...und anstrengend. Ich habe heute morgen (Samstag - konnte den Beitrag erst heute (Dienstag) reinstellen wegen der Serverprobleme) nach dem Aufwachen die ersten 25 Seiten gelesen und muss sagen, es ist erschuetternd. Es wurde langsam nervig, so haarklein seziert zu bekommen, was alles so angestellt wird mit unserer industriell vorbereiteten Nahrung. Vielleicht haette ich nach 15 Seiten Pause machen sollen, das reichte schon. Aber es tut doch gut, es sickert ein in meinen Kopf. Es ist mir jetzt z.B. klar, dass Maltodextrin "enzymatisch vorverdaute Staerke" ist, meist Weizen- oder Maisstaerke. Und dass diese Enzyme aus Schimmelpilzen gewonnen werden, die man mittels Gentechnik auf die Idee gebracht hat, so etwas zu tun. Und das kann ich nun, wenn es mal passt, als Schlagwort in eine Diskussion einwerfen, wenn es passen sollte. Wenn sich ein Gespraech mal von selbst in Richtung "Industriefrass" entwickeln sollte. Das Buch ist eine Wissens-Datenbank und eine Argumentationshilfe, wenn man Leute, die bereit dazu sind, auf den Weg des bewussten Essen bringen moechte. Wie gesagt, nur wenn sie es selber wollen.
Wer neu einsteigen moechte in die Materie, dem sei erstmal "Die Suppe luegt" von Hans-Ulrich Grimm empfohlen. Wenn man das verinnerlicht hat und mehr wissen will, dann ist dieses Buch hier richtig. Ich werde es weiterlesen und sicherlich im Freundeskreis mal verleihen, wenn Interesse bestehen sollte. Es ist wirklich schauerlich, was uns nach der Gesetzeslage die Hersteller alles verschweigen duerfen. Und in der heutigen Zeit der medialen Reizueberflutung wird ja auch nur noch in 15-Sekunden-Bruchstuecken berichtet - mehr will man dem ueberforderten Konsumenten nicht mehr zumuten. Dazu ein Zitat aus dem Nachwort, Stichwort Medien und Reizueberflutung:
Zitat:...bleibt die Tatsache, dass wir buchstaeblich in Informatrionen ertrinken.
In solchen Situationen zieht der mensch die Notbremse: Er vereinfacht auf allen Gebieten seines taeglichen Lebens (fuer die er sich nicht beruflich oder privat besonders interessiert) moeglichst viel, um die Orientierung nicht zu verlieren. Das fuehrt dazu, dass die Medien - allen voran das Fernsehen, ob oeffentlich-rechtlich oder privat - Informationen in immer kleineren Haeppchen servieren, damit wir sie leichter verdauen koennen. Bei den inzwischen nicht unueblichen 15-Sekunden-Experten-Statements fallen komplexe Zusammenhaenge zwangslaeufig unter den Tisch. Die Folge ist, dass Information, also die Darstellung komplexer Zusammenhaenge und das Hinterfragen lieb gewordener Vorurteile, unterbleibt und durch einfache,
eingaengige und haeufig sinnlose Parolen a la \"fuenfmal taeglich\" oder Schlagworte wie \"krebserregend\" ersetzt werden. Die Wirklichkeit beschraenkt sich in den medien auf das, was sich in maximal 45 Sekunden vor laufender Kamera sagen und auch bebildern laesst. So wird die Welt am Schneidetisch neu erfunden. Eine Information hat auf dem Markt nur dann eine Chance, wenn sie ins \"Format\" der Sendung oder Zeitung passt. Daneben mangelt es nicht an kommerziellen Stoerfeuern seitens der betroffenen Branchen oder den gerade aktuellen Kapriolen oder Phobien des Zeitgeistes. Dazu gehoert auch, dass am laufenden band Ratschlaege erfunden werden, die so simpel sein muessen, dass sie auch ein Schulkind versteht. Ob sie sinnvoll sind oder schaden, tut kaum etwas zur Sache. Viele Skandale bleiben nach bewaehrtem Muster unter dem Teppich: frueher mit dem stereotypen Hinweis \"wir duerfen den Buerger nicht verunsichern\", heute mit der Bemerkung, die geschichte sei \"leider zu kompliziert\" fuers Publikum. Auf der anderen Seite werden harmlose befunde aus politischen oder kommerziellen Gruenden dramatisiert. Typische Beispiele: Acrylamid oder Cholesterin.
[...]
Ja, ich denke, wir sind privat sehr interessiert in diesem Gebiet, und daher geben wir uns auch nicht mit 15- oder 45-Sekunden-Bruchstuecken zufrieden. Wenn wir unsere Gesundheit wieder geraderuecken wollen, dann brauchen wir Informationen und Hintergrundwissen. Und davon liefert das Buch reichlich. Dass es etwas anstrengend ist, laesst sich dabei gut verschmerzen. Die Wirklichkeit ist halt so anstrengend, wir sind es im Zuge der vorbeihuschenden (Des-)Informations-Haeppchen nur nicht mehr gewohnt, uns dieser auch wirklich zu stellen. Ich denke, wir haben keine Wahl. Gut, dass es das Duo Pollmer/Niehaus gibt.
Einen schoenen Sonntag wuenscht
Martin 8)