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Süchte nach Alkohol und Nicotin
#9
Hallo Martin,

meiner Ansicht nach hat eine Sucht zwei Aspekte, das eine ist, das man Hirnmäßig endlich schnallt das einem eine Zigarette, Alkohol oder ein unverträgliches Lebensmittel nichts bringt, außer möglicherweise Ärger nach dem Genuss. Die andere Seite die tatsächliche Drogenabhängigkeit die sich durch Entzug bemerkbar macht. Ich hab mit dem Entzug nicht so sehr das Problem, merk das deutlich wenn ich im Krankenhaus bin, da rauche ich ja auch nur das notwendigste, um dem Suchtverhalten nachzugeben. Bin ein etwas eigenartiger Raucher, bei mir verglühen mehr Zigaretten im Aschenbecher als ich tatsächlich rauche. Hab ständig ein Fenster offen weil mich der Zigarettenrauch stört und ich würde viel lieber im Cafe bei den Nichtrauchern sitzen. Zum einem weis ich das es mir ohne Zigarette besser geht, Nickelallergie, zum anderen muss ich das Ritual „rauchen“ abstellen.

Rituale und Gewohnheiten abstellen, ist doch bei den Unverträglichkeiten ähnlich bzw. das Gleiche. Bei Unverträglichkeiten glaubt man ja auch, dass es ohne diese nicht gehen könnte und man müsste verhungern. Es geht sehr wohl ohne Milch und Getreide, hab ich mir selbst bewiesen. Jetzt sag ich mir, das dass ja mit dem rauchen auch so funktionieren sollte und darauf baue ich meine Strategie auf. Es wird noch ein bisschen dauern bis ich mir das so lange einrede bis ich es glaube und für mich zur Selbstverständlichkeit wird, nicht zu rauchen.

Zitat:Ich denke, jede Sucht ist der Versuch, einen verstellten Serotonin-Haushalt wieder irgendwie geradezubiegen. Da koennen dann Gaben an Alkohol. Nikotin, Schokolade, Glutamat oder leider auch jedes unvertraegliche Lebensmittel vordergruendig \"dienen\", indem durch allergische Reaktion nicht nur Histamin, sondern auch Serotonin freigesetzt werden.
Diese, Deine Ansicht vertrete ich auch.

Zitat:Letzteres wird mit einem Mangel und den daraus resultierenden entzugserscheinungen bestraft, da hilft eigentlich nur VERMEIDEN und gleichzeitig warten, dass sich die Serotonin-Bilanz wieder einpendelt.

Das ist des Pudels Kern, wir bzw. ich weis, das ich bei nicht Rauchen quasi bestraft werde, na will ich den das, dem Schweinehund nach, möchte ich keine Bestrafung, die Vernunft sagt das Gegenteil, aufhören und gut weiterleben. Eigentlich müsste ich nur dafür sorgen dass die Vernunft die Oberhand bekommt und somit den inneren Schweinehund besiegt, so die Theorie. Ich glaub, egal bei welcher Sucht, wenn man mal die Problematik erkannt und erarbeitet hat, ist schon halb gewonnen. Mit den Unverträglichkeiten habe ich auch nicht mit einem Schlag aufgehört, wollte nicht glauben dass ich vieles nicht essen kann. Musste zuerst komplett am Boden liegen um endlich zu begreifen. Diesen langen Lernprozess will ich mir beim rauchen nicht mehr antun, folglich Mensch denk und handelt.

Hab schon mehrmals versucht von einem Tag auf den anderen nicht mehr zu rauchen, das schaffe ich nicht. Beim weglassen von Unverträglichkeiten merkt man relativ schnell eine Verbesserung, beim „nicht rauchen“ eher nicht. So, jetzt hab ich mich selbst erwischt wie ich mir schon wieder eine Ausrede zu Recht gebastelt hab. Alles Unfug, vom weglassen der Unverträglichkeiten bis heute, wo es mir gut geht, sind auch fast 2 Jahre vergangen.

Entzug, die Bestrafung, wollen wir ausgleichen in dem wir uns belohnen. Die meisten Raucher greifen dann zu den Süßigkeiten. Ich glaube nicht das man vom nicht rauchen dick wird, sondern von den Ersatzdrogen, Schoko, zu vieles und gutes Essen usw. Bei den Unverträglichkeiten ist es doch das Selbe, kaum hatte ich mir einen Ersatz für das gewohnte gute Essen erarbeitet, gebe zu ich esse sehr gerne Gut, hatte ich mit dem weglassen der Unverträglichkeiten kein Problem mehr. Bin nicht besonders willensstark und verzichte äußerst ungern, bis gar nicht.

Aus Neugierde koste ich manchmal von meinen Mitbewohner Gebäck oder ähnliches, dann weis ich wieder was ich nicht will, die Sachen schmecken, na ja, will mich nicht näher darüber auslassen. Bin immer wieder auf´s Neue erstaunt, wie ich das Jahrzehnte lang auch konsumieren konnte, ohne das mir das jemals aufgefallen wäre. Ich denk da spielt die schleichende kaum merkliche Gewohnheit viel mit.

Zitat:dass sich die Serotonin-Bilanz wieder einpendelt
Da drängt sich die Frage auf, wie kommt man über die Zeit bis sich wieder alles eingependelt hat, das geht ja auch nicht mit schnipp und alles ist ok. Mein Ersatz wird wohl der Sport sein, als ehemaliger fast Aktiver weis ich das auch da die Gefahr der Übertreibung lauert.

Sollte die ganzen Überlegungen nicht fruchten und ich nach wie vor mit dem Rauchen nicht aufhören, dann melde ich mich zum freiwilligen sozialdienst im Krankenhaus oder Pflegeheim auf der Lungenstation.

Liebe Grüße Jutta
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