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Zitat:Die Ära der TV-Köche neigt sich ihrem Ende zu. Was? Die hat doch gerade erst angefangen! Schon, aber das pointenlose Geplapper der Lafers und Wieners ist nur zu ertragen, wenn die kulinarische Leistung stimmt. Und die, weiß Ullrich Fichtner, lässt viel zu wünschen übrig.
Vergangenen Freitag, als ich fast vor dem Fernseher eingeschlafen wäre, hatte ich mich endlich zum ZDF durchgezappt - und es liefen gerade \"Kerners Köche\". Im Halbschlaf wähnte ich mich in einem Alptraum, denn Andreas \"C.\" Studer richtete eben sein \"Scharfes Gulasch mit Vier-Farben-Paprika im Brotkörbchen\" an. Nun, wer es nicht gesehen hat, möge mir glauben: Spätestens nachdem Studer seine \"Körbchen\" für die Kollegen portioniert hatte, sah das Ganze aus wie ein zerfetzter Wischlappen nach missglücktem Ölwechsel, aber immerhin \"an\" Kirschtomaten. Lustig fast, aber natürlich lachte wieder keiner, sondern alle \"verkosteten\" andächtig und logen sich die fernsehtauglichen Komplimente zurecht.
Und so ging es weiter. Sarah Wieners nachfolgender \"Grießschmarrn mit Apfelmus\", ein ausgesprochen kindisches, anspruchsloses Essen, sah auf dem Teller ebenfalls entsetzlich aus: eine Ruine schon vor der ersten Berührung, der ganze Schmarrn ein unansehnlich bröseliger Berg, daneben das Apfelmus wie ein umgekippter Tümpel in der Gegend von Tschernobyl. Ich schweige über Kolja Kleebergs \"Tokany von der Kalbsleber mit Pallfy-Knödeln\" und den ganzen anderen Ramsch dieser Sendung. Nichts hatte Form, nichts \"stimmte\", und deshalb glaube ich: Wir haben den Anfang vom Ende des TV-Koch-Booms gesehen.
...weiterlesen und amüsieren? Hier :
SPIEGEL ONLINE - 19. Oktober 2007, 11:05
URL: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaf...13,00.html
Uli
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Zitat:Gepfefferte Buchstabensuppe
Von Ullrich Fichtner
Wer sich mal richtig den Appetit verderben will, sollte sich das neue Buch von \"Foodwatch\"-Chef Thilo Bode über den agro-industriellen Komplex einverleiben. Seine kritischen Thesen überwürzt er zwar - aber wer gutes Essen mag, schätzt es nach dieser Lektüre um so mehr.
Kaum aus China zurück habe ich meinen Magen mit Milchbrötchen wieder beruhigt und mit Lust in dicke Scheiben Knoblauchwurst gebissen, aber leider fand ich bei meiner Rückkehr im schönen, schläfrigen Europa auch gleich wieder ein Buch in meinem Poststapel vor, dessen Thesen künftig meine Alpträume bevölkern werden.
Thilo Bode hat es geschrieben, er ist der Chef von \"Foodwatch\", einem kleinen Verein, der sich Verbraucherrechtsorganisation nennt, es ist eine Art Klein-Greenpeace des sauberen Essens und insofern unbedingt zu unterstützen. Bei einem privaten Dinner in Berlin habe ich Herrn Bode mal kennengelernt und hatte ihn eigentlich als humorvollen Zecher in Erinnerung, aber sein Buch, \"Abgespeist\", ist nun rein gar nichts für Freunde der heiteren Lektüre. Es ist ein Brandbrief auf die Zustände unseres Lebensmittelmarkts und seiner kriminell-mafiösen Strukturen bis hinauf in höchste Regierungskreise.
Alles lesen???? Hier:
SPIEGEL ONLINE - 09. November 2007, 09:15
URL: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaf...36,00.html
Uli
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Zitat:SPIEGEL ONLINE - 23. November 2007, 14:02
URL: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaf...53,00.html
FICHTNERS TELLERGERICHT
Wie man sich dünne macht
Schwerwiegende Erkenntnis: Wer abnehmen will, sieht sich einem Heer von Diät-Ratgebern gegenüber. SPIEGEL-ONLINE-Besseresser Ullrich Fichtner fürchtet um seine Keira-Knightley-Figur, fraß sich durch zahllose Abnehmbücher - und verdarb sich den Magen.
Ich bin heute morgen auf die Waage gestiegen und die Ziffern auf dem Display ließen mich geschockt rückwärts taumeln. Ich verschweige hier aus Gründen des Datenschutzes die große runde Zahl, die ich lesen musste, fürchte aber, ungefähr das Dreifache von Keira Knightley zu wiegen, was ich aus Gründen der Selbstachtung so nicht bestehen lassen kann. Eine Diät muss her. Aber damit fangen meine Probleme überhaupt erst an.
Zitat:Oder wie wäre eine Pritikin-Diät, die es eher mit Kohlehydraten hält? Soll ich eine \"Mond-Diät\" nach Christine Zacker ins Auge fassen? Oder doch endlich eine Hollywood-Diät beginnen, die empfiehlt, nicht so schlecht, sich an Hummer, Shrimps und Ananas schadlos zu halten.
Eine \"5-Tage-Diät mit Naturreis\" könnte ein Anfang sein, und danach gleich die \"7-Tage-Körner-Kur\", wer weiß. Die \"10-Tage-Fitness-Kur\" klingt vielversprechend, ebenso der Titel: \"Abnehmen - aber mit Vernunft\". Soll ich Getreidetage nach Dr. Ritter einschieben? Oder Howard Hays Trennkostregeln befolgen? Eine Evers-Diät machen? Oder eine nach Dr. Haas? Wird mich Dr. Rademacher erlösen oder brauche ich schon das \"Herbalife Zellernährungsprogramm\"? Die Markert-Diät? Oder doch die Lutz-, die F-Plan-Diät, die Mayr-Kur? Oder nehme ich ab mit Brigitte? Oder mit Monsieur Montignac?
...einfach nur "herrlich"
Uli
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Zitat:Wie wärn wir froh in Tokio!
Von Ullrich Fichtner
Gourmets träumen von Frankreich? Nicht mehr: Tokio ist laut Michelin die Welthauptstadt des guten Geschmacks. Und warum? Weil dort die Zutaten Technik, Tradition und Qualität noch etwas zählen - anders als bei deutschen Instant-Panschern.
Nachdem es die ominöse San-Pellegrino-Liste der angeblich weltbesten Restaurants fertig gebracht hat, eine Weltkarte ohne Japan zu zeichnen, hat der Michelin die Ehre Nippons glänzend wieder hergestellt. Die Macher des nach wie vor besten Restaurantführers haben eine Tokio-Ausgabe vorgelegt - und atemberaubende 191 Sterne auf Japans Hauptstadt regnen lassen. Das sind - man muss sich das vorstellen - 94 mehr als Paris einsammeln kann! Und folglich ist Tokio mit weitem Abstand die kulinarische Welthauptstadt.
Zitat:Tiefgekühlter Convenience-Fraß ( ->diese Wortschöpfung finde absolut treffend......) In unserer Weltgegend liegt die Koch-Ausbildung seit langem im Argen. Wer in Europa heutzutage dieses Handwerk lernt, hat es nicht mehr nur mit Braten, Schmoren, Kochen und Backen zu tun. Er lernt längst auch das große Tütenaufschneiden und die \"fachgerechte Verwendung\" von tiefgekühltem Convenience-Fraß.
Auf den Regalen der Restaurants stehen die tausendundeins Würzmischungen der Lebensmittel- und Aromaindustrie, und die Hochstapler am Herd greifen beherzt zu. Selbst ihnen, die immerhin Geld für ihre Dienste verlangen, ist es mittlerweile zu mühsam, die Fonds selber zu kochen oder veritable Knochenbrühen aufzusetzen. Es ist skandalös.
Alles lesen???
Hier:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaf...370,00.htm
Uli
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Zitat:Da mahlt der Weihnachtskiefer!
Lassen Sie sich das mal auf der Zunge zergehen: Es gibt 1750 Weihnachtsmärkte in Deutschland. Und alle sind in kulinarischer Hinsicht schrecklich. Zum Glück kennt SPIEGEL ONLINE-Besseresser Ullrich Fichtner einen delikaten Ausweg aus dem Dilemma.
Es ist mir immer unbegreiflich gewesen, warum sich Menschen bei Nieselregen an verdreckte Stehtische stellen und zu den Klängen von \"O du Fröhliche\" Mexiko- und Chinapfannen mit Plastikbesteck in sich hineinschaufeln. Aber nun ist es wieder soweit: Über den deutschen Marktplätzen strahlt, landauf, landab, der Stern von Betlehem, und selbst in Regionen, wo die gottfernen Bürger kaum noch Ostern und Weihnachten auseinander halten können, wird die Freude auf die Ankunft des Christkinds in prächtiger Kulisse inszeniert.
Posaunenchöre blasen, Rentiere äsen, Eisbären schnuppern, lustig ziehen die Schlitten über die Budenschilder und an allen Ecken erklimmt Sankt Nikolaus die Zinnen. Unsere Weihnachtsmärkte sind bizarre Operetten der Besinnlichkeit – und ein alljährlicher kulinarischer Super-GAU.
Zwiebelfleisch, Matjesbrötchen, Gyros, Currygulasch, \"Garnelen-Snackbox\" werden uns als weihnachtlich angedreht. Dazu nehmen wir hier einen Kakao mit Brandy, da einen Kaffee mit Eierlikör, zum halben Meter Bratwurst gibt’s ein Bockbier, und die Kutscherpfanne spülen wir mit Glühwein weg. \"Weihnachtszeit, schönste Zeit...\", so steht es gegen Nachmittag, wenn die 1,2 Promille glücklich erreicht sind, in die Gesichter der Marktbesucher geschrieben. Aber was damit gemeint sein könnte, weiß niemand zu sagen.
Wie kann es sein, dass die Sehnsucht nach altdeutscher Weihnacht mit dem pseudo-globalen Fast Food von Mexiko- bis Chinapfanne zusammengeht? Wie verkraften wir, mitten im Advent, die große Portion Tintenfischringe aus dem Zehn-Kilo-Tiefkühlsack? Wie ist es uns gelungen, formatiertes Feuerfleisch und \"Räuberpfannen\" in unserer Weihnachtsstimmung unterzubringen? Es ist ein Rätsel.
Hübsch gedacht, grässlich gemacht
Das Weihnachtliche am Weihnachtsmarkt findet offenkundig nur noch in unseren verrückten Köpfen statt. Und je trüber sich die Wirklichkeit präsentiert, desto aktiver füllt unsere Phantasie die Lücken. Wir führen ein innerliches Illusionstheater auf und wollen dabei so stark an den wahren Weihnachtszauber glauben, dass es uns sogar gelingt, verzuckerte Lebkuchenherzen mit der Aufschrift \"Bumsen ist schön\" (gesehen in Berlin) um der Weihnachtsstimmung willen zu schlucken.
Der eiserne Wille zum Wohlgefühl, wie er im Advent über uns Deutsche kommt, vielleicht speist er sich aus dem Feuer, das auf den Märkten noch wahrhaftig lodert, wenn es brodelt und brät über Kohle oder gar Holzscheiten. Aber ansonsten: Ist es die Dekoration? Reichen ein paar Kiefernzweige und ein bisschen Kunstschnee aus, um unsere Herzen mit Gefühlen zu möblieren?
Oder ist es die Macht der Musik? Ein paar Takte \"Leise rieselt der Schnee\" – und wir beißen besinnlich in eine Currywurst? Man kann uns, offenkundig, noch mit dem letzten Gammel-Ramsch festliche Gefühle bereiten, solange nur im Hintergrund ein Kinderchor mit Glöckchen läutet.
Backen Sie Glückskekse!
Es bleibt nur ein möglicher Schluss: Weihnachtsmärkte sind nach Möglichkeit zu meiden. Und mir selber ist mittlerweile kein Weg zu weit, um dem faulen Zauber zu entgehen. Lieber über die Autobahn laufen als durch eine altfränkisch aufgehübschte Fußgängerzone. Und vor allem: Lieber zu Hause zu bleiben! Aber wie soll man sich dort die Zeit vertreiben? An langen, dunklen Adventssamstagen?
Ich schlage vor: Plätzchen backen. Kostet nichts, beruhigt die Nerven. Und die Gefühle dabei, mit den Händen im Teig, sind echt. Und wenn es dann duftet aus dem Ofen nach Zimt, nach Karamell und Butter, wenn man das Blech herauszieht und einem die Ofenwärme ins Gesicht schlägt, und wenn man endlich ein erstes heißes Plätzchen vorsichtig probiert und sich Herz und Hirn an Kindertage erinnern: Dann hat das mehr, viel mehr mit Weihnachten zu tun, als alle 1750, in Worten: eintausendsiebenhundertfünfzig deutschen Weihnachtsmärkte zusammen.
In diesem Sinne: Guten Appetit und gute Nacht!
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaf...49,00.html
Lieber Herr Fichtner !
Ich denke mal, hier ins unsren Reihen finden sich wohl kaum Mitmenschen, die sich den Bauch mit Zwiebelfleisch oder sonstigem Fast-Food-Schrott vollstopfen können – die eher froh sind, wenn sie unbeschadet den Besuch eines solchen Weihnachtsmarktes überstehen!
An dieser Stelle aber herzlichen Dank für Ihre "Tellergerichte", von denen wir hier keine Bauchschmerzen bekommen – wenn, dann höchsten vom Lachen!
Uli
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Zitat:Der Fisch stinkt vom Politikerkopf her
Sushi ist die neue Currywurst.
Und weil die Gier nach billigem Take-away-Ramsch so groß ist, sorgen unsere Politiker dafür, dass auch entfernte Meere leergefischt werden. Man sollte sie dafür in die ewigen Fanggründe jagen, meint SPIEGEL-ONLINE-Besseresser Ullrich Fichtner.
Es gibt Anlass darauf hinzuweisen, dass ein traditioneller Sushi-Meister in Japan sieben Jahre lang lernen muss, ehe er sich um den Titel überhaupt bewerben darf. Im ersten Jahr kommt der Schüler mit Fisch überhaupt nicht in Berührung, er muss sich um den Garten kümmern, über das Meer nachdenken, er muss dem Wind in den Reisfeldern nachlauschen, vermutlich muss er seinem Meister auch die Schuhe putzen und die Zeitung umblättern, um recht ordentlich Demut zu lernen, wer weiß.
und
Zitat:25 Prozent der weltweiten Fanggründe sind mittlerweile zerstört, weitere 50 Prozent sind so kritisch überfischt, dass sie bald auch nichts mehr hergeben werden. Unsere EU und unsere Staatenlenker, die sich in allen Sonntagsreden zum schonenden Umgang mit den Ressourcen bekennen, schließen Knebelverträge (kurz: EPAs genannt) mit armen Küstenländern ab, um deren Fischgründe für unsere Fabrikschiff-Flotten zu öffnen. 60 Prozent aller Fisch-Mahlzeiten in Europa entstammen heute dem Import, und das heißt nichts anderes, als dass wir nun, nach Nord- und Ostsee, nach Mittelmeer und Atlantik, auch noch die Fanggründe ferner, fremder Länder ruinieren, damit bei uns der Nachschub nicht abreißt.
Alles lesen? Hier:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaf...07,00.html
Bravo Herr Fichtner!!!
Uli
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Zitat:Böse Burgerinitiative
Von Ullrich Fichtner
Mit McDonald's und Kindern ist es wie mit der Schluckimpfung: Ab und zu ein Portiönchen des Gifts und die Bälger sind immun. Doch wie soll man sie noch schützen, wenn sich die Imbissbude mit Wellness-Gefasel zum Zeitgeist-Tempel stilisiert?
Zitat:Die neuen McDonald's-Frauen, sie könnten auch der \"Brigitte\" entstammen, jedenfalls sehen sie alle aus, als hätten sie lange Brigitte-Diäten hinter sich. Ich besitze das neue Rezeptbuch zum Abnehmen, bin aber bei Lektüre der \"Kalorientabelle\" fast vom Stuhl gefallen. Dort steht, zwischen Äpfeln und Birnen, Erdnüssen und Salzstangen, Döner und Currywurst unvermittelt, ich zitiere: \"McDonald's McRib – 474 kcal, 21 g Fett, Hamburger Royal – 515 kcal, 27 g Fett, Chicken McNuggets (6 Stück) – 207 kcal, 12 g Fett\" und es folgen noch McDonald's Hamburger, McChicken und McDonald's Pommes.
....Lesen lohnt sich!!!
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaf...98,00.html
Uli
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...und mit ihm auch Fichtners Tellergericht
Zitat:Wir sind nicht ganz normal im Topf!
Von Ullrich Fichtner
Man muss kein Küchennationalist sein, um Eintopf oder Leipziger Allerlei zu vermissen. Wir Deutschen mögen Alltagskost nur noch exotisch, billig und überwürzt. Die Franzosen essen zwar nicht immer besser - aber wenn, dann richtig gut.
Die Deutschen sind in Sachen Essen Jäger, während die Franzosen Sammler sind. Wir sind Entdecker, sie sind Bewahrer. Wir suchen, sie haben gefunden. Wir backen 500 Brotsorten, sie essen Baguette. Wir erfinden die Bionade, sie bleiben beim Cidre. Der Unterschied zwischen beiden Ländern, im Kulinarischen, ist noch gewaltiger, als man es sich ohnehin vorstellt. Es ist ein Kampf des Modischen (Deutschland) gegen das eingefleischt Traditionelle (Frankreich), und er wird ausgefochten auf allen Ebenen, allen Tellern.
Zitat:Tatsächlich steht die deutsche Logik beim Essen links des Rheins Kopf: Wir lieben es billig und würzig, deshalb kümmern wir uns wenig um die Ausgangsprodukte und übertönen ihre schlechte Qualität mit allem, was das Gewürzbord hergibt. Danach rühren wir die Schose je nach Belieben Richtung Italien, Indien oder China um, und das war's
.
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaf...65,00.html
Uli
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Zitat:McEntenfuß mit Aal-Nuggets, bitte!
Globalisierung fängt meistens beim Essen an:
Der US-Fast-Food-Gigant Yum überrennt China und passt sich an regionale Vorlieben an, um den Markt aufzurollen. Na toll, meint SPIEGEL-ONLINE-Besseresser Ullrich Fichtner - und gruselt sich schon jetzt vor amerikanisierter Currywurst.
Die Chinesen haben nichts zu lachen, sie werden gerade vom Westen bestürmt, und zwar an allen Fronten. Mächtige Armeen sind aufmarschiert, den Alltag des Landes umzukrempeln. Ihre Generäle heißen McDonald's und Burger King, ihre Truppen bringen Hühnernuggets, Pizza und Burritos – aber gerade eben ist etwas höchst Überraschendes geschehen in dieser Abteilung der kulinarischen Globali- sprich: Amerikanisierung.
.....
Zitat:Mir fällt angesichts der immer neuen amerikanischen Modewellen der schöne Spruch von Erich Kästner ein, man dürfe nie so tief sinken und \"von dem Kakao, durch den man dich zieht, auch noch zu trinken\". Nun ja. In unserer Welt heute weiß man gar nicht mehr, wer da zieht, wer schon gezogen wird, wo überhaupt der Kakao herkommt und wer ihn einschenkt. Aber im Zweifelsfall, siehe oben, ist es \"Yum\".
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaf...20,00.html
...ohne Worte
Uli
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Zitat:Nostalgie macht dick
Von Ullrich Fichtner
Toast Hawaii, Sahnesaucen, Butterhuhn - das Essen vergangener Jahrzehnte war vor allem schwer und fettig. Heute geht der Trend in Richtung künstlich angereichertes \"functional food\". Da können Sie essen, bis der Arzt kommt. ( und ob..... )
Von Zeit zu Zeit, wenn die Modeschöpfer ein, zwei Saisons lang selber erschöpft sind, rufen sie den Retro-Stil aus, und alles wird \"Vintage\". Die Tasche von vorgestern, die kaum mehr gut genug war, um darin die leeren Flaschen zum Container zu tragen, wird wieder hoffähig, die Jacke, die man schon für die Gartenarbeit weggelegt hatte, kommt selbst für Opernbesuche wieder in Frage. Auch unser Essen unterliegt solchen Konjunkturen, die Schöpfer heißen hier Köche, und transportiert wird alles in Zeitschriften wie \"Elle\".
Zitat:What’s next? Nun, in der \"New York Times\" war neulich zu lesen, dass in Beverly Hills und Hollywood die Zeichen auf \"functional food\" stehen. Und weil jede Mode aus Kalifornien früher oder später auch Europa erreicht, lohnt sich ein Blick darauf.
Es geht um turbogesundes Essen, künstlich angereichert mit Vitaminen, mit Omega-3-Fettsäuren, mit sonst wie \"guten\" Wertstoffen. Manche Restaurants dort haben also begonnen, die Gerichte auf ihren Menükarten mit Gesundheitspunkten zu markieren, sodass es künftig nicht mehr einfach heißen wird: \"schmeckt gut\", sondern: \"stärkt die Abwehrkräfte\". Aber wär’s da nicht am besten, man schriebe auf den unteren Rand der Karte gleich: \"Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker\"?
In diesem Sinne: guten Appetit und gute Nacht!
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaf...05,00.html
....das mit dem essen, bis der Arzt kommt -> das hat`s mir besonders angetan!!!!
Uli
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