch Zucker oder Salz enthalten.

Die Lebensmittelkonzerne Kraft, Nestlé, Coca-Cola und Campbell Soup haben einem Bericht der "New York Times" zufolge bereits Verträge über den Einsatz der neuen Zusatzstoffe mit Senomyx abgeschlossen. Welche Produkte sie mit den Stoffen versehen wollen, verraten die Unternehmen jedoch nicht.

Und auch in Zukunft wird der Verbraucher wohl nicht wissen, wann seine Geschmacksknospen gerade getäuscht werden. Anders als herkömmliche Süßstoffe müssen die neuen Zusätze in den USA nicht in den Inhaltsangaben auf der Verpackung erscheinen. Sie gehören zur großen Gruppe der künstlichen Geschmacksstoffe, die ohnehin bereits auf vielen Packungen verzeichnet sind.

"Wir helfen den Firmen, ihre Marken zu sanieren", sagte Senomyx-Geschäftsführer Kent Snyder der "New York Times". Das Unternehmen mit Sitz in San Diego arbeitet mit ähnlichen Forschungsmethoden, wie sie bei der Entwicklung neuer Medikamente angewendet werden. Mit Hilfe der menschlichen Gensequenz sei es dem Unternehmen gelungen, Hunderte von Geschmacksrezeptoren zu identifizieren.

US-Experten für Lebensmittelsicherheit äußerten Bedenken, obwohl sie die Bemühungen der Konzerne, den Gehalt von Salz, Zucker und Natriumglutamat in Lebensmitteln zu reduzieren, grundsätzlich befürworten. Bevor die neuen Chemikalien in den Handel kämen, müsste ihre Wirkung weiter erforscht werden. Senomyx selbst hält die neuen Zusatzstoffe für ungefährlich, da sie nur in winzigen Mengen verwendet würden.

Prost Mahlzeit
Uli
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