Mensch, Uli, bei dem Thema gehst du ja richtig in die Luft!
Und das glaub ich nun wohl, dass du ganz grimmig gucken kannst.
Aber guck dabei nicht mich an!
Ich bin unschuldig.
Bin kein Pharmakologe.
Hab nur als Kind öfter mal im Apothekenlabor gespielt und durfte beim Salbemachen zuschauen.
Mutter war Pharmazie-Ingenieur im Labor einer DDR-Apotheke. So ein Labor war damals noch fast ein kleines "Pharmaunternehmen" und stellte viele Medis selbst her. Vor allem spezielle Rezepturen für Kinder und für Menschen mit seltenen Krankheiten, auch für Allergiker. Nach der Wende hat sich das geändert. Die Medis kamen nun praktisch alle von der Industrie. Vor 10 Jahren ging Mutti in Rente. Eine gewisse emotionale Verbundenheit mit der Apotheke (alten Stils) wirst du mir da sicher zugestehen.
Pharmaexperte bin ich nicht geworden. Meine Interessen lagen woanders. Habe also keinen Einfluss auf die Branche. Sonst würde ich manches anders machen.
Denn ich bin auch ein Gschubbster, vielleicht sogar eine Extraportion gschubbst. Denn bei mir sieht man nichts. Es gibt nur Störungen des Tastempfindens, der Feinmotorik, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Alpträume, Hyperventilation ... Nur bei Nickel auf der Haut reagiere ich wie ein "normaler" Allergiker. Und wie ein Arzt reagiert, wenn er nichts "sehen" kann, weder äußerlich, noch auf irgendeinem Monitor, wenn er irgendein Testprogramm abspult, das kannst du dir wohl ausmalen. Er wird dann sehr sehr böse, weil du störst, nicht reinpasst ins Schema F, ihm, wenn er die Zeit hätte, nachzudenken, die Grenzen seines Wissens und seiner Lösungskompetenz aufzeigen würdest. Er jagt dich fort oder droht mit Psychotherapie. (Irgendwie auch dumm, dass Neurologie und Psychotherapie eine Facharztsparte bilden.)
Und Erfahrung mit "hilfreichen" Medikamenten habe ich auch schon.
Mir wurden vor ein paar Jahren die vier Weißheitszähne herausoperiert. Danach sollte ich vorbeugend Penicillintabletten schlucken. Mein instinktiver Widerwille dagegen wuchs von Tag zu Tag. Ich bekam Atemnot, Anfälle von ein paar Stunden, die zunehmend länger wurden. Etwa nach einer Woche sollte ich zum Fädenziehen zum Zahnarzt. Da gings mir schon so schlecht, dass ich beschlossen hatte, das Penicillin nicht mehr zu nehmen. Ich hab gedacht, der Arzt kann mir gleich gegen den Erstickungsanfall, den ich gerade hatte, helfen. Die Schwester war sehr besorgt. Nicht so der Herr Doktor. Sagte nur unwirsch, ich könne das Penicillin absetzen und solle nicht so übertrieben atmen (Schnappatmung), ich röche nämlich nicht so gut aus dem Mund. (Klar, bei großen frischen Wunden in den Kieferknochen ist es um die Zahnpflege nicht zum besten bestellt, aber ein Zahnarzt sollte das abkönnen oder?)
Man möchte sagen: es verschlug mir die Sprache. Aber ich konnte durch den Anfall sowieso kaum sprechen, konnte ihn nicht nochmal um Hilfe bitten, konnte ihm nicht die Meinung sagen. Er hat mich wieder weggeschickt. Mit Müh und Not habe ich es irgendwie nach Hause geschafft, ohne unterwegs umzufallen. Der Anfall wollte gar nicht wieder aufhören. Auf dem Beipackzettel stand was von Penicillinallergie, was auf meinen Fall zu passen schien. So musste der Notarzt gerufen werden.
Die Notärztin war sehr nett. Hyperventilation. Sie kriegen genug Luft. Besteht kein Grund zur Aufregung. Ganz ruhig atmen. Spritzt mir ein Beruhigungsmittel. Beipackzettel? Ach das muss man nicht so ernst nehmen, was da alles drauf steht. Vom Penicillin kanns nicht kommen, weil ja längst abgesetzt. - Das Beruhigungsmittel hat mich in den Schlaf versetzt und den Anfall unterbrochen. Später kamen neue Attacken, aber schwächere. Es hat noch Tage gedauert, bis ich ganz zur Ruhe kam.
Das Medikament enthielt Sorbit. Ich kam dann später drauf, dass die Erstickungsanfälle daher kamen. Unter normalen Bedingungen hätte ich instinktiv nie so viel Sorbit zu mir genommen. Das war nur unter dem Zwang der Medikation möglich. Von meiner SI hatte ich vorher nichts gewusst.
Jetzt guckst du hoffentlich nicht mehr so grimmig.
Als Kind bin ich ab und zu umgefallen. In der Öffentlichkeit. Ohnmächtig, aber nur ganz kurz. Gab immer eine Riesenaufregung unter den Erwachsenen. Ein Arzt wurde gerufen. Das war mir immer peinlich, denn ich brauchte doch nur ein bisschen Ruhe. War der Arzt da, war es eigentlich schon vorbei, und einen Rat wusste er auch nicht. In der Schulzeit hatte ich zweimal eine längere apathische Phase. Es war unerklärlich und ich habs selbst nicht verstanden. Keine schulischen oder familiären Probleme. Ich kam für einige Tage ins Krankenhaus. Sie haben "alles Mögliche" untersucht, aber nichts gefunden. Vielleicht ein bisschen Eisenmangel. Und: der Junge soll gut essen. Die trüben Phasen sind immer von selbst wieder verschwunden. Sie blieben mysteriös.
Erst viele Jahre später bin ich den Ursachen meiner seltsamen Probleme auf die Spur gekommen. Da wars schon Essig mit meiner "Karriere". Ich hab seitdem oft gedacht: Wenn man damals, als ich in der Schulzeit im Krankenhaus war, auch nur ansatzweise den Ursachen nahegekommen wäre, wenn irgendjemand im Zusammenhang mit mir an eine Allergie gedacht hätte, wenn sie bei der Bestimmung des Blutbildes auch an den Magnesiumspiegel gedacht hätten - mein Leben wäre ganz anders verlaufen. Aber die Ärzte gucken immer nur nach Eisen, nie nach Magnesium. Nur: Mit Magnesiummangel kann man in einem geistig-feinmotorischen Beruf nicht bestehen.
Deshalb freut es mich, wenn sich hier im Forum Mütter melden, die den Leiden ihrer kleinen Sorgenkinder auf die Schliche kommen wollen, freut es mich, dass sie durch dieses Forum auf die richtige Fährte gebracht werden, bevor das berufliche Leben der Kinder vermasselt ist. Gerade deshalb finde ich eure Arbeit hier so wichtig.
Falls du je etwas anderes gedacht haben solltest, Uli: Wir stehen auf der gleichen Seite der Barrikade!
Ich hoffe nur, dass ich nicht zu "gschubbst" für eure Runde bin, weil ich von Sorbit müde werde und so eine Art Muskelkater kriege - beides erst nach drei Tagen -, aber partout keinen Durchfall.
Aber ich sollte nochmal Karens Faden weiterspinnen.
Es ging nicht darum, Ärzte und Pharmabranche zu verteidigen. Ich meine nur, dass es praktischer ist, sich "in die andere Seite" hineinzuversetzen und zu verstehen, warum sie so denkt und handelt, wie sie es tut. Und ich mache mir nun mal keine Illusionen. Ich sage nüchtern und nach bestem Wissen (aber ich weiß nicht alles), wie es ist, ohne mich zu echauffieren. Ich sage nicht, dass es gut so ist.
Wenn du schreibst: "zu bestimmten Ergebnissen kam und genau die als positiv getesteten Substanzen in den angeblich hilfreichen Medis verordnete", dann deutet sich hier eine Ungenauigkeit im Denken an. Karen hatte korrekt geschrieben: "bekomme hochdosiertes Vitamin B12". Das wurde ihr verordnet, nicht Sorbit und Laktose. Die waren nur mit drin. Ärzte denken in Kategorien von Wirkstoffen. Sie sehen: da fehlt B12, also her mit dem B12. B12 ist da, Problem gelöst. Wie in meinem Fall. Ich habe Penicillin bekommen. Kein Mensch hat mir Sorbit verordnet. (Sorbit hilft nämlich nicht, ist doch klar.) Es sind Penicillintabletten, also redet alle Welt nur von Penicillin. Notärztin weiß: Penicillin kanns nicht sein, schwups ist die Tablettengeschichte erledigt.
Das hängt natürlich noch mit einem weiteren Denkfehler der Ärzte zusammen. Sie denken fast immer in Wahrscheinlichkeiten, ohne sich dessen bewusst zu werden. In den Lehrbüchern steht noch "in der Regel" oder "meist" oder "häufig". Aber in die praktischen Überlegungen fließen solche relativierenden Angaben nicht ein. Dass der unwahrscheinliche Fall ja sehr wohl vorkommt, wird vergessen. Und wir, die wir Sorbit nicht vertragen, sind eben die Unwahrscheinlichen. Ärzte müssen sich in kurzer Zeit in einer sehr komplexen Welt zurechtfinden. Da wird reduziert, vereinfacht, nach Schema F gehandelt. Wer aus dem Rahmen fällt, hat Pech gehabt.
In Karens Fall ist es natürlich schon traurig, denn es ging ja um allergologische Untersuchungen.
Ich wollte im Grunde nur auf die Möglichkeiten der Arbeitsteilung zwischen Arzt und Apotheke beim Ermitteln des Medikaments mit der geringsten Schadenswirkung hinweisen. Was das Heraussuchen von Medikamenten im Computer betrifft, haben wir uns glaube ich missverstanden. Natürlich findet man alle Inhaltsstoffe, doch die erste Suche bezieht sich auf den Wirkstoff.
Auch die Pharmaindustrie hat ein sehr beschränktes Weltbild. Neue Medis werden am "Durchschnittsmann" getestet, nicht an Frauen, die teilweise anders sind, nicht an alten Menschen, die oft wegen schlechter Nierenfunktion die Medis nicht so gut abbauen können - und offensichtlich auch nicht an LI-Leuten. (Wer will sich schon seine Forschungsergebnisse versauen?). Für Kinder rechnet man die Dosis nach kg Körpergewicht um. Bei Allergikern geht das leider nicht so einfach.
lg
Bolek
Und das glaub ich nun wohl, dass du ganz grimmig gucken kannst.
Aber guck dabei nicht mich an!
Ich bin unschuldig.
Bin kein Pharmakologe.
Hab nur als Kind öfter mal im Apothekenlabor gespielt und durfte beim Salbemachen zuschauen.
Mutter war Pharmazie-Ingenieur im Labor einer DDR-Apotheke. So ein Labor war damals noch fast ein kleines "Pharmaunternehmen" und stellte viele Medis selbst her. Vor allem spezielle Rezepturen für Kinder und für Menschen mit seltenen Krankheiten, auch für Allergiker. Nach der Wende hat sich das geändert. Die Medis kamen nun praktisch alle von der Industrie. Vor 10 Jahren ging Mutti in Rente. Eine gewisse emotionale Verbundenheit mit der Apotheke (alten Stils) wirst du mir da sicher zugestehen.
Pharmaexperte bin ich nicht geworden. Meine Interessen lagen woanders. Habe also keinen Einfluss auf die Branche. Sonst würde ich manches anders machen.
Denn ich bin auch ein Gschubbster, vielleicht sogar eine Extraportion gschubbst. Denn bei mir sieht man nichts. Es gibt nur Störungen des Tastempfindens, der Feinmotorik, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Alpträume, Hyperventilation ... Nur bei Nickel auf der Haut reagiere ich wie ein "normaler" Allergiker. Und wie ein Arzt reagiert, wenn er nichts "sehen" kann, weder äußerlich, noch auf irgendeinem Monitor, wenn er irgendein Testprogramm abspult, das kannst du dir wohl ausmalen. Er wird dann sehr sehr böse, weil du störst, nicht reinpasst ins Schema F, ihm, wenn er die Zeit hätte, nachzudenken, die Grenzen seines Wissens und seiner Lösungskompetenz aufzeigen würdest. Er jagt dich fort oder droht mit Psychotherapie. (Irgendwie auch dumm, dass Neurologie und Psychotherapie eine Facharztsparte bilden.)
Und Erfahrung mit "hilfreichen" Medikamenten habe ich auch schon.
Mir wurden vor ein paar Jahren die vier Weißheitszähne herausoperiert. Danach sollte ich vorbeugend Penicillintabletten schlucken. Mein instinktiver Widerwille dagegen wuchs von Tag zu Tag. Ich bekam Atemnot, Anfälle von ein paar Stunden, die zunehmend länger wurden. Etwa nach einer Woche sollte ich zum Fädenziehen zum Zahnarzt. Da gings mir schon so schlecht, dass ich beschlossen hatte, das Penicillin nicht mehr zu nehmen. Ich hab gedacht, der Arzt kann mir gleich gegen den Erstickungsanfall, den ich gerade hatte, helfen. Die Schwester war sehr besorgt. Nicht so der Herr Doktor. Sagte nur unwirsch, ich könne das Penicillin absetzen und solle nicht so übertrieben atmen (Schnappatmung), ich röche nämlich nicht so gut aus dem Mund. (Klar, bei großen frischen Wunden in den Kieferknochen ist es um die Zahnpflege nicht zum besten bestellt, aber ein Zahnarzt sollte das abkönnen oder?)
Man möchte sagen: es verschlug mir die Sprache. Aber ich konnte durch den Anfall sowieso kaum sprechen, konnte ihn nicht nochmal um Hilfe bitten, konnte ihm nicht die Meinung sagen. Er hat mich wieder weggeschickt. Mit Müh und Not habe ich es irgendwie nach Hause geschafft, ohne unterwegs umzufallen. Der Anfall wollte gar nicht wieder aufhören. Auf dem Beipackzettel stand was von Penicillinallergie, was auf meinen Fall zu passen schien. So musste der Notarzt gerufen werden.
Die Notärztin war sehr nett. Hyperventilation. Sie kriegen genug Luft. Besteht kein Grund zur Aufregung. Ganz ruhig atmen. Spritzt mir ein Beruhigungsmittel. Beipackzettel? Ach das muss man nicht so ernst nehmen, was da alles drauf steht. Vom Penicillin kanns nicht kommen, weil ja längst abgesetzt. - Das Beruhigungsmittel hat mich in den Schlaf versetzt und den Anfall unterbrochen. Später kamen neue Attacken, aber schwächere. Es hat noch Tage gedauert, bis ich ganz zur Ruhe kam.
Das Medikament enthielt Sorbit. Ich kam dann später drauf, dass die Erstickungsanfälle daher kamen. Unter normalen Bedingungen hätte ich instinktiv nie so viel Sorbit zu mir genommen. Das war nur unter dem Zwang der Medikation möglich. Von meiner SI hatte ich vorher nichts gewusst.
Jetzt guckst du hoffentlich nicht mehr so grimmig.
Als Kind bin ich ab und zu umgefallen. In der Öffentlichkeit. Ohnmächtig, aber nur ganz kurz. Gab immer eine Riesenaufregung unter den Erwachsenen. Ein Arzt wurde gerufen. Das war mir immer peinlich, denn ich brauchte doch nur ein bisschen Ruhe. War der Arzt da, war es eigentlich schon vorbei, und einen Rat wusste er auch nicht. In der Schulzeit hatte ich zweimal eine längere apathische Phase. Es war unerklärlich und ich habs selbst nicht verstanden. Keine schulischen oder familiären Probleme. Ich kam für einige Tage ins Krankenhaus. Sie haben "alles Mögliche" untersucht, aber nichts gefunden. Vielleicht ein bisschen Eisenmangel. Und: der Junge soll gut essen. Die trüben Phasen sind immer von selbst wieder verschwunden. Sie blieben mysteriös.
Erst viele Jahre später bin ich den Ursachen meiner seltsamen Probleme auf die Spur gekommen. Da wars schon Essig mit meiner "Karriere". Ich hab seitdem oft gedacht: Wenn man damals, als ich in der Schulzeit im Krankenhaus war, auch nur ansatzweise den Ursachen nahegekommen wäre, wenn irgendjemand im Zusammenhang mit mir an eine Allergie gedacht hätte, wenn sie bei der Bestimmung des Blutbildes auch an den Magnesiumspiegel gedacht hätten - mein Leben wäre ganz anders verlaufen. Aber die Ärzte gucken immer nur nach Eisen, nie nach Magnesium. Nur: Mit Magnesiummangel kann man in einem geistig-feinmotorischen Beruf nicht bestehen.
Deshalb freut es mich, wenn sich hier im Forum Mütter melden, die den Leiden ihrer kleinen Sorgenkinder auf die Schliche kommen wollen, freut es mich, dass sie durch dieses Forum auf die richtige Fährte gebracht werden, bevor das berufliche Leben der Kinder vermasselt ist. Gerade deshalb finde ich eure Arbeit hier so wichtig.
Falls du je etwas anderes gedacht haben solltest, Uli: Wir stehen auf der gleichen Seite der Barrikade!
Ich hoffe nur, dass ich nicht zu "gschubbst" für eure Runde bin, weil ich von Sorbit müde werde und so eine Art Muskelkater kriege - beides erst nach drei Tagen -, aber partout keinen Durchfall.
Aber ich sollte nochmal Karens Faden weiterspinnen.
Es ging nicht darum, Ärzte und Pharmabranche zu verteidigen. Ich meine nur, dass es praktischer ist, sich "in die andere Seite" hineinzuversetzen und zu verstehen, warum sie so denkt und handelt, wie sie es tut. Und ich mache mir nun mal keine Illusionen. Ich sage nüchtern und nach bestem Wissen (aber ich weiß nicht alles), wie es ist, ohne mich zu echauffieren. Ich sage nicht, dass es gut so ist.
Wenn du schreibst: "zu bestimmten Ergebnissen kam und genau die als positiv getesteten Substanzen in den angeblich hilfreichen Medis verordnete", dann deutet sich hier eine Ungenauigkeit im Denken an. Karen hatte korrekt geschrieben: "bekomme hochdosiertes Vitamin B12". Das wurde ihr verordnet, nicht Sorbit und Laktose. Die waren nur mit drin. Ärzte denken in Kategorien von Wirkstoffen. Sie sehen: da fehlt B12, also her mit dem B12. B12 ist da, Problem gelöst. Wie in meinem Fall. Ich habe Penicillin bekommen. Kein Mensch hat mir Sorbit verordnet. (Sorbit hilft nämlich nicht, ist doch klar.) Es sind Penicillintabletten, also redet alle Welt nur von Penicillin. Notärztin weiß: Penicillin kanns nicht sein, schwups ist die Tablettengeschichte erledigt.
Das hängt natürlich noch mit einem weiteren Denkfehler der Ärzte zusammen. Sie denken fast immer in Wahrscheinlichkeiten, ohne sich dessen bewusst zu werden. In den Lehrbüchern steht noch "in der Regel" oder "meist" oder "häufig". Aber in die praktischen Überlegungen fließen solche relativierenden Angaben nicht ein. Dass der unwahrscheinliche Fall ja sehr wohl vorkommt, wird vergessen. Und wir, die wir Sorbit nicht vertragen, sind eben die Unwahrscheinlichen. Ärzte müssen sich in kurzer Zeit in einer sehr komplexen Welt zurechtfinden. Da wird reduziert, vereinfacht, nach Schema F gehandelt. Wer aus dem Rahmen fällt, hat Pech gehabt.
In Karens Fall ist es natürlich schon traurig, denn es ging ja um allergologische Untersuchungen.
Ich wollte im Grunde nur auf die Möglichkeiten der Arbeitsteilung zwischen Arzt und Apotheke beim Ermitteln des Medikaments mit der geringsten Schadenswirkung hinweisen. Was das Heraussuchen von Medikamenten im Computer betrifft, haben wir uns glaube ich missverstanden. Natürlich findet man alle Inhaltsstoffe, doch die erste Suche bezieht sich auf den Wirkstoff.
Auch die Pharmaindustrie hat ein sehr beschränktes Weltbild. Neue Medis werden am "Durchschnittsmann" getestet, nicht an Frauen, die teilweise anders sind, nicht an alten Menschen, die oft wegen schlechter Nierenfunktion die Medis nicht so gut abbauen können - und offensichtlich auch nicht an LI-Leuten. (Wer will sich schon seine Forschungsergebnisse versauen?). Für Kinder rechnet man die Dosis nach kg Körpergewicht um. Bei Allergikern geht das leider nicht so einfach.
lg
Bolek