04.03.2005, 15:41
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/newsdr...p?id=19356
Zöliakie: Screening bei Osteoporose-Patienten gefordert
ST.LOIUS. Patienten mit einer subklinischen Zöliakie können eine Osteoporose entwickeln. Nach den Ergebnissen einer Fall-Kontroll-Studie in den Archives of Internal Medicine (2005; 165: 393-399) ist dies sogar recht häufig der Fall. Die Prävalenz war so hoch, dass die Autoren ein Screening aller Patienten erwägen, die wegen einer Osteoporose in Behandlung sind.
Die Zöliakie, eine Unverträglichkeit des Darms gegenüber dem Klebereiweiß Gluten, wird häufig übersehen. Viele Patienten haben geringe Beschwerden. Ihr niedriges Körpergewicht und die leichte Diarrhö wecken keinen Verdacht. Das gleiche gilt für die begleitende leichte Anämie. Die Zöliakie führt jedoch zu einer schwerwiegenden Malabsorption unter anderem von Kalzium. Die Folge kann ein Abbau des Knochens sein. Rachitis (im Kindesalter) und Osteoporose (im Alter) sind lange bekannte Komplikationen, deren Häufigkeit jedoch bisher weit unterschätzt wurde. In der aktuellen Studie hatten Patienten, die an einer Osteoporose-Fachklinik behandelt wurden, ein um den Faktor 17 erhöhtes Risiko, an einer Zöliakie zu leiden, als eine Kontrollgruppe mit normaler Knochendichte. Die Behandlung der Zöliakie durch eine glutenfreie Ernährung führte zu einem schnellen Anstieg der Knochendichte.
William Stenson und Mitarbeiter der Washington Universität in St.Louis/Missouri hatten bei Osteoporose-Patienten Tests auf Anti-Transglutaminase-Antikörper (ATA) und Endomysiumantikörper (EMA) durchgeführt. Sie sind Teil eines einfachen Screening-Tests auf diese Störung, deren Diagnose eine kompliziertere Dünndarmbiopsie erfordert zum Nachweis der Zottenatrophie und anderer histologischer Veränderungen. Bei neun von 266 Patienten (3,4 Prozent) wurde mittels Dünndarmbiopsie eine Zöliakie diagnostiziert. In der Kontrollgruppe von 574 Patienten ohne Osteoporose wurde nur ein Patient mit Zöliakie diagnostiziert. Diese Rate von 0,2 Prozent entspricht in etwa der Zöliakie-Prävalenz in der Allgemeinbevölkerung.
Jeder 30. Osteoporose-Patient litt unter einer Zöliakie. Bei ihnen korrelierte das Ausmaß der Osteoporose mit dem Titer der Anti-Transglutaminase-Antikörper (ATA), was den kausalen Zusammenhang unterstreicht. Der Beweis erfolgte durch die Behandlung der Patienten mit einer glutenfreien Ernährung. Die Knochendichte erholte sich nach Angaben der Autoren schneller, als dies unter einer Standardtherapie der Osteoporose zu erwarten gewesen wäre. Stenson und Mitarbeiter sprechen sich dafür aus, bei allen Patienten mit Osteoporose Antikörpertests auf eine Zöliakie durchzuführen, um im Fall einer histologisch bestätigten Diagnose die Therapie in die richtige Bahn zu lenken. Bei einer Prävalenz von 3,4 Prozent in seinem Kollektiv, ist dies sicherlich eine vertretbare Maßnahme.
Der Editorialist Alan Buchman von der Northwestern University in Chicago stellt weitergehende Überlegungen an. Er fragt sich, ob angesichts der hohen Verbreitung der Erkrankung nicht andere Risikopopulationen, etwa alle jungen weißen Frauen, gescreent werden sollten (Arch Int Med. 2005; 165: 370-371). Der Test ist einfach und könnte von jedem Hausarzt veranlasst werden. Die Kosten pro vermiedener Fraktur beziffert der Kommentator auf 43 000 Dollar, was durchaus im Rahmen anderer Früherkennungsuntersuchungen, etwa des Brustkrebses läge. Diese Frage müsste in weiteren groß angelegten Studien geklärt werden. /rme
Links zum Thema
Abstract der Studie in Archives of Internal Medicine
http://archinte.ama-assn.org/cgi/content.../165/4/393
Pressemitteilung der Archives
http://pubs.ama-assn.org/media/2005a/0228.dtl#screening
Pressemitteilung der Washington University School of Medicine
http://www.eurekalert.org/pub_releases/2...22805.php
Leitlinie der Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung (GPGE) vom April 2002
http://www.uni-duesseldorf.de/WWW/AWMF/ll/068-018.htm
Uli
Zöliakie: Screening bei Osteoporose-Patienten gefordert
ST.LOIUS. Patienten mit einer subklinischen Zöliakie können eine Osteoporose entwickeln. Nach den Ergebnissen einer Fall-Kontroll-Studie in den Archives of Internal Medicine (2005; 165: 393-399) ist dies sogar recht häufig der Fall. Die Prävalenz war so hoch, dass die Autoren ein Screening aller Patienten erwägen, die wegen einer Osteoporose in Behandlung sind.
Die Zöliakie, eine Unverträglichkeit des Darms gegenüber dem Klebereiweiß Gluten, wird häufig übersehen. Viele Patienten haben geringe Beschwerden. Ihr niedriges Körpergewicht und die leichte Diarrhö wecken keinen Verdacht. Das gleiche gilt für die begleitende leichte Anämie. Die Zöliakie führt jedoch zu einer schwerwiegenden Malabsorption unter anderem von Kalzium. Die Folge kann ein Abbau des Knochens sein. Rachitis (im Kindesalter) und Osteoporose (im Alter) sind lange bekannte Komplikationen, deren Häufigkeit jedoch bisher weit unterschätzt wurde. In der aktuellen Studie hatten Patienten, die an einer Osteoporose-Fachklinik behandelt wurden, ein um den Faktor 17 erhöhtes Risiko, an einer Zöliakie zu leiden, als eine Kontrollgruppe mit normaler Knochendichte. Die Behandlung der Zöliakie durch eine glutenfreie Ernährung führte zu einem schnellen Anstieg der Knochendichte.
William Stenson und Mitarbeiter der Washington Universität in St.Louis/Missouri hatten bei Osteoporose-Patienten Tests auf Anti-Transglutaminase-Antikörper (ATA) und Endomysiumantikörper (EMA) durchgeführt. Sie sind Teil eines einfachen Screening-Tests auf diese Störung, deren Diagnose eine kompliziertere Dünndarmbiopsie erfordert zum Nachweis der Zottenatrophie und anderer histologischer Veränderungen. Bei neun von 266 Patienten (3,4 Prozent) wurde mittels Dünndarmbiopsie eine Zöliakie diagnostiziert. In der Kontrollgruppe von 574 Patienten ohne Osteoporose wurde nur ein Patient mit Zöliakie diagnostiziert. Diese Rate von 0,2 Prozent entspricht in etwa der Zöliakie-Prävalenz in der Allgemeinbevölkerung.
Jeder 30. Osteoporose-Patient litt unter einer Zöliakie. Bei ihnen korrelierte das Ausmaß der Osteoporose mit dem Titer der Anti-Transglutaminase-Antikörper (ATA), was den kausalen Zusammenhang unterstreicht. Der Beweis erfolgte durch die Behandlung der Patienten mit einer glutenfreien Ernährung. Die Knochendichte erholte sich nach Angaben der Autoren schneller, als dies unter einer Standardtherapie der Osteoporose zu erwarten gewesen wäre. Stenson und Mitarbeiter sprechen sich dafür aus, bei allen Patienten mit Osteoporose Antikörpertests auf eine Zöliakie durchzuführen, um im Fall einer histologisch bestätigten Diagnose die Therapie in die richtige Bahn zu lenken. Bei einer Prävalenz von 3,4 Prozent in seinem Kollektiv, ist dies sicherlich eine vertretbare Maßnahme.
Der Editorialist Alan Buchman von der Northwestern University in Chicago stellt weitergehende Überlegungen an. Er fragt sich, ob angesichts der hohen Verbreitung der Erkrankung nicht andere Risikopopulationen, etwa alle jungen weißen Frauen, gescreent werden sollten (Arch Int Med. 2005; 165: 370-371). Der Test ist einfach und könnte von jedem Hausarzt veranlasst werden. Die Kosten pro vermiedener Fraktur beziffert der Kommentator auf 43 000 Dollar, was durchaus im Rahmen anderer Früherkennungsuntersuchungen, etwa des Brustkrebses läge. Diese Frage müsste in weiteren groß angelegten Studien geklärt werden. /rme
Links zum Thema
Abstract der Studie in Archives of Internal Medicine
http://archinte.ama-assn.org/cgi/content.../165/4/393
Pressemitteilung der Archives
http://pubs.ama-assn.org/media/2005a/0228.dtl#screening
Pressemitteilung der Washington University School of Medicine
http://www.eurekalert.org/pub_releases/2...22805.php
Leitlinie der Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung (GPGE) vom April 2002
http://www.uni-duesseldorf.de/WWW/AWMF/ll/068-018.htm
Uli