01.02.2005, 21:34
Hallo zusammen,
Genau dieses Probelm vergessen leider sehr, sehr viele der medizinischen "Studien" (oder was sich dort so nennt) vollkommen, resp. das Problem scheint dort vollkommen unbekannt zu sein. Hauptsache hohe Korrelation rauskriegen (meist sogar auf einem nichtigen Signifikanzniveau) und daraus einen angeblichen ursächlichen Zusammenhang konstruieren.
Eine Korrelation beweist gar nichts (der Begriff ist in dem Zusammenhang komplett falsch!). Ein hohes r² (Korrelationsmaß nach Pearson) sagt nur, dass die Werte statistisch gesehen in irgendwie gleichförmiger Weise variieren (wenn das eine hoch, tendenziell auch das andere hoch, wenn das eine nierdrig tendenziell auch das andere niedrig).
Die Deutung dieses statistischen Zusammenhangs kann immer nur aus Plausibilitätserwägungen geschlossen werden. Diese Allgemeinaussagen können jedoch dann nie wirklich bewiesen, sondern im höchsten Falle falsifiziert (=verworfen) werden.
(So wie mit dem Storch und den Kindern, negativ beweisen ist, dass keiner der bekannten Störche dazu in der Lage ist, Menschenkinder zu bringen. Mein Menschenvertsand sagt mir, dass ist sehr plausibel. (Wobei damit grundsätzlich nie beweisen werden kann, dass es grundsätzlich keinen Storch gibt, der irgendwo im Universum Kinder bringt. Ich kann nur sagen: alle untersuchten Störche waren dazu nicht in der Lage, daraus schließe! ich, dass nach aller Erfahrung auch sonst kein Storch dazu in der Lage ist. Dieser Satz gilt solange, bis er falsifiziert wurde (also bewiesen wurde, dass er falsch ist).
Diese Überlegungen gehen v.a. auf die Wissenschaftstheorie Karl Poppers zurück.
Poppers Beispiel sind Schwäne. Bis zur Entdeckung Australiens ging man in Europa davon aus, es gäbe nur weiße Schwäne. Es galt der Satz: (H0): "Es gibt nur weiße Schwäne." Für Europa hat dieses Modell funktioniert. Poper sagt nun: Nur weil bisher nur weiße Schwäne gesichtet wurden, muss das nicht heißen, dass es irgendwo nicht doch vielleicht schwarze Schwäne geben könnte... und tatsächlich, australische Schwäne sind schwarz! Mit der ersten Sichtung eines schwarzen Schwanes wurde bewiesen, dass die Allgemeinaussage falsch ist und damit H0 verworfen.
(was ganz anderes ist es mit Existenzaussagen (dem umgekehrten Satz) wie H0: "Es gibt schwarze Schwäne" Die kann ich beweisen aber nie falsifizieren ...
Soo mehr als genug der Grundstudiums-Vorlesung
"Einführung in die Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens" :viking:
liebe Grüße
Sascha, Dipl. Soz. Zitat:Original von Ricky ... und dann guck Dir mal die Geburtenziffern hier und dort an; ein weiterer schlagender Beweis.Genau nach dem Muster läuft ja der statistische "Beweis": es gibt einen signifikanten Zusammenhang (hohe Korrelation auf hohem Signifikanzniveau) zwischen Geburtenrate und Anzahl der Störche, dem ist tatsächlich so. Das ist von wahrscheinlich allen Statistik und Methoden-Profs der Grundstudium Standard-Verweis auf die Nichtigkeit von Korrelationen und auf das Drittvariablenprobleme (in dem Fall Unterentwicklung, ländlicher Strukturraum, Wiesen- und Felderwirtschaft).![]()
Genau dieses Probelm vergessen leider sehr, sehr viele der medizinischen "Studien" (oder was sich dort so nennt) vollkommen, resp. das Problem scheint dort vollkommen unbekannt zu sein. Hauptsache hohe Korrelation rauskriegen (meist sogar auf einem nichtigen Signifikanzniveau) und daraus einen angeblichen ursächlichen Zusammenhang konstruieren.
Eine Korrelation beweist gar nichts (der Begriff ist in dem Zusammenhang komplett falsch!). Ein hohes r² (Korrelationsmaß nach Pearson) sagt nur, dass die Werte statistisch gesehen in irgendwie gleichförmiger Weise variieren (wenn das eine hoch, tendenziell auch das andere hoch, wenn das eine nierdrig tendenziell auch das andere niedrig).
Die Deutung dieses statistischen Zusammenhangs kann immer nur aus Plausibilitätserwägungen geschlossen werden. Diese Allgemeinaussagen können jedoch dann nie wirklich bewiesen, sondern im höchsten Falle falsifiziert (=verworfen) werden.
(So wie mit dem Storch und den Kindern, negativ beweisen ist, dass keiner der bekannten Störche dazu in der Lage ist, Menschenkinder zu bringen. Mein Menschenvertsand sagt mir, dass ist sehr plausibel. (Wobei damit grundsätzlich nie beweisen werden kann, dass es grundsätzlich keinen Storch gibt, der irgendwo im Universum Kinder bringt. Ich kann nur sagen: alle untersuchten Störche waren dazu nicht in der Lage, daraus schließe! ich, dass nach aller Erfahrung auch sonst kein Storch dazu in der Lage ist. Dieser Satz gilt solange, bis er falsifiziert wurde (also bewiesen wurde, dass er falsch ist).
Diese Überlegungen gehen v.a. auf die Wissenschaftstheorie Karl Poppers zurück.
Poppers Beispiel sind Schwäne. Bis zur Entdeckung Australiens ging man in Europa davon aus, es gäbe nur weiße Schwäne. Es galt der Satz: (H0): "Es gibt nur weiße Schwäne." Für Europa hat dieses Modell funktioniert. Poper sagt nun: Nur weil bisher nur weiße Schwäne gesichtet wurden, muss das nicht heißen, dass es irgendwo nicht doch vielleicht schwarze Schwäne geben könnte... und tatsächlich, australische Schwäne sind schwarz! Mit der ersten Sichtung eines schwarzen Schwanes wurde bewiesen, dass die Allgemeinaussage falsch ist und damit H0 verworfen.
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(was ganz anderes ist es mit Existenzaussagen (dem umgekehrten Satz) wie H0: "Es gibt schwarze Schwäne" Die kann ich beweisen aber nie falsifizieren ...
Soo mehr als genug der Grundstudiums-Vorlesung
"Einführung in die Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens" :viking:
liebe Grüße

vgl.: Wikipedia - Falsifizierbarkeit - Beispiele
Wikipedia - Karl Popper
Womit wir es oft zu tun haben?
Mit "Leidenden, die es sich selbst nicht eingestehen wollen, was sie sind, mit Betäubten und Besinnungslosen, die nur eins fürchten: zum Bewußtsein zu kommen." (Nietzsche 1887)
Mit "Leidenden, die es sich selbst nicht eingestehen wollen, was sie sind, mit Betäubten und Besinnungslosen, die nur eins fürchten: zum Bewußtsein zu kommen." (Nietzsche 1887)