05.01.2006, 18:09
Nahrungsmittelallergie und - unverträglichkeit: Bewährte statt nicht evaluierte Diagnostik
Deutsches Ärzteblatt 102, Ausgabe 27 vom 08.07.2005, Seite A-1965 / B-1660 / C-1564
Kleine-Tebbe, Jörg; Lepp, Ute; Niggemann, Bodo; Werfel, Thomas
Zusammenfassung
In letzter Zeit werden verstärkt nicht evaluierte Testmethoden für die Diagnostik einer Nahrungsmittelallergie (NMA) oder -unverträglichkeit angeboten. Dazu gehören auch Bestimmungen von IgG-Antikörpern gegen zahlreiche Nahrungsmittel. Die Kritik betrifft nicht unbedingt die Methodik der IgG-Bestimmung, sondern die unzulässige Interpretation, da eine IgG-Produktion gegenüber Nahrungsmittelproteinen zur normalen Immunantwort gehört und keinerlei Krankheitswert hat. Andere untaugliche Diagnoseverfahren mit Nahrungsmitteln sind Zytotoxizitätstests, Kinesiologie, Bioresonanz- und andere elektrische Verfahren (beispielsweise Elektroakupunktur). Eine seriöse und rationale Abklärung von NMA und -unverträglichkeit beruht auf einer diagnostischen Pyramide aus Anamnese, Hauttests, IgE-Bestimmungen und spezialisierten Labortests (basophile Allergenstimulationstests). Positive Testergebnisse sind nur bei korrespondierenden Symptomen klinisch relevant. Bei unklarem Zusammenhang kann eine (kontrollierte) orale Provokation die Diagnose sichern. Dies gilt besonders für die seltenere, nicht immunologisch vermittelte Nahrungsmittelintoleranz gegenüber kleinen Molekülen, die durch Allergietests nicht diagnostiziert werden kann.
Der gesamte Artikel hier:
http://www.aerzteblatt.de/V4/archiv/arti...p?id=47571
Hier lassen sich die „hohen Herren“ über die verschiedenen Testmethoden aus......
....und haben sich damit auch nicht nur bei Kollegen „unbeliebt“ gemacht X( : Im Heft 49 (9.12.05) sind Leserbriefe zu finden ( leider nicht übers www einsehbar), die eine ganz andere Sprache sprechen.
Ein paar markante Sätze möchte ich zitieren:
1)Medizin ist Erfahrungsheilkunde!
Bei Bauchproblemen, die mit der klassischen Diagnostik ( auch Zuckerintoleranzen, Glutenenteropathie) nicht zugeordnet werden konnten, lasse ich seit 5 Jahren IgG4-Antikörper gegen Nahrungsmittel bestimmen. In vielen von inzwischen etwa 100 Analysen fanden sich dann IgG4-Antikörper erhöht und in etwa 80% konnte durch entsprechende Ernährungsumstellung ( Auslassdiät) die Bauchsymptomatik, Hauterkrankungen, aber auch andere unspezifische Symptome wie Schwindel oder Herzrasen gebessert, vielfach beseitigt werden, d.h., das positive Testergebnis dieser Laboruntersuchung war aufgrund der korrespondierenden Symptome klinisch relevant.
Genau das fordern die Autoren des DÄB !
So ließ sich auch die Diagnose >Reizdarm< oft doch noch präzisieren. Warum wurde nicht auf die diese Erfahrung stützende Literatur zitiert?
Die Medizin ist und bleibt nun mal Erfahrungsheilkunde! ( ein Mediziner aus Stuttgart)
2) Nichtevaluierte Methoden behalten hohen Stellenwert
Aus dem Artikel haben sich für mich folgende Schlussfolgerungen ergeben:
- Positive Haut- und IgE-Tests zeigen eine Sensibilisierung an, ihre klinische Relevanz kann nur durch einen gezielten provokationstests eruiert werden.
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten und – intoleranzen können nur durch einen gezielten Provokationstest nach Anamnese nachgewiesen werden. Erschwerend in der Interpretation ist die Tatsache, dass manche Nahrungsmittel Sorfortreaktionen , andere teilweise um Stunden verzögerte Reaktionen hervorrufen.
Das zur wissenschaftlichen Theorie, nun zur täglichen Praxis:
Der einzige sichere Nachweis klinisch relevanter Nahrungsmittelreaktionen - der Provokationstest – wird in den niedergelassenen Praxen nur sehr selten durchgeführt. In manchen Fällen ist er nur unter klinischer Beobachtung möglich.
Oft ist auch die Anamnese unklar und ein Provokationstest mit verschiedenen Nahrungsmitteln und –zusatzstoffen bei den vielen Millionen Allergikern und Pseudoallergikern praktisch kau durchführbar.
Da diese empfohlene Diagnostik meist unterbleibt, finden sich mehr und mehr enttäuschte Patienten, bei denen die Ursache ihrer Symptome nicht gefunden wurde und die sich nicht evaluierten Methoden zuwenden.
........Der „Beweis“ für die Richtigkeit ist dann erbracht, wenn die geklagten Symptome nach Karenz der entsprechenden Nahrungsmittel geringer werden oder verschwinden.
Auch wenn wissenschaftliche Studien noch ausstehen, liegen bereits Tausende von Erfahrungsberichten vor.
...Eine seriöse Allergiediagnostik wurde meist vorher durchgeführt mit zum Teil unbefriedigenden Ergebnissen. (Ein Mediziner aus Aachen )
Es finden sich noch mehr solcher und ähnlicher „Leserbriefe“ zu diesem Thema –
In seinem „Schlusswort“ allerdings beharrt Kleine-Tebbe auf den Provokationstests,
subjektive Erfahrungen lässt er nicht gelten – damit spricht er Betroffenen grundsätzlich ab, über ihr Befinden klare Auskünfte geben zu können : was soll das denn?????
Uli
Deutsches Ärzteblatt 102, Ausgabe 27 vom 08.07.2005, Seite A-1965 / B-1660 / C-1564
Kleine-Tebbe, Jörg; Lepp, Ute; Niggemann, Bodo; Werfel, Thomas
Zusammenfassung
In letzter Zeit werden verstärkt nicht evaluierte Testmethoden für die Diagnostik einer Nahrungsmittelallergie (NMA) oder -unverträglichkeit angeboten. Dazu gehören auch Bestimmungen von IgG-Antikörpern gegen zahlreiche Nahrungsmittel. Die Kritik betrifft nicht unbedingt die Methodik der IgG-Bestimmung, sondern die unzulässige Interpretation, da eine IgG-Produktion gegenüber Nahrungsmittelproteinen zur normalen Immunantwort gehört und keinerlei Krankheitswert hat. Andere untaugliche Diagnoseverfahren mit Nahrungsmitteln sind Zytotoxizitätstests, Kinesiologie, Bioresonanz- und andere elektrische Verfahren (beispielsweise Elektroakupunktur). Eine seriöse und rationale Abklärung von NMA und -unverträglichkeit beruht auf einer diagnostischen Pyramide aus Anamnese, Hauttests, IgE-Bestimmungen und spezialisierten Labortests (basophile Allergenstimulationstests). Positive Testergebnisse sind nur bei korrespondierenden Symptomen klinisch relevant. Bei unklarem Zusammenhang kann eine (kontrollierte) orale Provokation die Diagnose sichern. Dies gilt besonders für die seltenere, nicht immunologisch vermittelte Nahrungsmittelintoleranz gegenüber kleinen Molekülen, die durch Allergietests nicht diagnostiziert werden kann.
Der gesamte Artikel hier:
http://www.aerzteblatt.de/V4/archiv/arti...p?id=47571
Hier lassen sich die „hohen Herren“ über die verschiedenen Testmethoden aus......
....und haben sich damit auch nicht nur bei Kollegen „unbeliebt“ gemacht X( : Im Heft 49 (9.12.05) sind Leserbriefe zu finden ( leider nicht übers www einsehbar), die eine ganz andere Sprache sprechen.
Ein paar markante Sätze möchte ich zitieren:
1)Medizin ist Erfahrungsheilkunde!
Bei Bauchproblemen, die mit der klassischen Diagnostik ( auch Zuckerintoleranzen, Glutenenteropathie) nicht zugeordnet werden konnten, lasse ich seit 5 Jahren IgG4-Antikörper gegen Nahrungsmittel bestimmen. In vielen von inzwischen etwa 100 Analysen fanden sich dann IgG4-Antikörper erhöht und in etwa 80% konnte durch entsprechende Ernährungsumstellung ( Auslassdiät) die Bauchsymptomatik, Hauterkrankungen, aber auch andere unspezifische Symptome wie Schwindel oder Herzrasen gebessert, vielfach beseitigt werden, d.h., das positive Testergebnis dieser Laboruntersuchung war aufgrund der korrespondierenden Symptome klinisch relevant.
Genau das fordern die Autoren des DÄB !
So ließ sich auch die Diagnose >Reizdarm< oft doch noch präzisieren. Warum wurde nicht auf die diese Erfahrung stützende Literatur zitiert?
Die Medizin ist und bleibt nun mal Erfahrungsheilkunde! ( ein Mediziner aus Stuttgart)
2) Nichtevaluierte Methoden behalten hohen Stellenwert
Aus dem Artikel haben sich für mich folgende Schlussfolgerungen ergeben:
- Positive Haut- und IgE-Tests zeigen eine Sensibilisierung an, ihre klinische Relevanz kann nur durch einen gezielten provokationstests eruiert werden.
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten und – intoleranzen können nur durch einen gezielten Provokationstest nach Anamnese nachgewiesen werden. Erschwerend in der Interpretation ist die Tatsache, dass manche Nahrungsmittel Sorfortreaktionen , andere teilweise um Stunden verzögerte Reaktionen hervorrufen.
Das zur wissenschaftlichen Theorie, nun zur täglichen Praxis:
Der einzige sichere Nachweis klinisch relevanter Nahrungsmittelreaktionen - der Provokationstest – wird in den niedergelassenen Praxen nur sehr selten durchgeführt. In manchen Fällen ist er nur unter klinischer Beobachtung möglich.
Oft ist auch die Anamnese unklar und ein Provokationstest mit verschiedenen Nahrungsmitteln und –zusatzstoffen bei den vielen Millionen Allergikern und Pseudoallergikern praktisch kau durchführbar.
Da diese empfohlene Diagnostik meist unterbleibt, finden sich mehr und mehr enttäuschte Patienten, bei denen die Ursache ihrer Symptome nicht gefunden wurde und die sich nicht evaluierten Methoden zuwenden.
........Der „Beweis“ für die Richtigkeit ist dann erbracht, wenn die geklagten Symptome nach Karenz der entsprechenden Nahrungsmittel geringer werden oder verschwinden.
Auch wenn wissenschaftliche Studien noch ausstehen, liegen bereits Tausende von Erfahrungsberichten vor.
...Eine seriöse Allergiediagnostik wurde meist vorher durchgeführt mit zum Teil unbefriedigenden Ergebnissen. (Ein Mediziner aus Aachen )
Es finden sich noch mehr solcher und ähnlicher „Leserbriefe“ zu diesem Thema –
In seinem „Schlusswort“ allerdings beharrt Kleine-Tebbe auf den Provokationstests,
subjektive Erfahrungen lässt er nicht gelten – damit spricht er Betroffenen grundsätzlich ab, über ihr Befinden klare Auskünfte geben zu können : was soll das denn?????
Uli